Puma: Raubkatze zeigt wieder Krallen
<br /> Den Ausgleich für einen anstrengenden Berufsalltag suchen viele Menschen in sportlicher Ertüchtigung. Für das eigene Wohlbefinden spielt Bewegung eine entscheidende Rolle. Fast zwei Drittel der befragten Deutschen treiben Sport als Ausgleich zum Arbeitsalltag, ergab eine Infratest-Studie aus dem Jahr 2009. Aber auch das Interesse an Sportereignissen ist groß. Fußball-WM, Olympische Spiele und andere Großereignisse werden medial begleitet und ziehen viele Zuschauer in den Bann. Profiteure sind nicht zuletzt Sportartikelhersteller wie Puma.<br /> <br /> Seit einigen Jahren forciert Puma neben den traditionellen Sportaktivitäten den Bereich Trend- und Lifestyle-Produkte. Diese Strategie soll dazu beitragen, dass das Unternehmen nicht nur von einem Standbein abhängig ist. Der Erfolg scheint Puma recht zu geben. Die Firma, kurz nach dem 2. Weltkrieg gegründet, vertreibt heute seine Produkte in über 120 Ländern und beschäftigt weltweit mehr als 9.000 Mitarbeiter. Der Hauptsitz befindet sich in Herzogenaurach, außerdem gibt es Standorte in Boston, London und Hongkong, um die interessanten Weltmärkte abzudecken. <br /> <br /> Ende Juni 2011 konnten die Herzogenauracher einen Rekordumsatz im zweiten Quartal vermelden – nach bescheidenen Zahlen 2010. Die verbesserte konjunkturelle Entwicklung sorgte für einen Anstieg der Umsatzerlöse im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr um währungsbereinigt 14,1% sowie 9,4% auf Euro-Basis auf 673,5 Mio. Euro. Aufgrund der positiven Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr 2011 hält das Management an der Umsatzprognose von 3 Mrd. Euro für das Gesamtjahr 2011 fest. Das operative Ergebnis verbesserte sich im zweiten Quartal auf 55,4 Mio. Euro gegenüber 53,6 Mio. Euro im Vorjahr; was kumuliert ein operatives Ergebnis im ersten Halbjahr von 166,4 Mio. Euro bedeutet. Der Gewinn je Aktie stieg auf 2,51 Euro gegenüber 2,26 Euro im Vorjahr; der Konzerngewinn zog in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 8,2% auf 115,3 Mio. Euro gegenüber dem ersten Halbjahr 2010 an. „Ich könnte mir keinen besseren Start in meine neue Position als CEO von Puma vorstellen, als einen Rekordumsatz in diesem zweiten Quartal bekannt geben zu dürfen“, bilanzierte Franz Koch, der kürzlich den Puma-Chefposten von seinem Vorgänger Jochen Zeitz übernommen hatte. Die gute Entwicklung war dabei in erster Linie den Verkaufserlösen in der Region Amerika zu verdanken. Insbesondere die Teilmärkte Lateinamerika und Asien warteten mit zweistelligen Umsatzzuwächsen auf, wobei die Bereiche Lifestyle und Motorsport die wesentlichen Wachstumstreiber waren.
Sportevents als Zugpferde
Sportliche Großereignisse können sich positiv auf die Umsätze von Sportartikelherstellern auswirken. Die nächsten Veranstaltungen lassen nicht lange auf sich warten: Im nächsten Jahr steht die Fußball-EM in Polen und der Ukraine an, es folgen die Olympischen Sommerspiele in London sowie die Winterspiele in Sotschi (Russland) 2014. In der Boom-Region Brasilien finden 2014 die Fußballweltmeisterschaft und 2016 die Olympischen Sommerspiele statt. Dies könnte der Puma-Aktie weiteren Auftrieb geben. Das jüngste Großereignis dieser Art, die Frauenfußball-Weltmeisterschaft in Deutschland, bildete nach eigenen Angaben eine ideale Plattform, um die Markenbekanntheit von Puma im Frauenfußball weiter zu steigern. Allein acht Spielerinnen der deutschen Nationalmannschaft trugen Schuhe aus dem Hause Puma.
Darüber hinaus fungierte Puma kürzlich als Ausrüster von Oracle Racing beim legendären 34. America’s Cup. In der Kategorie Segeln sind die Herzogenauracher erstmals vor drei Jahren mit der Entwicklung einer Reihe von Sport-Performance- und Lifestyle-Schuhen sowie Accessoires angetreten.
