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Aktien > Klein bald ganz groß?

Quantencomputing: Gehört diesen Aktien die Zukunft?

Exemplarischer Quantencomputer. (Foto: Shutterstock)

Die Technologie steckt noch in ihren Kinderschuhen, doch der Durchbruch naht. Vier Small Caps aus dem Quantencomputing, die du kennen solltest.

Während an den Börsen noch die KI-Rallys laufen, rollt die nächste digitale Revolution schon los. Die Entwicklung von Quantencomputern verspricht eine exponentielle Steigerung bisheriger, maschineller Rechenleistungen. Hochkomplexe Sachverhalte, für herkömmliche Rechner mathematisch schlicht unmöglich, könnten auf einmal in kürzester Zeit gelöst werden. Nicht zuletzt in Verbindung mit KI, käme dies einem gewaltigen technologischen Sprung gleich. „Wenn Sprachmodelle noch größer und komplexer werden, ist irgendwann ein Punkt erreicht, wo die Rechenleistung nicht mehr ausreicht. Dann kann Quantencomputing die Lösung sein“, sagt Henning Soller, Partner im Frankfurter Büro von McKinsey und Leiter der Quantum Technology Research.

Ob bei der Analyse komplexer Molekülstrukturen in der modernen Pharma-Forschung, der Planung globaler Lieferketten, oder der Optimierung von Flugrouten, Quantencomputer könnten ganze Geschäftsmodelle sowie unser aller Alltag auf den Kopf stellen. Anders als klassische Computer, die mit Bits arbeiten, die den Wert null oder eins annehmen, nutzen Quantencomputer Qubits, die sich gleichzeitig in mehreren Zuständen befinden können. Das ermöglicht die Hochgeschwindigkeits-Berechnungen. Nicht zuletzt in der modernen, technologisierten Finanzwelt, in der in volatilen Märkten schon heute Bruchteile von Sekunden über Gewinn oder Verlust entscheiden, eröffneten Quantencomputer wohl ungeahnte Investment-Strategien.

Ähnlich KI, war Quantencomputing lange ein beliebtes Buzz-Word in zukunftsgerichteten Präsentationen. Etwas, das Neugierde weckte und Innovationsgeist vermuten ließ, jedoch weit weg davon war, realen Nutzen zu stiften. Doch die Entwicklungen rundum KI zeigen, wie schnell sich das ändern kann. Und auch bei Quantencomputern geht es nun offenbar zügiger voran als gedacht. Quantencomputing stehe an einem Wendepunkt, sagte Nvidia-CEO Jensen Huang vor kurzem auf einer Firmenveranstaltung. Quantensysteme würden immer „robuster, leistungsfähiger und widerstandsfähiger“ und könnten schon in den kommenden Jahren „mächtig genug sein, um global einige interessante Probleme zu lösen“. McKinsey schätzt das Wertschöpfungspotenzial der Technologie bis zum Jahr 2035 allein in den Bereichen Chemie, Biowissenschaften, Finanzwesen und Automobil auf bis zu zwei Billionen US-Dollar. „Wir sehen im Quantencomputing bahnbrechende Fortschritte bei der Fehlerminderung und -korrektur. Dieser Fortschritt verkürzt die Zeitspanne erheblich, um universelle fehlertolerante Quantencomputer im Bereich der Geschäftsinformationen einzuführen“, erklärt Partner Soller.

Für Anleger ist das womöglich der richtige Zeitpunkt, um über Investments in dem vielversprechenden Sektor nachzudenken. Die Aktien von Nvidia oder Broadcom zeigen, wie schnell Kurse explodieren und sogar Billionen-Bewertungen erreicht werden können, wenn der technologische Fortschritt tatsächlich in der Praxis angelangt. Wer baut die Hochgeschwindigkeitsrechner der Zukunft in Zukunft? Wo steckt das Knowhow? Wer hat das Zeug zur Technologieführerschaft? Während weltweit zahlreiche Universitäten, Konzerne und Startups die Forschung vorantreiben, haben sich einige börsennotierte Unternehmen bereits als vielversprechende Player positioniert. Darunter Tech-Multis wie Microsoft, Alphabet und IBM, aber auch kleine Spezialisten, deren Aktien noch das Zeug zum Quantensprung haben könnten. Auf letztere wollen wir genauer blicken.

