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SAP: Hürden voraus!

In der Vorvorwoche hatte Europas größter Software-Hersteller erste Eckdaten der 2011 erzielten Rekordergebnisse vorgelegt und damit positiv überrascht. Jüngst gab es nun weitere Zahlen. Darüber hinaus blickt SAP optimistisch in die Zukunft. Bilanz und Ausblick gefallen, könnten Triebfeder für weitere Kursgewinne sein. Wären da nicht charttechnische Hürden, die sich als hartnäckig erweisen könnten.

BÖRSE am Sonntag

In der Vorvorwoche hatte Europas größter Software-Hersteller erste Eckdaten der 2011 erzielten Rekordergebnisse vorgelegt und damit positiv überrascht. Jüngst gab es nun weitere Zahlen. Darüber hinaus blickt SAP optimistisch in die Zukunft. Bilanz und Ausblick gefallen, könnten Triebfeder für weitere Kursgewinne sein. Wären da nicht charttechnische Hürden, die sich als hartnäckig erweisen könnten.

Die positive Tendenz am Gesamtmarkt seit Jahresbeginn zog auch SAP nach oben. Einen stützenden Effekt hatten dabei sicherlich auch die am 13. Januar vorgelegten positiven ersten Eckdaten für das Schlussquartal und das Gesamtjahr 2011. Jüngst folgten weitere Kursgewinne. Aus charttechnischer Sicht hat der Kurs damit das Zwischenhoch von Anfang Dezember 2011 bei 45,04 Euro erklommen, an dem seinerzeit der kräftige Aufwärtsimpuls seit dem Zwischentief von August 2011 seinen vorläufigen Höhepunkt fand. Von dort ausgehend folgte zunächst eine Korrektur bis in den Bereich der Unterstützungen bei 40,32 und 39,36 Euro, in dem sich zudem das 38,2%-Fibonacci-Retracement sowie das 50%-Retracement des Aufwärtsimpulses von August bis Dezember 2011 befinden. Der von dieser Unterstützungszone ausgehende neuerliche Anstieg muss sich nun als kraftvoll genug erweisen, um nach dem Sprung über 45,04 Euro auch die nun nächsten Hürden zu meistern. Bei 46,15 Euro gibt es gleich den nächsten Widerstand (Zwischenhoch Mai 2011). Und auch danach ist nicht viel Platz. Bei 47,69 Euro lauert das Mehrjahreshoch von April 2006. Aus charttechnischer Sicht gibt es somit einige Hindernisse, die weitere Kurszuwächse verhindern oder zumindest bremsen könnten. Die Frage ist daher, ob die jüngsten fundamentalen Fakten genügend Treibstoff liefern. Das Potenzial dafür scheint vorhanden.

Kräftiges Wachstum erwartet

Schließlich rechnet SAP nach dem Rekordergebnis im vergangenen Jahr auch 2012 mit weiterem kräftigen Wachstum. Gestärkt durch mehrere Milliardenübernahmen und hohe Nachfrage nach Unternehmenssoftware und Analyseprogrammen stellte der Vorstand Steigerungen in Aussicht, die über den Markterwartungen lagen. So soll der Umsatz mit Software und software-bezogenen Dienstleistungen um 10% bis 12% auf bis zu 12,7 Mrd. Euro zunehmen. Dazu soll der Anfang Dezember angekündigte Zukauf SuccessFactors, der bis Ende März abgeschlossen werden soll, bis zu 2 Prozentpunkte beitragen. 2011 gab es bei den Umsätzen aus Software und software-bezogenen Dienstleistungen ein Plus von 15% auf 11,35 Mrd. Euro. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) vor Sonderposten peilt der Konzern für 2012 einen Wert in der Spanne von 5,05 bis 5,25 Mrd. Euro an. Dies entspräche einem Anstieg von mindestens 7%. Hier noch nicht enthalten sind eventuelle Beiträge von SuccessFactors. Durch die Übernahme will SAP das bestehende eigene Angebot erweitern und damit die Position als Anbieter von Cloud-Lösungen, -Plattformen und -Infrastruktur deutlich stärken.

