Sartorius: Starke Zahlen, starker Kursverlauf
Die Aktien des Anbieters von Labor- und Prozesstechnologie beeindrucken im bisherigen Verlauf 2012 durch eine glänzende Performance. Bislang um mehr als 80% kletterten die im TecDAX gelisteten Vorzugsaktien und liegen damit innerhalb des Index klar vorn. Die Investoren honorieren wohl die glänzende Geschäftsentwicklung, die jüngst durch die vorgelegte 9-Monats-Bilanz sowie das erneut angehobene Gewinnziel 2012 untermauert wurde.
Kräftige Ergebnissteigerungen und angehobene Prognosen werden von Investoren gern gesehen. Sartorius dürfte daher mit der jüngst vorgelegten 9-Monats-Bilanz gepunktet haben. Das Unternehmen glänzte mit zweistelligen Wachstumsraten. Dazu beigetragen hat auch ein starkes drittes Quartal, sodass die 1870 gegründete Traditionsfirma an die positive und dynamische Entwicklung der vorigen Quartale anknüpfte. Im Zeitraum Juli bis September erhöhte sie den Umsatz zum Vorjahr um 15,8% auf 217,3 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (EBITA) legte um 15,4% auf 33,8 Mio. Euro zu. Nach Steuern verdiente Sartorius mit 19,8 Mio. Euro 23,8% mehr und profitierte dabei auch von einem verbesserten Finanzergebnis.
Gefragte Produkte
In den ersten drei Quartalen insgesamt summierte sich der Umsatz auf 639,4 Mio. Euro, was einem Zuwachs von 18,1% entspricht. Dazu beigetragen hat der Ende 2011 erfolgte Zukauf (Biohit-Liquid-Handling-Geschäft), auf den etwa 6 Prozentpunkte entfielen. Daneben profitierte die Gesellschaft von positiven Wechselkurseffekten. Darum bereinigt lag der Zuwachs bei 13,8%. Erfreulich entwickelte sich auch der Auftragseingang, der um 15,8% auf 636,6 Mio. Euro zunahm. Die Produkte und Dienstleistungen des weltweit tätigen Konzerns bleiben somit offenbar gefragt. Die wichtigsten Abnehmer kommen aus der Biotech-, Pharma- und Nahrungsmittelindustrie sowie aus öffentlichen Forschungseinrichtungen und Laboren. Erklärtes Ziel ist es, ihnen dabei zu helfen, komplexe und qualitätskritische Prozesse in der Biopharmaproduktion und im Labor zeit- und kosteneffizient umzusetzen. Gegliedert ist das Geschäft seit Anfang des Jahres in drei Sparten, die in den ersten neun Monaten allesamt Umsatzsteigerungen verzeichneten und sich auch bei den Erträgen prächtig entwickelten.
Wachstumsbereich Einweg
In dem nach Umsatz größten Bereich Bioprocess Solutions konzentriert sich die Gesellschaft auf Einwegprodukte für die Medikamentenherstellung. Insgesamt bietet sie ein umfangreiches Technologie-, Produkt- und Serviceportfolio, mit denen sie der Kundschaft hilft, Medikamente und Impfstoffe auf biologischer Basis sicher und effizient zu entwickeln und herzustellen. Dazu gehören beispielsweise Filter für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete, Behälter, Mischsysteme, Bioreaktoren und Membranen. Der Bereich Einwegprodukte gilt als Wachstumsbereich, angesichts des fortschreitenden Technologiewechsels weg von den Mehrweglösungen. Im Vergleich zu den herkömmlichen, fest installierten Edelstahlanlagen in der Biotechproduktion sind Einweglösungen flexibel einsetzbar und weniger zeit- und kostenintensiv. Beispielsweise entfällt der Aufwand für die Reinigung. Von diesem Trend profitiert auch Sartorius, wie die geschäftliche Entwicklung in der Sparte verdeutlicht. In den ersten neun Monaten expandierte der Umsatz um 19% (wechselkursbereinigt 14,4%) auf 360,3 Mio. Euro. Das um Sondereffekte bereinigte EBITA kletterte um 26,1% auf 66,8 Mio. Euro.
