RWE: Warum die Mega-Rally weitergehen dürfte
Der Essener Stromversorger serviert Anlegern eine überzeugende Wachstumsstory, garniert mit einer sehr anschaulichen Dividendenpolitik. Beides dürfte den Kurs der bereits in den vergangenen Jahren exzellent gelaufenen Aktie weiter anschieben.
Der Essener Stromversorger serviert Anlegern eine überzeugende Wachstumsstory, garniert mit einer sehr anschaulichen Dividendenpolitik. Beides dürfte den Kurs der bereits in den vergangenen Jahren exzellent gelaufenen Aktie weiter anschieben.
Bei RWE scheint von Krise keine Spur. Im Gegenteil: Die Geschäfte laufen seit Jahren gut, Umsätze und Gewinne steigen kontinuierlich und die Aktie befindet sich seit 2015 auf dem Weg nach oben. In acht Jahren hat sich der Kurs der RWE-Papiere vervierfacht. Und ein Ende dieser Mega-Rally ist nicht in Sicht. Unter der Woche sprangen die Titel kurzzeitig um vier Prozent nach oben, nachdem der einst vor dem Hintergrund des Atomaussteigs arg gebeutelte Stromversorger auf dem Kapitalmarkttag in London einen Investitionsschub angekündigt hatte. Damit notiert die Aktie nun um die 40 Euro-Marke. Gute Gründe für einen Ausbruch nach oben gibt es genug, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des sich aktuell sehr robust präsentierenden Gesamtmarktes.
Während anderswo Investitionen zurückgefahren werden müssen, legt RWE nochmal nach. 55 Milliarden Euro will der Konzern nun zwischen 2024 und 2030 in sein grünes Portfolio investieren. Nochmal fünf Milliarden mehr also, als ursprünglich 2021 angekündigt. Die grüne Erzeugerkapazität soll dabei nun statt auf 50 auf 65 Gigawatt ausgebaut werden. Aktuell liegt sie bei 35 Gigawatt. RWE plant also fast eine Verdopplung. Ein geradezu spektakuläres Zukunfts-Programm, bedenkt man das große deutsche Kohlekraftwerke zwischen einem und vier Gigawatt Kapazität haben.
Kräftig ausbauen will RWE vor allem die Solar-Kapazität von 3,9 auf 16 Gigawatt. Offshore-Windkraft soll zukünftig 10 statt der derzeitigen 3,3 Gigawatt elektrische Leistung liefern. Auch die Batteriespeicherkapazität wollen die Essener deutlich, von 0,5 auf 6 Gigawatt, ausbauen. Bis Ende 2030 sollen dann auch wasserstoffbetriebene Gaskraftwerke drei Gigawatt Leistung bringen.
Vorstandschef Krebber bezeichnete RWE in diesem Zug als „Schrittmacher der Energiewende“. Vor allem ist der Konzern damit aber auch der Schrittmacher seiner eigenen Aktie. Denn RWE hat prächtigen Erfolg mit seiner grünen Zukunftsstrategie und weiß die hohen Einnahmen, durch den „Glücksfall Energiekrise“, wie es JPMorgan-Analyst Vincent Ayral schrieb, sinnvoll zu nutzen. Bis 2030 soll das bereinigte operative Ergebnis auf neun Milliarden Euro steigen. Für 2023 erwartet Krebber 7,1 bis 7,7 Milliarden Euro. Durchschnittlich um 14 Prozent pro Jahr soll das Ebitda klettern. Ebenfalls kontinuierlich, um fünf bis zehn Prozent pro Jahr, soll sich die Dividende nach oben bewegen. Für das Geschäftsjahr 2024 bedeutet das 1,10 Euro je Aktie und gemessen am aktuellen Kurs eine Dividendenrendite von 2,5 Prozent.
RWE liefert damit quasi alles, was langfristig orientiere Anleger sehen wollen. Tätigkeit in einem Zukunftsmarkt trotz defensiven Geschäftsmodells, anvisierte zweistellige Wachstumsraten, stetige steigende Gewinne und Ausschüttungen. Wer aktuell nach sicheren Häfen sucht, könnte in Essen fündig werden. Die Analysten jedenfalls sind voll des Lobes. „Die für 2027 und 2030 gesteckten Ziele liegen klar über den Markterwartungen“, schrieb Jefferies-Experte Ahmed Farman. RWE liefere den Beweis für nachhaltiges Wachstum mit Alternativen Energien zu einer attraktiven Profitabilität, kommentierte Bernstein-Analystin Deepa Venkateswaran. Bezogen auf die angekündigten Milliardeninvestitionen, sagte Sam Arie von der Schweizer Bank UBS: „Wenn das Management diesen Plan umsetzen kann und eine Wende im Zinszyklus kommt, dürfte sich die Bewertung der Aktie deutlich nach oben bewegen.“ Die längerfristigen Ziele hätten die Markterwartungen deutlich geschlagen. 2024 dürfte die RWE-Aktie den Sektor outperformen, schrieb Barclays-Experte Peter Crampton. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt aktuell bei fast 52 Euro. Damit ergibt sich ein Aufwärtspotenzial von rund 30 Prozent. Von zwölf befragten Experten raten zwölf zum Kauf der Papiere.
Für das kommende Jahr müssen Anleger aber erst einmal einen Gewinnrückgang einplanen. Das operative Ergebnis dürfte 5,2 bis 5,8 Milliarden Euro erreichen, schätzt RWE. Nach Ansicht der Analysten sei dies aber nach den hohen Werten im laufenden Jahr zu erwarten gewesen. Für den weiteren Verlauf der Aktie dürfte dies ohnehin wenig relevant sein. Die langfristigen Aussichten stimmen. Wer Rücksetzer aushalten kann, für den bietet die Aktie des Energieversorgers aktuell reichlich Argumente.
OG
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