Besser als die Konkurrenz

Mit den Prognosen für 2012 setzte sich SAP von weiten Teilen der Branche, einschließlich des Rivalen Oracle, ab, die derzeit wegen der unsicheren konjunkturellen Aussichten unter einer Auftragsflaute leidet. Auch könnte die deutsche Software-Schmiede mit ihrem Ausblick die Skeptiker milde stimmen, die das starke vierte Quartal lediglich mit Nachholeffekten nach schwachen Phasen davor bewerteten. Zudem scheint SAP in der jüngsten Vergangenheit die Weichen gestellt zu haben, um auch in den nächsten Jahren kräftig zu wachsen. So gab sich denn auch Finanzvorstand Werner Brandt optimistisch, bis 2015 das ausgegebene Umsatzziel von 20 Mrd. Euro im Jahr zu übertreffen und dabei eine EBIT-Marge von 35% zu erreichen. 2011 waren es 34,3% (bereinigt: 33%).

Jahresziele deutlich übertroffen

SAP hat in der jüngsten Vergangenheit seine Hausaufgaben augenscheinlich gründlich gemacht. Die Zukäufe sowie der Fokus auf Vertrieb und Vermarktung trieben daher auch im Schlussquartal und im Gesamtjahr 2011 die Ergebnisse kräftig an. Sowohl mit klassischer Unternehmenssoftware als auch in den zugekauften Sparten Analyse und Software für mobile Geräte liefen die Geschäfte hervorragend. Im Schlussquartal, in dem Firmen traditionell ihre IT-Budgets ausschöpfen, stieg der Umsatz währungsbereinigt von 4,1 auf 4,5 Mrd. Euro. Das EBIT vor Sondereffekten nahm von 1,62 auf 1,78 Mrd. Euro zu. Unter dem Strich blieben 1,2 Mrd. Euro Profit übrig und damit deutlich mehr als mit 0,43 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum, der allerdings durch die Kosten für einen Rechtsstreit (TomorrowNow) belastet wurde. Darum bereinigt kletterte der Überschuss 2011 um 16% auf 1,28 Mrd. Euro. Dank des starken Jahresendspurts übertraf SAP auch die eigenen Jahresziele deutlich. Der Umsatz kletterte währungsbereinigt um 15% auf 14,26 Mrd. Euro. Das bereinigte EBIT erhöhte sich um 18% auf 4,71 Mrd. Euro. Nach Steuern verdiente SAP 3,44 Mrd. Euro und damit 90% mehr als 2010. Um Sondereffekte bereinigt erhöhte sich der Profit um 23% auf 3,37 Mrd. Euro.

Marktanteile ausgebaut

Mit den kräftigen Steigerungen bei Umsatz und Gewinn wuchs SAP stärker als der Markt, gewann eigenen Angaben zufolge außerdem erhebliche Marktanteile hinzu. Das Management zeigte sich mit dem Abschneiden 2011 daher sehr zufrieden. „Wir konnten unsere Marktführerschaft bei Unternehmensanwendungen, Analytik und mobilen Lösungen ausbauen und sind dabei, die Märkte für Technologie und Datenbanken sowie Cloud-Anwendungen neu zu definieren“, betonten die beiden Vorstandschefs Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe. „Unser Geschäft entwickelt sich hervorragend und unsere Kunden profitieren weiterhin von schnellerer Innovation, einfacherer Implementierung und unserer führenden Branchenexpertise“, führten sie aus. Zu den Innovationen gehört neben den mobilen Lösungen die Datenbanksoftware HANA, die es Firmen erlaubt, enorme Mengen an Daten in einem Bruchteil der bisher benötigten Zeit zu durchforsten. Mit dieser Technik, auf die auch die Konkurrenz aufspringt, hat SAP Experten zufolge einen Vorsprung von einem bis zwei Jahren, was in der Technikwelt als eine Ewigkeit gilt. Von HANA erhofft sich SAP großes Wachstum.

Fazit

Die weltweite Nummer 1 bei Unternehmenssoftware bleibt offenbar auf Wachstumskurs. Nach den starken Zuwächsen 2011 sind auch für 2012 und darüber hinaus kräftige Steigerungen geplant. Selbst in dem derzeit schwierigen Umfeld aus weiterhin schwelender Schuldenkrise und der erwarteten weltweit nachlassenden konjunkturellen Dynamik könnten die Software-Lösungen gefragt bleiben. Entsprechend scheinen spekulative, konsequent abgesicherte Long-Positionen trotz der nun ins Visier rückenden charttechnischen Hürden erwägenswert. Vielleicht reicht ja die Kraft, diese zu knacken.