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Pfeiffer Vacuum: Hier ist noch Luft

Mit Vakuum wird umgangssprachlich ein weitgehend luftleerer Raum bezeichnet. Spezialist für die Erzeugung einer solchen Leere und den damit entstehenden weltraumähnlichen Druckbedingungen, die zur Herstellung vieler Hightech-Produkte benötigt werden, ist Pfeiffer Vacuum. Zwar zeigte sich das Unternehmen jüngst weiterhin nur vorsichtig bezüglich der Geschäftsaussichten 2012, bei der Aktie könnte es dennoch noch Luft nach oben geben.

BÖRSE am Sonntag

Die meisten Eckdaten für das Geschäftsjahr 2011 wurden zwar bereits im Februar vorgelegt, mit der jüngst veröffentlichten Bilanz 2012 gab es aber augenscheinlich dennoch neue Impulse, sodass Anleger beherzt zugegriffen. Die Aktie stieg kräftig, kratzte am Zwischenhoch von Anfang Februar bei 85,54 Euro. Diese Hürde gilt es für ein neues Long-Signal nachhaltig zu knacken. Gelingt ein solcher Ausbruch, könnte dies als spekulatives Kaufsignal interpretiert werden und die Region um 100 Euro ein potenzielles Ziel darstellen. Allerdings darf der Markt nicht verrücktspielen, beispielsweise in dem sich weltweiten Konjunktursorgen verdichten. Dann könnte die Stimmung bei Pfeiffer Vacuum, der als Maschinenbauer stark zyklisch von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängt, schnell wieder umschlagen. Der Vorstand zeigte sich jüngst bereits erneut zurückhaltend und schließt angesichts der sich eintrübenden Prognosen sowohl für die Weltkonjunktur als auch die Maschinenbaubranche einem moderaten Umsatzrückgang im laufenden Jahr derzeit nicht aus.

Höhere Dividende

Die Investoren ließen sich davon ihre Kauflaune aber nicht verderben, im Gegenteil. Ein Argument könnte die angekündigte höhere Dividende für 2011 sein. Der Konzern will der Hauptversammlung am 22. Mai vorschlagen, 3,15 Euro je Aktie auszuschütten, nach 2,90 Euro ein Jahr zuvor. Die Ausschüttungsquote liegt damit erneut bei etwa 75% des Konzerngewinns. Pfeiffer Vacuum setzt damit die kontinuierliche Dividenden-Historie der vergangenen Jahre fort.

Übernahme befeuert Ergebnisse

Basis für die vorgesehene Gewinnbeteiligung 2011 sind die guten Geschäfte. Der Umsatz wurde mehr als verdoppelt, stieg von 220,5 auf 519,5 Mio. Euro. Neben organischem Wachstum trug die zum 31.12.2010 erfolgte Übernahme des französischen Wettbewerbers adixen zu dem kräftigen Anstieg bei. Die Erstkonsolidierung der neuen Tochter in 2011 trieb auch die Erträge. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) kletterte von 52,9 auf 61,8 Mio. Euro. Vor Sondereffekten (Kaufpreisallokation) erreichte das EBIT sogar 75,9 Mio. Euro. Auf dieser Basis resultiert daraus eine EBIT-Marge von 14,6%. Unter dem Strich erzielte Pfeiffer Vacuum einen Überschuss von 41,6 Mio. Euro, 8,5% mehr als im Vorjahr. Ohne Kaufpreisallokation lag der Profit bei 50,6 Mio. Euro. Kaufpreisallokation im Rahmen von Akquisitionen haben zur Folge, dass die zum Erwerbsstichtag mit dem Marktwert angesetzten, erworbenen Vermögenswerte anschließend aufgrund der in der Regel begrenzten zeitlichen Nutzung planmäßig abgeschrieben werden, was zwar nicht liquiditätswirksam ist, jedoch die Erträge schmälert.

