SAF-HOLLAND: auf der Überholspur!
In Sachen Kursperformance reicht im April an den deutschen Börsen kein Papier an die Aktie des Nutzfahrzeugzulieferers heran. Seit dem Zwischentief am 31. März von 1,97 Euro kletterte der Kurs jüngst bis auf mehr als 5 Euro und damit um 163%. Begleitet wurde die Rally von merklich gestiegenen Handelsumsätzen. Offenbar setzen die Investoren auf einen schnellen Turnaround.
Die Zuversicht kommt nicht von ungefähr. Bereits zu Monatsbeginn hatte SAF-HOLLAND bei Vorlage der Bilanz 2009 von einer deutlichen Geschäftsbelebung in den ersten Monaten des neuen Geschäftsjahres 2010 gesprochen. Wie es seinerzeit hieß, scheint die Talsohle nach dem erheblichen Markteinbruch 2008 und 2009 durchschritten zu sein.
Starker Auftakt
In der Vorwoche wurde diese Zuversicht auf der Hauptversammlung sowie mit den ersten Ergebnissen für das Auftaktquartal eindrucksvoll untermauert. Der Konzern verbuchte im Zeitraum Januar bis März deutlich steigende Ergebnisse. Nach vorläufigen Zahlen kletterte der Umsatz zum Vorjahreszeitraum um 21,1% auf 125 Mio. Euro. Beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) erzielte er einen Gewinn von 4,5 Mio. Euro, während ein Jahr zuvor noch 0,5 Mio. Euro Verlust angefallen waren. Bei dieser Kennzahl sind Abschreibungen aus der Kaufpreisallokation und Wertminderungen auf Firmenwert und immaterielle Vermögenswerte aus den Werthaltigkeitstests sowie Restrukturierungskosten ausgeklammert. Mit Blick auf die Zahlen sprach der Vorstand von einem spürbar lebhafteren Geschäft, wobei der Auftragseingang in sämtlichen Regionen über den Erwartungen und deutlich über den vergleichbaren Vorjahreswerten lag. Daher konnte früher als angenommen die Stammbelegschaft zur Vollzeitarbeit zurückkehren und die Kapazitäten wieder hochgefahren werden.
Auf Kurs
SAF-HOLLAND scheint somit auf Kurs, die für das Gesamtjahr gesteckten Ziele, wie ein prozentual zweistelliges Umsatzplus, zu erreichen. Ergebnisseitig will der Konzern von erheblichen Einsparungen profitieren. Durch Restrukturierung und Kostensenkungen konnten 2009 die Ausgaben bereits um 49 Mio. Euro gedrosselt werden. 2010 sollen weitere 10 Mio. Euro hinzukommen. Mit Blick auf das Geschäftsumfeld erwartet der Vorstand infolge erster Anzeichen einer sich aufhellenden Konjunktur auch für die Truck- und Trailerhersteller eine Trendwende.
Fortgesetzter Wachstumskurs
Wie es im Geschäftsbericht 2009 weiter hieß, verschafft ferner die langfristig gesicherte Finanzierung ausreichend Flexibilität für den geplanten Wachstumskurs. SAF-HOLLAND möchte das Geschäft international ausbauen und die weltweite Präsenz als Basis für künftiges Wachstum nutzen. Konkret wird derzeit in Nordamerika die eigene Achsenproduktion ausgeweitet und zudem in China die Produktionskapazität weiter erhöht. Damit werden weitere Schritte gemacht, um die mittelfristigen Ziele, Umsatz von 1 Mrd. Euro und bereinigte EBIT-Marge von 10%, zu erreichen.
Schwieriges Jahr 2009
2009 lag die bereinigte EBIT-Marge mit 0,4% deutlich unter den Vorjahreswerten von 5,2% (2008) und 7,4% (2007), was Folge der deutlich rückläufigen Ergebnisse angesichts der Flaute in der Nutzfahrzeugindustrie war, die besonders unter dem weltweiten Konjunktureinbruch litt. Dies spiegelt sich auch in den absoluten Zahlen wider. Der Umsatz brach angesichts der gesunkenen globalen Nachfrage zum Vorjahr von 798,8 auf 419,6 Mio. Euro ein. Das bereinigte EBIT schrumpfte von 41,2 auf 1,5 Mio. Euro. Unter dem Strich weitete sich der Verlust von 24,9 auf 48,9 Mio. Euro aus. Beim bereinigten Nachsteuerergebnis rutschte SAF-HOLLAND von plus 13,4 Mio. Euro im Jahr 2008 auf minus 15,6 Mio. Euro ab.
