Philips Electronics: Einsparungen als Triebfeder?
Die Bedingungen für den niederländischen Elektronikkonzern könnten derzeit kaum schlechter sein. Eine schwache Nachfrage, intensiver Wettbewerb sowie hohe Kosten belasten die Ergebnisse. Die bereits seit einiger Zeit auszumachende schwache geschäftliche Entwicklung spiegelt sich auch bei der Aktienperformance wider. Allein vom Zwischenhoch im Januar dieses Jahres hat sich der Kurs halbiert. Vom Zwischentief konnte er sich zwar wieder etwas absetzen, bislang kann dies jedoch nur als Gegenbewegung im Abwärtstrend bewertet werden, womit sich die Frage stellt, ob es Argumente für weitere Zuwächse gibt.
Vielleicht können ja der geplante Konzernumbau und die Sparmaßnahmen Gründe für Käufe liefern. Allerdings müssen diese nachhaltig zu überzeugen wissen. Zudem erwartet der Markt schnelle erste Resultate. Ein weiterer Schritt, der die Zuversicht der Investoren auf eine Besserung der Profitabilität erhöhen könnte, wurde jüngst eventuell gemacht. Philips kündigte den Abbau von weltweit 4.500 Stellen an. Der seit April amtierende neue Konzernchef Frans van Houten bedauerte diese Maßnahme zwar, bezeichnete sie aber als unvermeidlich. „Wir sind noch in den ersten Etappen eines mehrjährigen Aufarbeitungsprozesses, um ein mehr unternehmerisch denkender und schlankerer Konzern zu werden“, betonte er.
Einsparungen
Der Vorstand knüpfte damit an frühere Aussagen an, wonach vor allem die Verwaltung zu groß und kostenintensiv ist. Bereits zur Jahresmitte kündigte das Unternehmen nach einem Milliardenverlust im zweiten Quartal daher Kostensenkungen an und weitete die Einsparbemühungen dann im September aus. Bis 2014 will die Gesellschaft die jährlichen Ausgaben um 800 Mio. Euro drücken. Der nun angekündigte Stellenabbau ist eine logische Folge dieser Pläne. Erste Spareffekte sollen sich bereits im laufenden Jahr zeigen, konkret sind 20 Mio. Euro vorgesehen. 2012 soll die Ausgabenbasis dann bereits um 400 Mio. Euro und ein Jahr später um 710 Mio. Euro reduziert werden. Die Kosten für die Sparmaßnahmen bezifferte Philips mit insgesamt 400 Mio. Euro bis 2014, wobei der Großteil für 2012 (200 Mio. Euro) und 2013 (110 Mio. Euro) eingeplant ist. Die Vorhaben kamen gut an bei den Investoren, sind hier doch schnelle Resultate denkbar.
Sorgenkind TV-Sparte
Eher schleppend läuft indes die geplante Abspaltung der problemreichen und unprofitablen TV-Sparte. Sie soll eigentlich bis Jahresende ausgegliedert und in ein Gemeinschaftsunternehmen mit TPV Technology eingebracht werden. Allerdings verlaufen die Gespräche mit dem chinesischen Konzern schwieriger als erwartet, sodass aktuell noch offen ist, ob diese Variante der Abspaltung gelingt. Sofern keine Vereinbarung erzielt wird, will Philips alternative Optionen prüfen, hieß es nun. In diesem Punkt müssen sich die Investoren daher wohl noch etwas gedulden, es dürfte aber wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis die Trennung erfolgt ist, was dann ebenfalls positiv bewertet werden dürfte. Schließlich hatte die TV-Sparte im dritten Quartal einen Verlust von 54 Mio. Euro erzielt.