Bestens gerüstet

Dieses kleine buchhalterische Manko scheint bei den Investoren jedoch keine Rolle zu spielen. Stattdessen honorieren sie womöglich mehr und mehr die Chancen durch die Übernahme von adixen. Entsprechend könnte die jüngste positive Kursreaktion auch daran liegen, dass ungeachtet des zunächst verhaltenen Optimismus des Unternehmens bezüglich der Geschäftsaussichten 2012, die mittel- bis langfristigen Perspektiven als glänzend eingeschätzt werden. Schließlich wurden augenscheinlich doch wichtige Weichen für eine künftig erfolgreiche Geschäftsentwicklung gestellt. Firmenlenker Manfred Bender bezeichnete 2011 gar als ein Jahr, in dem sich sein Unternehmen so sehr verändert hat wie nie zuvor. Seinen Worten zufolge war das Jahr 1 nach dem Kauf von adixen davon geprägt, die neue Firmenteile in den Konzern zu integrieren, was nun abgeschlossen ist. Er hob dabei hervor, dass Kritiker zwar die durch den Zukauf erst einmal gesunkenen Margen bemängeln, Pfeiffer Vacuum aber weiterhin hoch profitabel ist. Zudem hat seinen Worten zufolge die Zukunft des neuen Konzerns, der jetzt für künftiges Wachstum bestens gerüstet ist, gerade erst begonnen, was sich in den nächsten Jahren auch in wieder deutlich steigenden Margen bemerkbar machen soll.

Megatrend Digitalisierung

Die Zuversicht beruht darauf, dass Pfeiffer Vacuum mit den Zukäufen Trinos (Anfang 2010) und adixen das Sortiment strategisch sinnvoll ergänzte und verbreiterte. Der Konzern schloss damit Lücken im Angebot, kann nun nicht nur Einzelkomponenten und komplexere Systeme, sondern komplette Vakuumlösungen aus einer Hand zur Vakuumerzeugung, -messung und -analyse anbieten. Benötigt werden die Pumpen, Ventile, Messgeräte und komplexen Systeme bei der Produktion vieler Hightech-Produkte und Artikel des täglichen Lebens, bei denen ein Vakuum und die damit entstehenden weltraumähnlichen Druckbedingungen nötig sind. Typische Anwendungsgebiete sind Beschichtungsprozesse bei der Herstellung von Bildschirmen für Computer, Fernseher und Smartphones, von Werkzeugen oder von Solarzellen. Aber auch bei der Fertigung von Halbleitern sowie in der Forschung und Entwicklung, Umwelttechnik und Analytik spielt Vakuumtechnik eine wichtige Rolle. Angesichts der Vielzahl an Einsatzgebieten ergeben sich immer wieder neue Anwendungen und Märkte mit sehr guten Wachstumschancen. Ein weiterer Pluspunkt ist die Ausgewogenheit des Kundenportfolios über verschiedene Sektoren, wodurch man weniger abhängig von einzelnen Branchen ist. Durch den Zukauf von adixen ist die Gesellschaft nun zudem mit einer Produktionsstätte in Asien (Südkorea) präsent, ist damit nahe an den Kunden der Halbleiterindustrie, mit denen man jetzt etwa ein Drittel der Erlöse erzielt. Die Halbleiterbranche ist zwar zyklischer als die anderen bedienten Marktsegmente, der Vorstand sieht die zunehmende Digitalisierung des täglichen Lebens jedoch als Megatrend der nächsten Jahre, von dem man profitieren will.

Fazit

Pfeiffer Vacuum hat 2011 die Übernahme von adixen integriert. Der Zukauf schloss Lücken im Sortiment, sodass der Konzern nun Anbieter kompletter Vakuumlösungen ist. Die Strategie klingt plausibel, scheint außerdem äußerst viel versprechend. Der Konzern scheint damit bestens gerüstet für künftiges Wachstum, nicht zuletzt auch wegen der technologisch führenden Stellung sowie einer ausgewogenen Struktur bezüglich Kundengruppen und Märkten. Entsprechend treten womöglich auch die kurzfristig jüngst noch einmal bestätigten eher zurückhaltenden Aussichten für 2012 in den Hintergrund. Sollte daher der oben skizzierte charttechnische Ausbruch gelingen, sind spekulative Long-Positionen erwägenswert.

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