Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Aktien >

Ryanair Holdings: Nahe Allzeithoch!

Die Aktie der irischen Billigfluglinie steigt und steigt. In der vergangenen Woche hob sie zwischendurch besonders kräftig ab. Sie erreichte damit beinahe das Allzeithoch von April 2007 bei 6,41 Euro. Jüngst für Rückenwind sorgte offenbar die große Bestellung neuer Flugzeuge. Dies wurde wohl als Signal gewertet, dass Ryanair die Gunst der Stunde zum Ausbau der eigenen Marktposition nutzt, was letztlich eine Fortsetzung des Wachstumskurses impliziert.

BÖRSE am Sonntag

Firmenlenker Michael O’Leary hat in den vergangenen Monaten immer wieder betont, dass sein Unternehmen trotz des weiterhin schwierigen Geschäftsumfeldes die sich bietenden Chancen nutzen will, um die eigene Marktposition auszubauen. Schließlich mussten bereits einige Wettbewerber aufgeben. Andere müssen sich neu strukturieren und Kosten senken und verkleinern daher ihr Streckennetz. Ryanair will diese daraus entstehenden Lücken mit eigenen Angeboten füllen. Dazu bedarf es offenbar weiterer Flugzeuge, wie die große Bestellung bei Boeing in der vergangenen Woche verdeutlicht. Mit dem US-Flugzeugbauer wurde ein Vorvertrag für 175 Mittelstreckenflieger des Typs 737-800S unterzeichnet. Laut Preisliste haben die Maschinen einen Gesamtwert von rund 12,1 Mrd. Euro. Durch die üblichen Rabatte bei Flugzeugbestellungen könnte das Volumen aber geringer ausfallen. Außerdem müssen die Aktionäre von Ryanair noch der geplanten Großorder zustimmen. Das scheint jedoch außer Frage zu stehen, sind die Flieger doch nötig für den aggressiven Wachstumskurs.

Ziel: 100 Mio. Passagiere

Derzeit hat das Unternehmen 305 Flugzeuge im Einsatz, allesamt vom gleichen Boeing-Typ, ausgestattet mit je 189 Sitzplätzen. Mit den geplanten Auslieferungen der jüngsten Bestellung in den Jahren 2014 bis 2018 soll die eigene Flotte bis zum Geschäftsjahr 2018/19 (bis Ende März) auf etwa 375 wachsen. Ein Teil der Jets (105 Stück) ersetzt dabei ältere Flugzeuge. Der Rest wird zusätzlich zum Einsatz kommen. „Wir brauchten die Bestellung, um die Lücken zu füllen, die Iberia in Spanien und SAS in Skandinavien hinterlassen“, erläuterte der Firmenchef. Während sich die klassischen Fluglinien auf die Langstrecke konzentrierten, will Ryanair verwaiste Flugziele bedienen. Erklärtes Ziel ist es, Millionen neuer Fluggäste für sich zu gewinnen. Bis zum Ende des Geschäftsjahrs 2018/19 will Ryanair demnach mehr als 100 Mio. Passagiere pro Jahr befördern. 2011/12 waren es 75,8 Mio. Reisende. Für das laufende Geschäftsjahr 2012/13 sind mehr als 79 Mio. geplant. Der jüngste Großauftrag könnte bei dem Expansionsvorhaben jedoch nicht ausreichend sein. Je nachdem, wie sich der Markt entwickle, werde die Gesellschaft möglicherweise noch 100 bis 200 weitere Maschinen bestellen, betonte der Vorstand.

Organisches Wachstum besser als Zukäufe

Die Zeichen stehen somit klar auf Expansion. Der Ausbau der Flotte ist dabei eine wichtige Voraussetzung, um die sich bietenden Chancen zu nutzen. Damit soll der eigene Marktanteil am gesamten Kurzstreckenmarkt in der EU von aktuell etwa 15% auf mehr als 20% ausgebaut werden. Ryanair steuert derzeit 179 Flugziele in 28 Ländern an und kommt damit auf mehr als 1.500 Verbindungen. Laut Unternehmen gibt es Gespräche mit mehr als 75 neuen Flughäfen. In Sachen Profitabilität übertrifft das geplante organische Wachstum laut Vorstand auch die Möglichkeiten durch Zukäufe. Finanziert werden sollen die neuen Flugzeuge übrigens aus dem Cashflow. Wie es weiter hieß, wählte man das Modell 737-800S wegen seiner Zuverlässigkeit und der hohen Effizienz.

