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Qualcomm: Dick im Geschäft

Smartphones und Tablet-PCs sind auf dem Vormarsch und erfreuen sich derzeit enormer Beliebtheit. Gerade in der Vorweihnachtszeit dürften die kleinen technischen Wunderdinger auf vielen Wunschzetteln ganz oben stehen. Die Nachfrage nach den mobilen Geräten ist aber nicht nur aktuell riesig. Viele Prognosen gehen von einem anhaltenden Boom in den nächsten Jahren aus. Bereits dick im Geschäft sollte Qualcomm als Spezialist für die drahtlose Übertragung des immer größer werdenden Datenstroms auch künftig von dieser Entwicklung profitieren.

BÖRSE am Sonntag

 

Die aktuellen Prognosen von Marktforschern zur Entwicklung des Marktes für mobile Geräte sprechen eine klare Sprache. Hier ist in den nächsten Jahren weiterhin mit deutlichen Steigerungen zu rechnen. Bei den Tablets werden im Zeitraum 2011 bis 2016 jährliche Wachstumsraten von mehr als 40% erwartet. Bei den Smartphones geht man von jährlichen Steigerungen von mehr als 20% aus. Die technischen Wunderdinger vereinen dabei immer mehr Funktionen verschiedener Geräte. So werden die Smartphones nicht mehr nur zum Telefonieren, sondern auch zum Surfen, Spielen, Musik hören, Fotografieren, Filmen und zum Arbeiten genutzt. In den kleinen Geräten steckt daher eine immer ausgefeiltere Technik, die entwickelt und produziert werden muss. Auf diesem Gebiet tummelt sich auch Qualcomm und das Unternehmen gilt als einer der Profiteure des Booms mobiler Geräte.

Pionier im Mobilfunk

Kein Wunder, schließlich entwickelt der Konzern Technologien, die eine wichtige Voraussetzung sind, damit Smartphones und Tablets auch überall Spaß machen. Das Unternehmen ist ein Pionier im Bereich der drahtlosen Übertragung von Sprache und Daten. Seit der Gründung 1985 hat sich die Gesellschaft dabei ein umfangreiches Portfolio an Produkten für die verschiedensten drahtlosen Übertragungswege erarbeitet und viele Mobilfunkstandards entwickelt. Beispielsweise hatte sie wesentlichen Anteil an der CDMA-Technologie, dem nordamerikanischen Mobilfunkstandard, auf den heute noch viele Lösungen aufbauen, wie 3G/4G. Wichtig waren und sind auch die MSM-Chips, mit denen globales Roaming zwischen CDMA- und GSM-basierten Mobilfunknetzen möglich ist.

Führende Positionen

Die Entwicklungen revolutionierten weltweit die drahtlose Datenübertragung und Qualcomm bietet heute für die aktuellen Standards rund um den Globus entsprechende Lösungen aus Hard- und Software an und nimmt dabei in vielen Bereichen führende Positionen ein. Ein Verkaufsschlager ist derzeit die Mikroprozessorfamilie „Snapdragon“. Entwickelt für mobile Geräte wie Smartphones, Tablets und Laptops sind hier die verschiedenen Bauteile wie Prozessor, Mobilfunkeinheit, GPS-Empfänger, WiFi, Power Management usw. auf einem Chip verbaut. Qualcomm hat bei seinen Eigenentwicklungen zudem den Spagat geschafft, die Leistung der Chips kräftig zu steigern, ohne den Energieverbrauch drastisch zu erhöhen. Die Folge sind schnelle und stromsparende Bauteile. Auf den Lorbeeren ruht sich der Konzern aber nicht aus, sondern er steckt viel Geld in die Forschung und Entwicklung, um Leistung und Übertragungsgeschwindigkeiten zu erhöhen. Damit trägt er dem steigenden Datenverkehr Rechnung. Schließlich werden immer mehr Dinge (u. a. auch im Haushalt und in Autos) vernetzt und der Bedarf an verbesserten Technologien zur schnellen und energieeffizienten Datenübertragung nimmt kontinuierlich zu. So investiert die Gesellschaft beispielsweise auch in Wireless Power, um ein häufigeres Nachladen zu ermöglichen und damit die Akkulaufzeit zu verlängern. Im Geschäftsjahr 2011/12 (bis Ende September) gab Qualcomm 3,92 Mrd. US-Dollar für Forschung und Entwicklung aus und damit fast 1 Mrd. US-Dollar oder rund 31% mehr als im Vorjahr. Dies entspricht 20,5% des Jahresumsatzes.

