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Zweigleisig zum Erfolg?

Das war´s dann also mit der Einheit: Der niederländische Elektrokonzern Philips teilt sich in zwei eigenständig agierende Unternehmen auf. Sowohl die traditionsreiche Beleuchtungssparte als auch die Konsumenten- und Gesundheitstechnik sollen dabei führend in ihren jeweiligen Märkten sein. Nach den jüngsten Absonderungen der Halbleitertechnik, des TV-Geschäfts und schließlich der ganzen Unterhaltungselektronik geht der Umstrukturierungskurs munter weiter. Führt dieser Kurs beim Elektronikkonzern tatsächlich zur Erleuchtung?

BÖRSE am Sonntag

Das war´s dann also mit der Einheit: Der niederländische Elektrokonzern Philips teilt sich in zwei eigenständig agierende Unternehmen auf. Sowohl die traditionsreiche Beleuchtungssparte als auch die Konsumenten- und Gesundheitstechnik sollen dabei führend in ihren jeweiligen Märkten sein. Nach den jüngsten Absonderungen der Halbleitertechnik, des TV-Geschäfts und schließlich der ganzen Unterhaltungselektronik geht der Umstrukturierungskurs  munter weiter. Führt dieser Kurs beim Elektronikkonzern tatsächlich zur Erleuchtung?
 
Nach 94 Jahren gemeinsamer Unternehmensgeschichte kam schließlich das bittere Ende. Der Wandel von der klassischen Glühbirne zur LED-Technik war Siemens zu teuer, und so stieß der Münchner Technologiekonzern seine Unternehmenstochter Osram ab. Nach der Abspaltung verschenkte Siemens dann die Anteile an Osram an die Aktionäre, nachdem sie sich als unverkäuflich herausgestellt hatten. Nachdem die Wertpapiere des 1906 gegründeten Unternehmen zunächst an der Börse sehr gefragt  waren, jagt bei Osram inzwischen eine Sanierungswelle die nächste. Nur ein Jahr später zieht Konkurrent Philips nun nach und trennt seine Lichtsparte ebenfalls von den übrigen Konzernbereichen. Allerdings behalten im Gegensatz zum Siemens-Fall beide künftig eigenständig agierenden Unternehmen auch nach der Trennung den weltweit renommierten Namen Philips. Für das niederländische Traditionshaus sei die Zeit reif, um den nächsten strategischen Schritt zu gehen, kommentierte Konzernchef Frans van Houten seine Entscheidung. Er gehe davon aus, dass beide Unternehmen in der Lage sein werden, durch "angemessene Investitionen Wachstum und Rentabilität" zu steigern. Van Houten erhofft sich durch den Umbau, der 50 Millionen Euro teuer sein soll, Kosteneinsparungen in Höhe von bis zu 300 Millionen bis 2016.
 
Außerdem sieht Van Houten, der seit dem seit dem 1. April 2011 als amtierender CEO bei Philips die Geschicke leitet, in der neuen Struktur große Chancen. So können beispielsweise durch die Zusammenlegung der Bereiche Medizintechnik und Verbraucherelektronik Zahnbürsten künftig über Smartphones Daten an Zahnärzte übermitteln. Unter dem Namen HealthTech peilt diese Gesundheitssparte, die Medizintechnik für Arztpraxen und Kliniken, sowie Produkte rund um Gesundheit, Körperpflege und Haushalt umfassen soll, einen Jahresumsatz von 15 Milliarden Euro an. Mit bislang 7 Milliarden Euro Umsatz ist die abgetrennte Lichtsparte hingegen nur halb so groß. Hier will Philips nun "Light-Solutions" verkaufen, wie es in der Konzernsprache heißt. Ein berühmtes Beispiels dafür ist die Beleuchtung der Münchner Allianz Arena. Doch auch ganze Städte sollen beleuchtungstechnisch vernetzt werden. Durch den internationalen Wechsel hin zu Leuchtdioden steht das neu geschaffenen Unternehmen dabei allerding erheblich unter Kostendruck. Dennoch sind expensive Investitionen in die Forschung dringend von Nöten.  „Alternative Eigentumsstrukturen mit direktem Zugang zu den Kapitalmärkten", von denen  Van Houten jüngst sprach, könnten den finanziellen Spielraum dafür deutlich erhöhen. Über einen Börsengang der Lichtsparte wird derzeit spekuliert.
 
Klarheit herrscht hingegen bei den Gewinnzielen für 2014, die aller Voraussicht nach nicht erreicht werden. Philips rechnet fest damit, dass der operative Ertrag in der zweiten Jahreshälfte leicht unter dem des Vorjahresniveaus bleibt. Eigentlich hatte Philips einen Anstieg prognostiziert. Als Grund nannten die Niederländer den Produktionsstopp in einem US-Werk für Medizintechnik, der den Konzern mit rund 100 Millionen Euro belaste. Dennoch ging es für die Aktie zuletzt bergauf. Offenbar kommt Van Houten Strategie, neben dem traditionellen Lichtgeschäft voll auf den Megatrend Gesundheit zu setzen, bei den Investoren gut an. Diese versprechen sich alleine schon wegen des demographischen Wandels in vielen Industrieländern großes Wachstumspotential in jenem Bereich. Allerdings zieht das Stichwort Gesundheit neben den wichtigsten Wettbewerbern Siemens und General Electric inzwischen auch Unternehmen wie Google an, was den Markt noch deutlich umkämpfter macht.
 
Glaubt man den meisten Analysten, so hat sich Philips durch die Umstrukturierung für diesen gut gewappnet. So hat die US-Investmentbank Goldman Sachs die Einstufung für Philips Electronics nach der angekündigten Aufspaltung in zwei eigenständige Unternehmen auf "Buy" mit einem Kursziel von 30 Euro belassen. Mit diesem Schritt setze der Elektronikkonzern weiteres Wertepotenzial frei, schrieb Analystin Daniela Costa in einer Studie. Auch das Analysehaus S&P Capital IQ  blickt positiv in die Zukunft der Niederländer. Analyst Clive Roberts  hat das Kursziel für Philips Electronics nach der angekündigten Abspaltung der Lichtsparte von 24,50 auf 25,50 Euro angehoben und die Einstufung auf "Hold" belassen. Die Reorganisation des Weltkonzerns dürfte Kostensenkungen ermöglichen. Roberts reduzierte seine Gewinnerwartungen für 2014 zwar leicht, hob sie aber für 2015 deutlich an.

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