Tragfähiges Geschäftsmodell

Ryanair bleibt damit seiner Strategie treu, mit der geringsten Kostenbasis zu punkten. Schließlich ist das der Garant für ein profitables Geschäft mit im Branchenvergleich sehr guten Gewinnmargen, wodurch sich die Gesellschaft von der Konkurrenz abhebt. Basis für die niedrigen Stückkosten (Ausgaben je Passagier), die im europäischen Vergleich seinesgleichen suchen, sind eine moderne, sparsame Flugzeugflotte und eine strenge Kostendisziplin. Dazu gehören aber auch die Absicherung der Treibstoffkosten sowie vor allem die hohe Flexibilität, sich auf saisonale Schwankungen der Nachfrage einzustellen, beispielsweise indem in der Wintersaison die Kapazitäten gesenkt werden. Die insgesamt auf Kostenführerschaft ausgelegte Strategie ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil, können dadurch doch günstige Ticketpreise geboten werden. Der geschäftliche Erfolg in den vergangenen Jahren zeugt von der Tragfähigkeit des Geschäftsmodells. Auch in dem im März endenden Geschäftsjahr 2012/13 wird die Erfolgsgeschichte wohl fortgeschrieben.

Positive Überraschung?

Die Zahlen für das Schlussquartal (Januar bis März) liegen zwar noch nicht vor, die bei Vorlage der 9-Monats-Zahlen erhöhten Prognosen für das Gesamtjahr lassen jedoch wieder einen starken Nachsteuerprofit erwarten. Waren zunächst 490 bis 520 Mio. Euro angepeilt, gab der Vorstand nun ein Ziel von 540 Mio. Euro aus. Dies wären trotz deutlich höherer Treibstoffkosten 7,4% mehr als im Vorjahr mit 502,6 Mio. Euro (um positive Sondereffekte bereinigt). Als Gründe für die Anhebung nannte Ryanair die Kapazitätskürzungen im Winter und die guten Ergebnisse im dritten Quartal. Im Zeitraum Oktober bis Dezember war der Umsatz um 15% auf 969 Mio. Euro geklettert. Der Überschuss stieg trotz 24% höherer Treibstoffkosten um 21% auf 18 Mio. Euro. In den ersten neun Monaten erhöhte sich der Umsatz um 14,6% auf 4,07 Mrd. Euro. Unter dem Strich stieg der Profit auf 613,7 Mio. Euro. Sollten nun für die Wintermonate negative Überraschungen ausbleiben, wonach es bislang aussieht, scheint das Profitziel von 540 Mio. Euro realistisch, trotz des im Schlussquartal zu erwartenden üblichen Verlustes. 2011/12 stand in der 9-Monats-Bilanz ein Überschuss von 558,4 Mio. Euro, von denen im Gesamtjahr 502,6 Mio. Euro übrig blieben. Nimmt man nun den im vierten Quartal angefallenen Verlust von rund 56 Mio. Euro als Basis, ist im laufenden Gesamtjahr sogar noch etwas Luft. Dies könnte vielleicht für eine positive Überraschung sorgen. Abgesehen von der positiven geschäftlichen Performance überzeugt der Konzern mit seiner sehr soliden Bilanz.

Fazit

Bei der irischen Fluglinie stehen die Zeichen klar auf Expansion. Mit dem jüngst angekündigten Kauf neuer Flugzeuge machte sie unmissverständlich deutlich, dass sie die sich bietenden Chancen auf dem europäischen Kurzstreckenmarkt nutzen und ihre führende Position ausbauen will. Selbst das herausfordernde Umfeld schreckt Ryanair nicht ab. Im Gegenteil: Zum einen ermöglicht es ja erst den aggressiven Wachstumskurs, angesichts der oft strauchelnden Konkurrenz. Zum anderen kommt dem Konzern die Tragfähigkeit des eigenen Geschäftsmodells zugute. Eine effiziente Flotte, die konsequent und sehr flexibel an den Bedarf angepassten Kapazitäten sowie eine strenge Kostendisziplin, was für die mit Abstand niedrigste Ausgabenbasis in Europa und damit einen klaren Wettbewerbsvorteil sorgt, ermöglichen es, auch unter schwierigen Rahmenbedingungen profitabel zu wirtschaften. Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Aktienkurs wider, der in den vergangenen Monaten kräftig zulegte. Der Aufwärtstrend scheint intakt, sodass eventuelle Rücksetzer spekulative Kaufmöglichkeiten bieten. Zudem lassen sich aus charttechnischer Sicht Käufe rechtfertigen, wenn das Allzeithoch bei 6,41 Euro nachhaltig geknackt wird.