Bewährte Strategie
Trotz der deutlichen Einbrüche 2009 gibt sich der Konzern selbstbewusst und betonte, dass sich die Firmenstrategie der vergangenen Jahre in der Krise bewährt hat. SAF-HOLLAND ist durch den Zusammenschluss von SAF und Holland im Jahr 2006 und den 2008 getätigten Akquisitionen als innovativer Komplettanbieter für Lkws (Trucks) und Anhänger (Trailer) weltweit aufgestellt und zählt zu den führenden Herstellern von Produktsystemen und Bauteilen für Nutzfahrzeuge, Busse und Wohnmobile. Das Sortiment umfasst Achs- und Federungssysteme, Sattel- und Anhängerkupplungen, Königszapfen und Stützwinden. Zu den Kunden zählen die meisten der weltweit namhaften Anhänger- und Lkw-Produzenten, wie Daimler, DAF, MAN, Volvo und Scania. Abgerundet wird die Geschäftstätigkeit durch ein großes Servicenetz mit mehr als 7.000 Stützpunkten in Europa, Amerika, Asien, Afrika und Australien. Damit ist SAF-HOLLAND eigenen Angaben zufolge einer der wenigen in der Branche, der sowohl mit einer umfangreichen Produktpalette als auch mit einem flächendeckenden Servicenetz international aufgestellt ist.
Gut gerüstet
Aber nicht nur die gute Marktstellung, die in den nächsten Jahren ausgebaut werden soll, sorgt für Zuversicht. SAF-HOLLAND reagierte schnell und konsequent auf den Markteinbruch, und mit den eingeleiteten Maßnahmen konnte sich der Konzern zügig an die veränderten Marktbedingungen anpassen und sieht sich nun gut gerüstet, um bei einem Wiederanziehen der Konjunktur ertragreich wachsen zu können. Außerdem hob der Konzern hervor, dass er nach der umfassenden Restrukturierung jetzt effizient aufgestellt ist und flexibler auf die tatsächliche Nachfrage reagieren kann. Darüber hinaus stimmen die langfristigen Perspektiven zuversichtlich, bedient der Konzern doch einen Sektor, der künftig weiter wachsen dürfte. Zwar hat die jüngste weltweite Wirtschaftskrise gezeigt, dass derartige Flauten den weltweiten Handel stark beeinträchtigen können, das Transportwesen bleibt jedoch auch künftig Rückgrat der internationalen Wirtschaft. Wie SAF-HOLLAND betonte, stehen am Anfang und Ende jeder Logistikkette Lkws und Anhänger.
Fazit
SAF-HOLLAND ist in einem Bereich tätig, der in vergangenen Jahren den weltweiten Konjunktureinbruch, besonders deutlich zu spüren bekam, wie an den deutlich geschrumpften Ergebnissen zu erkennen ist. Der Konzern scheint die Krise jedoch gut weggesteckt zu haben und könnte nun kurzfristig von einer Erholung des Marktes profitieren. Daneben sind auch die langfristigen Aussichten vielversprechend, dürfte der Transport per Lkw doch auch künftig eine wichtige Rolle im weltweiten Transportwesen spielen. Mit weiteren Innovationen, die dafür sorgen, dass die Lkws und Anhänger länger laufen, weniger Kraftstoff verbrauchen und geringere Kosten verursachen, sollte die Gesellschaft auch künftig punkten. Daneben besitzt SAF-HOLLAND eine weltweit starke Marktposition, die Grundlage für eine fortgesetzte Expansion ist, beispielsweise in Wachstumsmärkte wie China oder Brasilien, wobei die Investitionen aus dem Cashflow finanziert werden sollen. Ein Manko bei der Bewertung des Unternehmens ist die relativ geringe Eigenkapitalquote von 5,2% (2009) und die recht hohe Verschuldung, die ein Risiko darstellen. Die Nettoverschuldung konnte 2009 aber von 303,8 auf 289,3 Mio. Euro gesenkt werden und erklärtes Ziel ist es, den Verschuldungsgrad weiter zu reduzieren. Alles zusammengenommen, überwogen zuletzt aber die Kaufargumente, wie die Rally der Aktie im April zeigt, die in der Vorwoche die Hürde bei 4,00 Euro knackte und damit ein charttechnisches Kaufsignal lieferte und jüngst bereits über 5,00 Euro kletterte. Auch die jüngste Schwäche am Gesamtmarkt bremste kaum, und das aktuelle Kursniveau sowie mögliche Korrekturen könnten Gelegenheit für kleinere spekulative Käufe bieten.