Sartorius: Wieder profitabel!
Auch der Anbieter von Labor- und Prozesstechnologie spürte 2009 die Auswirkungen der weltweiten Konjunkturflaute. Maßnahmen zur Kostensenkung wurden daher ergriffen, was zunächst zu Sonderaufwendungen führte. Ein Verlust war die Folge. Im ersten Halbjahr 2010 schrieb Sartorius wieder schwarze Zahlen und scheint auch sonst ein vielversprechendes Investment.
Begonnen hat die Firmengeschichte 1870, als der Göttinger „Universitätsmechanikus" Florenz Sartorius eine feinmechanische Werkstatt gründete und mit der Produktion kurzarmiger Analysenwaagen startete. Heute bezeichnet sich der Konzern selbst als ein international führender Anbieter von Labor- und Prozesstechnologie. Die wichtigsten Kunden stammen aus der pharmazeutischen, chemischen sowie der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie und aus zahlreichen Forschungs- und Bildungseinrichtungen des öffentlichen Sektors. Unterteilt ist das Geschäft in die beiden Segmente Biotechnologie und Mechatronik.
Deutliche Gewinnzuwächse
Vor allem das letztere Segment litt 2009 besonders unter der Rezession. In den ersten sechs Monaten 2010 konnte dieses Segment, in dem die Gesellschaft vor allem Geräte und Systeme der Wäge-, Mess- und Automationstechnik für Labor- und Industrieanwendungen herstellt, aber wieder einen positiven Beitrag zum Konzernergebnis beisteuern. Zusammen mit der weiterhin guten Entwicklung in der Sparte Biotechnologie, der nach Umsatz und Ertrag stärksten Säule des Konzerns, verbuchte Sartorius somit deutliche Gewinnzuwächse. Der operative Profit auf Basis des um Sonderaufwendungen bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (EBITA) kletterte um 47% auf 36,3 Mio. Euro. Die Sparte Biotechnologie steuerte dazu 31,5 Mio. Euro bei und verzeichnete ein Plus von 12,2%. Im Segment Mechatronik konnte der Verlust von 3,4 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum in einem Gewinn von 4,8 Mio. Euro gewandelt werden. Der um Sondereffekte bereinigte Nachsteuergewinn erhöhte sich von 6,4 auf 15,9 Mio. Euro. Daraus resultiert ein Ergebnis je Aktie (EPS) von 0,93 Euro, nach 0,37 Euro im Jahr zuvor. Beim Umsatz verbuchte Sartorius im ersten Halbjahr einen Anstieg um 6,3% auf 315,2 Mio. Euro. Der Auftragseingang legte um 9,8% auf 336,4 Mio. Euro zu. Wie es hieß, haben beide Sparten ihr Geschäft in allen Regionen ausgeweitet.
Ausblick bestätigt
Die vorliegenden Ergebnisse entsprachen den Angaben zufolge in beiden Säulen den Erwartungen des Vorstands und bestätigen dessen Ausblick für das Gesamtjahr. Firmenchef Dr. Joachim Kreuzburg sagte dazu: „Es ist erfreulich, dass nach der sehr unterschiedlichen Geschäftsentwicklung im letzten Jahr nun beide Konzernsparten eine positive Entwicklung verzeichnen und zur kräftigen Steigerung des Konzerngewinns beitragen konnten. Auf Basis der Ergebnisse des ersten Halbjahres und des Auftragsbestandes sehen wir uns auf gutem Weg, unsere Ziele für 2010 zu erreichen“. Sartorius erwartet konzernweit ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum etwas oberhalb von 5% und eine weitere Verbesserung der EBITA-Marge um ein bis zwei Prozentpunkte sowie einen deutlich positiven operativen Cashflow. Im ersten Halbjahr hatte der Konzern seine EBITA-Marge von 8,3% auf 11,5% gesteigert. Mit Blick auf die einzelnen Sparten geht das Unternehmen in der Biotechnologie von einem währungsbereinigten Umsatzwachstum im oberen einstelligen Prozentbereich und einem leichten Anstieg der EBITA-Marge aus. Für die Mechatronik-Sparte werden ein währungsbereinigtes Umsatzplus im unteren einstelligen Prozentbereich und eine EBITA-Marge von rund 5% erwartet.