D-Wave Quantum

D-Wave ist eines der ältesten Unternehmen im Bereich Quantencomputing – und eigenen Angaben zufolge der erste Hersteller weltweit, der einen kommerziell nutzbaren Quantencomputer auf den Markt brachte. Anders als viele Konkurrenten setzt D-Wave jedoch nicht auf sogenannte universelle Quantencomputer, sondern auf die spezielle Architektur des Quantum Annealing. Diese Technologie ist besonders gut geeignet für Optimierungsprobleme, wie sie etwa in der Logistik, Finanzwelt oder Materialforschung auftreten, jedoch nicht für jede Rechenart nutzbar. Die geringere Komplexität macht aber eine kommerzielle Nutzbarkeit bereits heute möglich, weshalb D-Wave mit einem klaren Praxisfokus punktet. Cloudbasiert bietet D-Wave Quantenlösungen für Kunden aus Industrie und Forschung an, darunter große Konzerne, wie Mastercard, Volkswagen oder Deloitte. Im März dieses Jahres ging das Unternehmen mit Sitz in Burnaby, Kanada, eine neue strategische Partnerschaft mit Siemens ein. Dass D-Wave schon viele Kunden habe, sei für Anleger interessant, sagt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. Mit steigender Auslastung ließen sich so höhere Gewinne erzielen. Noch wirtschaftet D-Wave nicht profitabel. Im ersten Quartal des laufenden Jahres stand ein Verlust von 5,4 Millionen Dollar in den Büchern. Aufhorchen ließ jedoch eine Umsatzsteigerung um über 500 Prozent auf 15 Millionen Dollar. Ein Grund dafür, warum sich der Aktienkurs in diesem Jahr bereits mehr als verdoppelt hat. Auf Sicht von zwölf Monaten hat sich derweil ein Kursplus von 1.400 Prozent aufsummiert. Ein Anstieg, den D-Wave nun fundamental rechtfertigen muss.

D-Wave Quantum-Aktie

IonQ

IonQ gilt als eines der spannendsten börsennotierten Pure Plays im Bereich des universellen Quantencomputing. Das 2015 von zwei Professoren der Duke University im US-Bundesstaat North Carolina gegründete Unternehmen baut Quantencomputer auf Basis „gefangener Ionen“. Die Technologie soll Rechenfehler minimieren und die Genauigkeit erhöhen, indem sich die Ionen besonders stabil verhalten. Aktuell verfügt der Quantencomputer IonQ Forte über 36 algorithmische Qubits. Bis 2026 sind Systeme mit 100 algorithmischen Qubits das Ziel. Je mehr algorithmische Qubits, desto komplexere, praktisch relevante Aufgaben kann ein Quantencomputer übernehmen. Bei 100 algorithmischen Qubits wird die sogenannten „Quantenüberlegenheit“ erreicht, sprich es wird für klassische Supercomputer nahezu unmöglich bei der Rechenleistung noch mitzuhalten. Seine Rechenleistung stellt IonQ bereits heute cloudbasiert in Zusammenarbeit mit den Tech-Giganten Amazon, Microsoft und Alphabet zur Verfügung. Kunden können also Quantencomputing-Ressourcen nutzen, ohne dafür eigene Hardware zu benötigen. Die wachsenden und regelmäßig wiederkehrenden Einnahmen aus diesem Cloud-Geschäft seien für Anleger besonders spannend, urteilt CMC-Markets-Analyst Stanzl. Die jüngste Übernahme von Oxford Ionics für rund 1,1 Milliarden Dollar verstärke zudem die Forschungs- und Produktionskapazitäten im Unternehmen. Der Umsatz im ersten Quartal 2025 lag allerdings nur bei knapp 7,6 Millionen Dollar und damit leicht unter Vorjahresniveau. Unterm Strich blieb ein satter Verlust von 75,7 Millionen Dollar. Die Aktie reagierte darauf nur kurzzeitig mit Verlusten. Anfang Juli notierte sie nahe ihrem Rekordhoch. Auf Jahressicht hat sich der Kurs verfünffacht.