Labortechnik
Die neue Sparte Lab Products & Services bündelt das gesamte Laborportfolio von Sartorius. Der größte Bereich in dieser Sparte ist heute die Laborwägetechnik. Neben weiteren Laborinstrumenten wie insbesondere das im Dezember akquirierte Biohit-Liquid-Handling-Geschäft (Pipetten) gehört ein breites Portfolio an Verbrauchsmaterialien zu dieser Sparte. Sie steigerte in den ersten neun Monaten den Umsatz um 22,5% (wechselkursbereinigt 17,9%) auf 202,5 Mio. Euro. Zu dem Wachstumsschub beigetragen hat der Zukauf von Biohit. Das bereinigte EBITA nahm um 16,2% auf 26,4 Mio. Euro zu. Das Geschäft mit industrieller Wäge- und Kontrolltechnik wird seit Januar in der dritten Sparte Industrial Weighing geführt. Für dieses Geschäft prüft Sartorius verschiedene strategische Optionen inklusive eines mittelfristigen Verkaufs. Hier stieg der Umsatz in den ersten neun Monaten um 4,5% (wechselkursbereinigt 2,2%) auf 76,7 Mio. Euro. Das bereinigte EBITA verbesserte sich um 17,7% auf 6,8 Mio. Euro.
Gewinnziel erneut angehoben
Die Ertragssteigerung in den einzelnen Sparten spiegelt sich auch konzernweit in ordentlich verbesserten Gewinnkennzahlen wider. So erhöhte sich das EBITA um 22,5% auf 90,3 Mio. Euro. Um Sondereffekte bereinigt legte es um 22,7% auf 100 Mio. Euro zu. Nach Steuern verdiente Sartorius 49,2 Mio. Euro und damit 23,3% mehr als vor einem Jahr. Um Sondereffekte bereinigt stieg der Überschuss um 22,1% auf 46,8 Mio. Euro. Aufgrund der positiven Geschäftsentwicklung in den ersten neun Monaten hob der Konzern erneut das Gewinnziel für das Gesamtjahr an. Unter der Annahme eines im Wesentlichen unveränderten Währungsumfeldes erwartet er nun eine Steigerung des EBITA von etwa 18%. Bislang wurden etwa 15% angepeilt. Gleichzeitig bekräftigte Sartorius das bislang prognostizierte Umsatzplus von wechselkursbereinigt etwa 11%.
Fazit
Mit dem kräftigen Kursanstieg in den vergangenen Monaten und den dabei erreichten neuen historischen Höchstwerten haben die Investoren die positive Geschäftsentwicklung und die wohl auch vielversprechenden Zukunftsperspektiven honoriert. Sartorius konzentriert sich auf Produkte und Dienstleistungen, die der Kundschaft insbesondere bei der Qualitätssicherung und der Produktivitätssteigerung ihrer Herstellungsprozesse helfen, und legt dabei den Schwerpunkt auf die Biotech-/Pharma- und Nahrungsmittelindustrie, die vergleichsweise unabhängig von der konjunkturellen Entwicklung sind und zudem als langfristige Wachstumsbranchen gelten. Die Ausrichtung des Geschäftsmodells sowie die gute Marktposition sind somit gute Voraussetzungen für anhaltend profitables Wachstum. Alles zusammen bleibt die Aktie daher ein interessantes Investment und aus charttechnischer Sicht könnte ein nachhaltiger Ausbruch der weitaus liquideren Vorzugsaktie über ihr bisheriges Allzeithoch von 65,67 Euro neue spekulative Long-Positionen rechtfertigen. Gemessen am KGV (2012e) von etwas mehr als 20 ist die Bewertung zwar nicht gerade günstig, aber noch akzeptabel. Außerdem interessant ist, dass die Marktkapitalisierung auf Basis der ausstehenden Stamm- und Vorzugsaktien zusammen bei etwa 1,17 Mrd. Euro liegt. Dabei ist doch schon allein der Anteil von 84% an der börsennotierten Tochter Sartorius Stedim aktuell rund 993 Mio. Euro wert.