Mechatronik neu ausgerichtet
Aber nicht nur im zweiten Halbjahr 2010 sind die Aussichten für profitables Wachstum vielversprechend. Angesichts der 2009 umgesetzten Einsparungsmaßnahmen, unter anderem auch durch den Abbau von Arbeitsplätzen, wurde die Kostenbasis nachhaltig gesenkt. Daneben ist der Konzern gut positioniert und hat die Weichen gestellt, um vom erwarteten Wachstum der bedienten Märkte zu profitieren. Zum einen wurde 2009 mit der strategischen Neuausrichtung der Sparte Mechatronik begonnen. Künftig soll sie durchgängig, das heißt von der Entwicklung bis in den Vertrieb, stärker anwendungsorientiert und weniger produkt- bzw. technologieorientiert sein. Konkret will sich Sartorius darauf konzentrieren, den Kunden bei der Qualitätssicherung und der Produktivitätssteigerung ihrer Herstellungsprozesse zu helfen. Der Schwerpunkt liegt den Angaben zufolge dabei auf der Nahrungsmittel- und der Pharmaindustrie, die beide relativ gering von der Konjunktur abhängig sind und als langfristige Wachstumsbranchen gelten.
Einweg statt Mehrweg
In der Sparte Biotechnologie konzentriert sich der Konzern wie in den vergangenen Jahren weiterhin vor allem auf Einwegprodukte (Single-Use-Produkte) für biopharmazeutische Anwendungen. Diesem Bereich wird ein kräftiges Wachstum in den nächsten Jahren prophezeit, dürfte der bereits in vollem Gang befindliche Technologiewechsel von Mehrweg- zu Einweglösungen doch fortschreiten und sich letztere schließlich als Standard in der Pharma- und Biotechnologieindustrie durchsetzen. Derzeit liegt die Marktdurchdringung laut Sartorius bei 30% bis 40%. In der Zukunft sollen es 70% bis 80% sein. Im Vergleich zu den herkömmlichen fest installierten Edelstahlanlagen in der Biotechproduktion sind Einweglösungen flexibel einsetzbar und weniger zeit- und kostenintensiv. Beispielsweise entfällt der Aufwand für die Reinigung. Der Konzern bietet dabei ein umfangreiches Technologie-, Produkt- und Serviceportfolio, mit denen er seinen Kunden hilft, Medikamente und Impfstoffe auf biologischer Basis sicher und effizient zu entwickeln und herzustellen. Eigenen Angaben zufolge besetzt der Konzern weltweit führende Positionen in Bioprozessfiltration, Fermentation, Fluid-Management-Technologie und der Membranchromatographie sowie bei verschiedenen weiteren Aufarbeitungstechnologien. Die Einwegprodukte machen inzwischen rund drei Viertel des Spartenumsatzes aus.
Günstig bewertet
Interessant ist der Bereich Biotechnologie aber nicht nur wegen der Geschäftsaussichten, sondern könnte zudem ein weiteres Kaufargument für die Sartorius-Aktie liefern. Die Sparte firmiert unter dem Namen Sartorius Stedim Biotech S.A. und ist eine rechtlich selbstständige in Frankreich ansässige Tochter, die zudem börsennotiert ist. Sartorius hält daran derzeit etwa 69%. Der Börsenwert der Anteile entspricht aktuell rund 378 Mio. Euro. Sartorius selbst ist, gemessen an den gesamten ausstehenden eigenen Stamm- und Vorzugsaktien, aber gerade einmal 360 Mio. Euro wert. Und auch sonst ist die Bewertung attraktiv. Legt man für das Gesamtjahr einen um Sondereffekte bereinigten Nettogewinn von etwa 1,80 Euro zugrunde, was voraussetzen würde, dass im zweiten Halbjahr ein ähnlich hoher Gewinn anfällt wie in den ersten sechs Monaten, dann liegt das KGV (2010e) bei den Vorzugsaktien, die zu 91% im Streubesitz sind, bei derzeit rund 11. Bei den Stammaktien, die nur zu etwa 9% im Streubesitz und deshalb vergleichsweise geringe Handelsumsätze aufweisen, liegt es bei etwa 12.
Fazit
Sartorius ist nach den Verlusten im Vorjahr, die vor allem wegen der Kosten für die Anpassung und Restrukturierung im Zuge der weltweiten wirtschaftlichen Flaute anfielen, auf Kurs, 2010 wieder deutlich schwarze Zahlen zu schreiben. Darüber hinaus stimmen die langfristigen Geschäftsaussichten, und zusammen mit der attraktiven Bewertung ist das Unternehmen derzeit ein aussichtsreiches Investment.