IonQ-Aktie

Rigetti-Computing

Rigetti ist ein sogenannter Full-Stack-Anbieter im Bereich des Quantencomputings, stellt für seine Quantencomputer also von den Halbleitern bis zur Software alles in Eigenregie her. Technologisch setzt das Unternehmen mit Sitz im kalifornischen Berkeley auf supraleitende Qubits, welche Operationen extrem beschleunigen, gleichzeitig jedoch noch eine recht hohe Fehleranfälligkeit aufweisen. Die Rechenkapazität stellt Rigetti ebenfalls via Cloud zur Verfügung. Die Unternehmenszahlen gerieten zum Jahresauftakt jedoch eher ernüchternd. Der Umsatz halbierte sich im ersten Quartal auf 1,5 Millionen Dollar. Der Nettogewinn lag bei 42,6 Millionen Dollar, was jedoch auf nicht zahlungswirksame Bewertungseffekte zurückzuführen ist. Operativ stand ein Verlust von 21,6 Millionen Dollar. Rigetti ist jedoch solide finanziert, sammelte durch eine Kapitalerhöhung im Juni erst frische Millionen ein. Die finanziellen Mittel für weiteres Wachstum sind also vorhanden. Jedoch steht Rigetti auch in direkter Konkurrenz zu Alphabet oder IBM, die auf die gleiche Technologie setzen. Es braucht daher technologische Durchbrüche, um in Zukunft weit vorn am Markt mitspielen zu können. Zudem müsse Rigetti zeigen, „dass es seine Technologie in größerem Stil verkaufen kann“, sagt Analyst Stanzl. Die Aktie des Unternehmens ist aktuell fast mit dem 500-fachen seines erwarteten Jahresumsatzes bewertet, was auch daran liegt, dass der Kurs auf Sicht von zwölf Monaten um rund 1.200 Prozent gestiegen ist. Dieser Anstieg geht jedoch ausnahmslos auf die Quantencomputing-Rally Ende letzten Jahres zurück. 2025 läuft die Rigetti-Aktie bislang volatil seitwärts.

Rigetti-Computing-Aktie

Quantum Computing

Quantum Computing entwickelt photonenbasierte Quantencomputer, die mit Lichtteilchen statt supraleitender Technik arbeiten. Das US-Unternehmen fokussiert sich dabei auf Photonik-Chips und ein eigenes Foundry-Geschäft, sprich die eigene Fertigung der Chips sowie weiterer relevanter Hardware-Komponenten. Im März wurde eine Fabrik für photonische Chips in Arizona fertiggestellt, die erste dieser Art in den USA. Damit platziert sich Quantum Computing auch als Auftragsfertiger am Markt. Darüber hinaus im Fokus: die Optimierungsmaschine Dirac-3. Dabei handelt es sich um keinen universellen Quantencomputer, sondern um einen quanteninspirierten Optimierer. Der Vorteil: Das System ist heute schon gut in der Praxis einsetzbar. Die NASA nutzt es, um komplexe Bildverarbeitungsprobleme in der Radardatenanalyse zu optimieren. „Für Anleger spannend sind die niedrigeren Betriebskosten und die Aussicht auf schnelle Skalierung photonischer Systeme“, sagt CMC Markets-Analyst Stanzl. Allerdings ist auch die Quantum Computing-Aktie zuletzt geradezu explodiert. Innerhalb eines Jahres ist der Kurs um über 3.400 Prozent gestiegen. Nach Verlusten zu Beginn des Jahres, gab der Aktie im Juni die Aufnahme in den Russell 2000- und Russell 3000-Index wieder einen Schub. So war der Kurs zunächst von 19 auf 4,70 Dollar gefallen, ehe die Titel Anfang Juli wieder bei 21 Dollar notierten. Die Aktie ist nichts für schwachen Nerven, auch da das fundamentale Gerüst fehlt. Quantum Computing machte im ersten Quartal 2025 gerade einmal 39.000 Dollar Umsatz. Dank Bewertungsgewinnen stand dem zwar ein positives Ergebnis von 17 Millionen Dollar gegenüber, operativ aber erwirtschaftete das Unternehmen Verluste.

Quantum Computing-Aktie

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