Gewinneinbruch
Allerdings führte nicht nur dieser Verlust zum Einbruch des Konzernprofits im dritten Quartal von 524 auf 76 Mio. Euro. Zwar zeigten die übrigen Sparten eine vergleichsweise stabile Umsatzentwicklung und erzielten allesamt schwarze Zahlen, jedoch schrumpften die Gewinne teilweise recht deutlich. Neben teureren Rohstoffen belasteten gestiegene Forschungs- und Entwicklungskosten sowie teilweise auch höhere Investitionen und Vertriebsausgaben. In der nach Umsatz größten und gewinnträchtigsten Konzernsparte Gesundheit schrumpfte daher das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (EBITA) um 7,4% auf 261 Mio. Euro. Im Bereich Konsumelektronik gab es einen Einbruch von fast 40% auf 102 Mio. Euro. Im Lichtgeschäft verringerte sich das EBITA sogar um 49% auf 110 Mio. Euro. Inklusive der sonstigen Aktivitäten und des Verlustes in der TV-Sparte fiel das konzernweite EBITA damit von 647 auf 368 Mio. Euro, was einem Rückgang von 43% entspricht. Die EBITA-Marge ging entsprechend von 11,8 auf 6,8% zurück. Ähnlich sieht es beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) aus, das sich um 47% auf 273 Mio. Euro verminderte, was zu einem Margen-Rückgang von 9,5% auf 5,1% führte. Der Konzernumsatz fiel indes nur moderat um 1,2% auf 5,39 Mrd. Euro, wobei vor allem negative Wechselkurseffekte belastet hatten. Der Konzern spürte aber auch die weiterhin schwache Konsumstimmung in den USA und den südeuropäischen Ländern. Als lebhafter bezeichnete er dagegen die Nachfrage in Asien. Mit den Ergebnissen für das dritte Quartal lesen sich die Zahlen für die ersten neun Monate wie folgt: Der Umsatz stieg leicht von 15,79 auf 15,87 Mrd. Euro. Das EBITA verschlechterte sich von 1,65 auf 1,18 Mrd. Euro. Unter dem Strich steht ein Nachsteuerverlust von 1,13 Mrd. Euro, während im Vorjahreszeitraum noch ein Gewinn von 0,99 Mrd. Euro angefallen war.
Mittelfristige Ziele bekräftigt
Beim Blick auf die weitere Geschäftsentwicklung erwartet der Vorstand kurzfristig keine grundlegende Verbesserung. Mit dem Fokus auf Innovation, Kundennähe und mehr unternehmerischer Verantwortung ist Philips eigenen Aussagen zufolge aber auf dem richtigen Weg, die mittelfristigen Ziele zu erreichen, die der Konzern noch einmal bekräftigte. Demnach soll bis 2013 der Umsatz jährlich um 4% bis 6% wachsen. Gleichzeitig wird eine EBITA-Marge von 10% bis 12% angepeilt. In den ersten neun Monaten waren es 7,4%. Im Gesundheitsgeschäft soll dabei eine operative Gewinnspanne von 15% bis 17% herausspringen. Für die anderen beiden Standbeine Konsumelektronik und Licht werden jeweils 8% bis 10% Marge anvisiert.
Fazit
Bei Philips läuft es derzeit nicht richtig rund. Während einerseits die Nachfrage schwächelt und der Wettbewerb sehr intensiv ist, was die Margen belastet, laufen auf der anderen Seite die Kosten aus dem Ruder. Hier will der Konzern gegensteuern und kündigte im Rahmen der bereits bekannten geplanten Einsparungen nun einen konkreten Stellenabbau an. Ein erster Schritt, der bei den Investoren Zuversicht auf baldige Resultate der Sparbemühungen nähren könnte. Philips muss aber weiterhin liefern, beispielsweise durch Fortschritte bei der Abspaltung der verlustträchtigen TV-Sparte. Dann könnte bei den Investoren die Zuversicht weiter zunehmen, dass es gelingt, aus Philips einen schlankeren und damit profitableren Konzern zu machen. Für Anleger, die sich in Erwartung einer solchen Entwicklung frühzeitig positionieren wollen, könnten bereits aktuell oder bei eventuellen Rücksetzern Long-Positionen erwägenswert sein. Wegen des sehr spekulativen Charakters müssen sie aber mit einem angemessenen und strikten Money und Risikomanagement umgesetzt werden.