Fabless

Die entwickelten Technologien und Produkte fertigt Qualcomm aber nicht selbst, sondern lässt sie im Auftrag fertigen oder lizenziert die Fertigung an Kunden aus. Als sogenannter Fabless-Hersteller (Produzent ohne eigene Fabrik) gibt es zwar Herausforderungen zu meistern, wie die, dass man auf die Kapazitäten der Auftragsfertiger angewiesen ist, was zu Lieferengpässen führen kann, dennoch hält Qualcomm nach wie vor an diesem Geschäftsmodell fest. Begründet wird dies damit, dass eigene Fabriken viele Management-Kapazitäten und Kapital binden, die der Konzern lieber in die Entwicklung neuer Technologien steckt. Die Rechnung geht auf, wie die Geschäftsergebnisse der vergangenen Jahre verdeutlichen.

Rekorde

Auch im Jahr 2011/12 gab es neue Rekorde. Getrieben von der steigenden Nachfrage nach mobilen Geräten verkaufte das Unternehmen deutlich mehr Bauteile und Lizenzen (+25%), was sich in einem Umsatzplus von 28% auf 19,12 Mrd. US-Dollar manifestierte. Sehr erfreulich war auch die Ertragsentwicklung. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) nahm mit 13,1% auf 5,68 Mrd. US-Dollar zwar weitaus weniger stark zu als die Einnahmen, was jedoch an den kräftig gestiegenen Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie den überproportional zu den Umsätzen erhöhten Produktionskosten lag. Unter dem Strich verdiente der Konzern einen Rekordprofit von 6,06 Mrd. US-Dollar und damit 42,8% mehr als im Vorjahr. Das entsprechende Ergebnis je Aktie (EPS) nahm von 2,52 auf 3,51 US-Dollar zu. Um Sondereffekte bereinigt stieg es von 3,20 auf 3,71 US-Dollar.

Starker Ausblick

An die deutlichen Steigerungen will Qualcomm im laufenden Geschäftsjahr 2012/13 anknüpfen. Laut den Firmenprognosen soll der Umsatz auf 23 bis 24 Mrd. US-Dollar wachsen und damit zum Vorjahr um mindestens 20%. Das bereinigte EBIT wird bei 8,1 bis 8,6 Mrd. US-Dollar erwartet, nach 7,1 Mrd. US-Dollar 2011/12. Außerdem soll das bereinigte EPS auf 4,12 bis 4,32 US-Dollar zulegen, was einem Plus von mindestens 11% entspräche.

Kerngesund und aktionärsfreundlich

Neben den glänzenden Geschäftsergebnissen und dem vielversprechend Ausblick glänzt Qualcomm außerdem mit einer kerngesunden Bilanz sowie einem stattlichen operativen Cashflow. Letzterer erhöhte sich im vergangenen Jahr von 4,9 auf fast 6 Mrd. US-Dollar. Mit 26,8 Mrd. US-Dollar an Bargeld und Wertpapieren bei gleichzeitigen Verbindlichkeiten von rund 9,5 Mrd. US-Dollar, von denen nur 1,1 Mrd. US-Dollar Kredite sind, ist die Gesellschaft zudem praktisch schuldenfrei. Angesichts der kräftigen operativen Geldrückflüsse sowie den starken Bilanzkennzahlen kann Qualcomm nicht nur Investitionen zum kontinuierlichen Ausbau des Geschäfts tätigen, sondern auch die Aktionäre am Geschäftserfolg teilhaben lassen. Der Konzern hat allein in den vergangenen zehn Jahren 19,5 Mrd. US-Dollar für Aktienrückkäufe und Dividenden ausgegeben. 2011/12 waren es 2,9 Mrd. US-Dollar. Bezahlt wurde unter anderem eine Dividende von 0,93 US-Dollar je Aktie.

Fazit

Qualcomm als fabrikloser Chip-Hersteller hat sich ganz der Technologieentwicklung verschrieben. Die Rechnung geht auf, wie die Ergebnisse der vergangenen Jahre eindrucksvoll verdeutlichen. Der Boom mobiler Geräte wie Smartphones und Tablets dürfte dem Spezialisten für die drahtlose Datenübertragung zudem weiteres profitables Wachstum bescheren. Zusammen mit der kerngesunden Bilanz und dem starken Cashflow sowie der aktionärsfreundlichen Ausschüttungspolitik bleibt die Aktie daher ein aussichtsreiches Investment. Korrekturen könnten daher langfristige Einstiegschancen bieten. Aus charttechnischer Sicht könnte zudem ein Sprung über die zuletzt wieder nähergerückte Abwärtstrendlinie seit April 2012 für Long-Positionen sprechen.