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Aktien > Kurserholung beschleunigt sich

Nvidia: Neues Rekordhoch nach Hammer-Zahlen?

(Foto: jamesonwu1972 / Shutterstock)

Der KI-Gigant übertrifft im ersten Quartal selbst die höchsten Erwartungen. Der Umsatz steigt um 70 Prozent. Anleger setzen auf die Rückkehr der Rally.

Noch steht das Rekordhoch der Nvidia-Aktie bei rund 153 US-Dollar aus dem Januar dieses Jahres. Und eine Zeit lang sah es auch so aus, als würde dieses eine Weile Bestand haben. Nach wochenlangen Verlusten kosteten Nvidia-Titel Anfang April nur noch etwas über 90 Dollar. Ein Kursrutsch um fast 45 Prozent, ausgelöst zunächst durch die überraschenden KI-Erfolge des chinesischen Start-Ups DeepSeek, das mit wesentlich weniger Rechenleistung als ChatGPT ein ähnlich starkes Large-Language-Model (LLM) entwickelt hatte. Anleger sorgten sich daraufhin um das angesichts der üppigen Aktienbewertung weiter fest eingeplante, überdurchschnittliche Absatzwachstum von Nvidias KI-Chips. Als dann Donald Trump Anfang April seine lange propagierten Zölle auf die Weltwirtschaft losließ, beschleunigte sich der Abwärtstrend.  

Doch nicht einmal ganze zwei Monate später, ist die Welt wieder eine andere. Der Zollschock an der Börse ist ausgestanden. Nachdem der US-Präsident zügig einen Rückzieher machte, indem er Zollpausen einführte, Deals aushandelte, Ausnahmen genehmigte, sind die drastischen Kursverluste in weiten Teilen ausgebügelt. Die Sorgen vor einem globalen Handelskrieg, inklusive globaler Rezession, jedenfalls, sind erst einmal vom Tisch. Das sorgt nicht zuletzt in der weltweit verzahnten sowie zyklischen Chip-Industrie für Entspannung. Schon Mitte Mai kosteten Nvidia-Papiere in der Folge wieder rund 135 US-Dollar. Die nun vorgelegten Zahlen zum ersten Quartal des Chip-Giganten aus dem Silicon Valley dürften dieses v-förmige Comeback weiter befeuern. Denn so schlecht die ersten Monate des Jahres für Nvidia an der Börse liefen, so gut entwickelten sich die fundamentalen Zahlen.

Das dürfte Investoren auch hinsichtlich der DeepSeek-Erfolge entspannter stimmen. Die Nachfrage nach Nvidias KI-Chips bleibt hoch – sehr hoch sogar. Tatsächlich gelang es Nvidia im ersten Geschäftsquartal, dass bei dem Halbleiter-Konzern von Februar bis April läuft, zum elften Mal infolge die Erwartungen der Analysten zu übertreffen. Der Umsatz sprang im Vorjahresvergleich um 69 Prozent von 26,04 Milliarden auf 44,1 Milliarden Dollar nach oben. Angesichts der absoluten Summen, um die es hier geht, ein überragendes Einnahmenplus. Auch im Vergleich zum Vorquartal stand noch ein Plus von zwölf Prozent zu Buche. Der Gewinn kletterte in etwa um ein Viertel auf fast 18,8 Milliarden Dollar. Das Ergebnis je Aktie verbesserte sich von 0,60 auf 0,96 Dollar. Auch diese Kennzahl lag höher als von Analysten im Schnitt zuvor erwartet. Vor dem Hintergrund, dass bei Nvidia der April Teil des ersten Geschäftsquartals ist und somit bereits aufgrund des Handelskonfliktes ein Umsatz in Höhe von 4,5 Milliarden aus China fehlte, wirken die Zahlen noch eindrucksvoller.

Anleger honorierten die Ergebnisse mit einem deutlichen Kursplus von rund fünf Prozent. Der Kursrekord aus dem Januar könnte nun schneller fallen als gedacht. Das erwartete KGV für 2025 liegt bei 46,09. Angesichts der raschen Gewinnsteigerungen, die Nvidia realisiert, kein allzu hoher Wert mehr. Das KGV der Chip-Aktie lag häufig schon bei über 100. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt bei 162 Dollar, rund 20 Prozent über dem aktuellen Kurs.

Nvidia-Aktie

Zwar prognostiziert Nvidia für das laufende zweite Geschäftsquartal eine mit rund 50 Prozent geringere Erlössteigerung. Dies entspräche aber immer noch Umsätzen in Höhe von 45 Milliarden Dollar. Zudem sind im Umsatzausblick rund acht Milliarden Dollar Verlust durch die Exportbeschränkungen für den H20-Chip nach China berücksichtigt. Diesbezüglich jedoch scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen. „Die Plattform, die in China gewinnt, kommt in die Position, global führend zu sein“, ist NVIDIA-Chef Jensen Huang überzeugt. Huang warnte deshalb kürzlich davor, dass Exporthürden für KI-Technik chinesischen Anbieter in eine globale Führungsrolle bringen könnten, anstatt eine solche dadurch zu verhindern. Offen, inwieweit dieses mitunter stichhaltige Argument in US-Regierungskreisen verfängt. Trump jedenfalls – das haben die vergangenen Wochen eindrucksvoll gezeigt – ändert seine Ansichten schnell.

Derweil finden sich in den aktuellen Zahlen und Aussichten die Milliarden-Deals mit den Golf-Staaten noch nicht wieder. Hier verfolgt Trump gegenüber seinem Amtsvorgänger Joe Biden bereits ein Lockerungspolitik in Sachen Ausfuhrbeschränkungen für Hochtechnologie. Während seiner Reise nach Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate, hat Trump gigantische Deals ausgehandelt – auch mit und für Nvidia. Über das neu gegründete Unternehmen Humain will Saudi-Arabien die eigene KI-Infrastruktur ausbauen und Rechenzentren mit rund 500 Megawatt Leistung aufbauen. Nvidia will dazu über die nächsten fünf Jahre hunderttausende seiner fortschrittlichsten KI-Prozessoren an Humain verkaufen, berichtete kürzlich die Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Vereinigten Arabischen Emirate sollen derweil Vereinbarungen über die Lieferung von einer halben Million Nvidia-KI-Chips jährlich mit den USA vereinbart haben. Über das Unternehmen Group 42 soll in dem Wüstenstaat das weltweit größte Datenzentrumscluster entstehen.

„Die weltweite Nachfrage nach NVIDIAs KI-Infrastruktur ist unglaublich stark“, kann Nvidia-CEO Huang da selbstbewusst betonen. „Der KI-König hat inmitten des Handelskriegs abgeliefert“, schrieb Stephen Innes von SPI Asset Management in einem Marktkommentar. Der Konzern habe bestätigt, dass er trotz der sich verschärfenden geopolitischen Stürme widerstandsfähig, agil sowie unbestrittener Eckpfeiler des KI-Megatrends bleibt. Auch UBS-Analyst Timothy Arcuri lobte die „starken Fundamentaldaten“ des KI-Riesen.

Es könnte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Aktie ein neues Rekordhoch erklimmt.

 

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