Stärkung der Partnerschaften
Ohne Kooperation und langfristige Bindungen läuft auch bei den Sportartikelherstellern wenig. Ferrari und Puma haben in diesem Sommer die langfristige Verlängerung ihrer Partnerschaft bekannt gegeben, was bedeutet, dass das Sport-Lifestyle-Unternehmen damit auch weiterhin offizieller Lizenzpartner für Produkte der Marke Ferrari und Ausrüster für die Team- und Rennbekleidung ist. Auch das Thema Nachhaltigkeit/Corporate Social Responsibility steht im Fokus des Interesses. Pumas Mehrheitsaktionär PPR hat sich in diesem Zusammenhang dem Weltwirtschaftsrat für nachhaltige Entwicklung (WBCSD) angeschlossen. Puma soll sich dem Vernehmen nach in absehbarer Zeit der Sustainable Apparel Coalition anschließen, einer Gruppe von Textil- und Schuhherstellern und weiteren Akteuren der Branche. Ziel sei es, die durch Textil- und Schuhproduktion hervorgerufenen sozialen und ökologischen Auswirkungen einzudämmen.
Die Aktie von Puma hat rückblickend eine rasante Entwicklung verzeichnet. Im März 2009 notierte die Aktie bei rund 101,50 Euro und kletterte dann stetig bergauf. Im April letzten Jahres wurde das Hoch bei rund 263,00 Euro erreicht. An diesem Hoch scheiterte die Aktie im Oktober 2010 und zuletzt Mitte September. Dies löste, auch gespeist durch die globalen weltwirtschaftlichen Rahmendaten, eine Verkaufswelle auf circa 206,00 Euro vor wenigen Tagen aus. Sollte die Aktie nicht nachhaltig unter die 200-Euro-Marke fallen, ist der Ausblick durchaus positiv. Nach einigen Negativschlagzeilen im dritten und vierten Quartal des vergangenen Jahres verbreitet Puma wieder Optimismus und schaut gestärkt nach vorne. Im 6-Monats-Vergleich sticht Puma den direkten Konkurrenten adidas um einige Prozentpunkte aus.
Fazit
Rückendeckung kommt auch vom Hauptaktionär PPR. Der französische Konzern hatte vor zwei Monaten seinen Anteil an Puma auf mehr als 75% aufgestockt und könnte möglicherweise weiter zukaufen, was den Aktienkurs stützen dürfte. Tendenziell positiv schätzen einige Analysten den weiteren Kursverlauf der Aktie ein, zumindest in ihren Einschätzungen der vergangenen 2,5 Monate. Erwan Rambourg von HSBC stufte in einer aktuellen Branchenstudie Puma mit einem Kursziel von 275,00 Euro als „overweight“ ein. Asien biete Sportartikelherstellern weiterhin hohes Wachstumspotenzial, allerdings drohe die Margenentwicklung angesichts stark steigender Kosten zu stagnieren, gab er zu bedenken. Jan Christian Göhmann, Analyst der Nord LB, stufte die Aktie von „kaufen“ auf „halten“ herab. Er bezeichnete die Produktpipeline als aussichtsreich, während Großereignisse wie die Olympischen Spiele 2012 in London oder die UEFA EURO 2012 für positive Impulse sorgen dürften. Die Entwicklung an den Rohstoffmärkten sieht der Analyst indes mit Sorge. Puma wolle dies mit Preissteigerungen in einzelnen Märkten ausgleichen. Allerdings zeigte sich der Analyst skeptisch, inwieweit dies angesichts des schwieriger werden Umfelds in vielen Märkten durchzusetzen sei. Das Kursziel wurde von 256,50 auf 250,00 Euro gesenkt. Louise Singlehurst von Morgan Stanley sieht indes den weiteren Kursverlauf skeptischer und senkte das Ziel für die Franken von 242,00 Euro auf 231,00 Euro. Die Einstufung „underweight“ behielt sie bei. Nach deftigen Kursabschlägen zu Beginn des Jahres befindet sich Puma in einem relativ stabilen Seitwärtskanal um die Marke von 220 Euro. Der Raubkatzen-Marke ist es bis dato gelungen, dieses Niveau zu halten beziehungsweise kurze Ausreißer nach oben Richtung 250 Euro anzustreben. Im Bereich um 220 Euro können Anleger Käufe in Betracht ziehen, allerdings sollte ein Stopp-Kurs gesetzt werden. Die Präsentation der Quartalszahlen Ende Oktober dürfte Aufschluss über die Zukunftsaussichten des Sportartikelherstellers geben.