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Aktien > Aktie fällt deutlich

Porsches ganz spezielles China-Risiko

(Foto: Wirestock Creators / Shutterstock)

Investitionen deutscher Unternehmen in China stehen aufgrund steigender Abhängigkeiten immer häufiger in der Kritik. Für Porsche könnte sich nun jedoch rächen, dass man dort kein Werk gebaut hat.

Nach einer deutlichen Kurserholung von Mitte Januar bis Mitte April, nähert sich die Porsche-Aktie Mitte Mai wieder ihrem Rekordtief von rund 72 Euro. In etwas mehr als einem Monat verloren die Titel 20 Prozent an Wert. Der im Juni 2023 begonnene Abwärtstrend könnte damit seine Fortsetzung finden. Auf Sicht von zwölf Monaten liegen Porsche-Anteile mit 36 Prozent im Minus, der Dax hat im selben Zeitraum fast 16 Prozent zugelegt. Nur die Bayer-Aktie hat mit einem Minus von 47 Prozent noch schlechter performt.

Porsche-Aktie

Schuld daran sind eine ganze Reihe schlechter Nachrichten. Besonders hart traf den Sportwagenbauer unter der Woche eine Kurznachricht der „China Chamber of Commerce to the EU“ auf X (ehemals Twitter). Darin hieß es, China könnte Zölle von bis zu 25 Prozent auf Fahrzeugimporte aus der EU und den USA erheben. Es wäre die Antwort auf die jüngst von US-Präsident Biden stark erhöhten Zölle auf chinesische E-Autos. Ob die EU nachzieht, wird derzeit noch diskutiert. Die Sorge vor den möglichen chinesischen Zöllen als Gegenreaktion ist groß – besonders unter den deutschen Autobauern, die überwiegend das Premium-Segment bedienen. Und gerade diese deutschen Premium-Autos sind es, die am häufigsten von China importiert werden.

Während unter der Woche alle deutschen Auto-Aktien mit Kursverlusten auf die Nachrichten reagierten, waren es die Porsche-Papiere, die mit rund vier Prozent am stärksten fielen. Der Grund: Im Gegensatz zu Mercedes-Benz, BMW und Audi (Volkswagen), hat Porsche keine eigene Produktion in der Volksrepublik. Jeder in China verkaufte Porsche wird also aus der EU dorthin exportiert und würde den neuen Einfuhrzöllen unterliegen. Während derzeit viel darüber diskutiert wird, ob angesichts des zunehmenden geopolitischen Zanks zwischen dem globalen Westen auf der einen Seite sowie Russland und China auf der anderen Seite, die Produktion von Industriegütern wieder mehr im Heimatland stattfinden sollte, zeigt das Beispiel Porsche, dass auch darin Risiken liegen.

Eine Eskalation des Zollstreits stelle nach wie vor ein erhebliches Risiko für die Branche in diesem Jahr da, schrieben die Analysten von Morgan Stanley in einer Studie. Anlegern raten die Profis Porsche-Aktien „unterzugewichten“. Das liegt aber nicht nur an den drohenden Zöllen und einem eskalierenden Handelsstreit mit China. Für Porsche seien auch die Ergebniserwartungen am Markt zu hoch, erklären die Experten. Die Abhängigkeit vom China-Geschäft sei hoch. Das ist auch abgesehen von möglichen Zöllen ein Problem, da Autos von chinesischen Herstellern vor allem bei einer jüngeren Käuferklientel in China immer beliebter werden. In Sachen Elektrifizierung und Cockpit-Digitalisierung fahren viele chinesische Autobauer inzwischen schon vor der Konkurrenz aus Europa.

2024 dürfte insgesamt ein eher schwieriges Jahr für Porsche werden. In Stuttgart und Wolfsburg sprechen sie selbst von einem „Übergangsjahr“, da eine Reihe von Modellerneuerungen ansteht, die ihr volles Gewinnpotenzial wohl erst 2025 entfalten und zunächst erst einmal Kosten verursachen. Im ersten Quartal des laufenden Jahres ist der Umsatz im Vorjahresvergleich um über zehn Prozent auf 9,01 Milliarden Euro zurückgegangen. Das operative Ergebnis schrumpfte um 30 Prozent auf 1,28 Milliarden Euro. Beide Rückgänge waren deutlicher ausgefallen, als von Analysten erwartet.

Dass die Erholung der Porsche-Aktie in den ersten Monaten des Jahres nun also fast vollständig wieder abverkauft wurde, hat triftige Gründe. Gleichwohl bleiben die Strahlkraft und internationale Bekanntheit der Marke Porsche hoch. Schwächephasen bieten daher für langfristig orientierte Anleger immer auch Kaufoptionen.

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