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Aktien > Künstliche Intelligenz

Nvidia? Nein, Anleger setzen jetzt auf diese Chip-Aktie

(Foto: Shutterstock)

Favoritenwechsel an der Börse: während bei Nvidia die Luft zum Jahresende raus ist, explodiert die Aktie eines kalifornischen Konkurrenten.

Als achtes Unternehmen hat Broadcom den Sprung auf einen Börsenwert von über einer Billion US-Dollar geschafft. Das kam deshalb überraschend, weil die Aktie des Chipherstellers die dafür noch fehlenden 200 Milliarden US-Dollar innerhalb eines Tages einsammelte – einer der höchsten absoluten Gewinne aller Zeiten an der Börse. Um 25 Prozent waren die Papiere am Freitag der vergangenen Woche gestiegen, nachdem das Unternehmen mit Sitz im kalifornischen San Jose die Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr vorgelegt und vor allem eine überraschend optimistische Prognose bis 2027 abgegeben hatte. In den darauffolgenden Handelstagen kletterte der Kurs noch weiter nach oben, ehe Ende dieser Woche Gewinnmitnahmen einsetzten. Auf Jahressicht hat sich der Wert der Papiere verdoppelt, innerhalb der letzten fünf Jahre fast versechsfacht.

Das reicht nicht an die phänomenalen Kurssteigerungen bei Nvidia heran, weshalb die Broadcom-Aktie lange im Schatten des kalifornischen Konkurrenten stand. Doch zum Jahresende hin hat der Wind gedreht. Während Nvidia-Aktien auf Sechs-Monatssicht leicht verloren haben, liegen die Broadcom-Anteile mit fast 30 Prozent im Plus und sind für Analyst Harlan Sur von JPMorgan aktueller Branchenfavorit.

Broadcom-Aktie

Broadcom profitiert ähnlich wie Nvidia von einer boomenden Nachfrage nach KI-Chips. Entgegen kommt dem Konzern neben der das Angebot übersteigenden Nachfrage dabei auch, dass sich immer mehr Kunden unabhängiger von Nvidia machen wollen, sprich ihre Lieferkette diversifizieren. JPMorgan-Experte Sur schätzt das Wachstum der KI-bezogenen Umsätze kurz- bis mittelfristig auf 40 bis 50 Prozent pro Jahr. Im zurückliegenden Quartal waren die Umsätze mit kundenspezifischen KI-Chips um 150 Prozent auf 3,7 Milliarden Dollar gestiegen, im gesamten Geschäftsjahr 2023/24 haben sich die KI-Erlöse auf 12,2 Milliarden Dollar mehr als verdreifacht. Im nun laufenden ersten Geschäftsquartal rechnet CEO Hock Tan mit einem Plus von 65 Prozent auf 3,8 Milliarden Dollar. Im Geschäftsjahr 2026/27 rechnet Tan dann bereits mit 60 bis 90 Milliarden Dollar Umsatz, die Broadcom theoretisch mit seinen Chips erzielen könnte. „Unsere Chancen in den nächsten 3 Jahren bei KI sind massiv“, sagte der Vorstandschef am Rande der jüngsten Zahlenvorlage. "Da große Technologieunternehmen immer rechenintensivere KI-Dienste anbieten, erwarten wir in den kommenden Jahren weiterhin robuste KI-Investitionen", sehen die Experten der UBS den Markt insgesamt weiter stark wachsen. Allein Alphabet, Amazon, Meta und Microsoft dürften ihre KI-Investitionen bis 2025 um 20 Prozent auf 267 Milliarden Dollar erhöhen, heißt es in einer Analyse der Bank.

Klar, dass Anleger bei solchen Aussichten hellhörig werden und zugreifen. Broadcom hat Tan zufolge zuletzt auch zwei neue Hyperscaler als Kunden gewinnen können. Darunter werden die großen Rechenzentren- und Cloud-Betreiber zusammengefasst, wie beispielsweise Amazon, Microsoft oder Alphabet.

Wer es nicht schon vorher wusste, weiß es jetzt: Broadcom ist ein ernstzunehmender Konkurrent für Nvidia. Entgegen kommt dem Konzern dabei auch, dass er neben der Chip- auch noch eine Software-Sparte hat, die floriert. Die Einnahmen über Abo-Modelle sichern das konjunkturanfällige Chip-Geschäft ab. Die Umsätze und Gewinne im Bereich der „klassischen“ nicht KI-gebundenen Halbleiter sind nämlich zuletzt zurückgegangen.

Insgesamt erreichte Broadcom im abgelaufenen Geschäftsjahr dennoch ein Umsatzplus von 44 Prozent auf 51,6 Milliarden Dollar und einen operativen Gewinnanstieg von 37 Prozent auf 31,9 Prozent. Damit lag die Marge bei 62 Prozent. Im aktuell laufenden Quartal soll diese dann bereits 66 Prozent erreichen, den hohen Gewinnen aus der KI-Sparte sei Dank.

Optimistisch stimmt zudem, dass zumindest nach Ansicht von Bernstein Research-Analyst Stacy Rasgon auch das Kerngeschäft den Boden erreicht haben dürfte. Zur KI-Sonderkonjunktur könnte sich damit auch wieder Wachstum aus der klassischen Halbleiterfertigung ergeben. Ein weiterer Pluspunkt: die 69 Milliarden Dollar schwere Übernahme von VMware aus dem November 2023 dürfte sich beginnen auszuzahlen. Im Bereich Infrastruktur-Software, der maßgeblich von VMware bestimmt wird, verdreifachten sich die Umsätze im zurückliegenden Quartal auf 5,8 Milliarden Dollar.

Bei Broadcom laufen die Geschäfte also so gut wie nie zuvor und die Wachstumsaussichten für die kommenden drei Jahre sind exzellent. Ob das bei der erreichten Bewertung am Aktienmarkt noch für einen Kauf spricht, gilt es jedoch zu hinterfragen. Das KGV liegt derzeit bei fast 200. Immerhin bekommen Anleger bei Broadcom aber aktuell auf eine Dividendenrendite von 0,88 Prozent. Für einen wachstumsstarken Technologiewert ist das durchaus ansehnlich.

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