Schaltbau Holding: Megatrends im Visier
Die Aktie des Herstellers von Komponenten und Systemen für die Verkehrstechnik legte in der vergangenen Woche kräftig zu. Sie gehörte damit zu den Besten im SDAX, in den sie im September aufgestiegen ist. Neue Nachrichten aus dem Unternehmen, die den jüngsten Anstieg ausgelöst haben könnten, gab es aber nicht. Dennoch wollen wir schauen, was sich hinter der Schaltbau Holding verbirgt.
Mit dem Aufstieg in den SDAX im September steht die Münchener Traditionsfirma jetzt stärker im Fokus der Anleger. Bereits 1929 gegründet, entwickelte und produzierte sie damals Schalt- und Heizgeräte für die Bahn. Auch heute noch spielen Produkte für die Schieneninfrastruktur eine Rolle. Inzwischen ist der Konzern aber breiter aufgestellt und bezeichnet sich selbst als einen der führenden Anbieter von Komponenten und Systemen für die Verkehrstechnik. Unterteilt ist die Tätigkeit in drei Segmente.
Drei Säulen
Nach Umsatz größte Einnahmequelle (etwa 38%) ist der Bereich mobile Verkehrstechnik. Hier stellt der Konzern Türsysteme für Busse und Schienenfahrzeuge, Einstiegshilfen, Türsteuerungen und Schiebetürbeschläge her. Auf das zweite Betätigungsfeld, der stationären Verkehrstechnik, die in die zwei Geschäftsfelder Infrastrukturtechnik und Bremssysteme unterteilt ist, entfallen etwa 31% der Einnahmen. In Ersterem entwickelt und produziert das Unternehmen Bahnübergangssysteme, Weichenheizungen, Energieversorgungen, Fahrzeugausrüstungen, Warntechnik und Seezeichen. Das zweite Feld stellt Kran-, Industrie- und Windkraftbremsen her. Dritte Säule des Konzerns ist der Bereich Komponenten, auf den etwa 31% der Umsätze entfallen und der gleichzeitig, gemessen am Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT), der profitabelste ist. Im ersten Halbjahr 2011 entfielen etwa 69% des gesamten Konzernbetriebsergebnisses auf diese Sparte. Sie entwickelt und produziert Steckerbinder, Schnappschalter, Schütze und Bahngeräte.
Breit positioniert, neue Märkte, Nischenprodukte
Mit seinen Geschäftsfeldern ist der Konzern strategisch breit positioniert, bietet Produkte für verschiedene Anwendungsbereiche und agiert in unterschiedlichen Märkten. Wie der Konzern selbst betont, legt er dabei Wert auf eine überschau- und beherrschbare Diversifikation. Ein eher konservativer Ansatz, mit dem sich die Schaltbau Holding aber vor unvorhersehbaren gravierenden Einflüssen zumindest teilweise schützen will. Die Geschäftsstrategie basiert ferner auf drei wesentlichen Elementen. Das Unternehmen setzt erstens auf Wachstum in neuen Märkten, die es in wohlüberlegten Schritten gewinnen möchte oder durch Produkte, die das bisherige Portfolio ergänzen. Zweitens fokussiert es sich nicht nur auf Produkte und Lösungen für die Bahn, sondern hat auch ganz gezielt Anwendungen in der Kfz- und in zunehmendem Maße der Investitionsgüterindustrie im Visier. Dadurch findet ein konzerninterner Risikoausgleich statt, der sich laut Vorstand bereits in der letzten Wirtschaftskrise ausgezahlt hat. Drittens konzentriert sich der Konzern auf Nischenprodukte, bei denen der Wettbewerb überschaubar ist. Sein erklärtes Ziel ist es hier, in allen wesentlichen Geschäftsfeldern zu den weltweit drei führenden Anbietern zu gehören.
Megatrends
Zuversicht für die künftige Geschäftsentwicklung schöpft der Konzern aus den langfristigen Megatrends, die die eigene Strategie unterstützen und die man konsequent nutzen will. Dazu gehören die weltweit kontinuierlich zunehmende Mobilität der Bevölkerung und die beschleunigte Urbanisierung, vor allem in den Wachstumsregionen Asiens und Lateinamerikas, was den Bedarf an öffentlichen Verkehrsmitteln erhöht und entsprechend den Ausbau der dafür nötigen Infrastruktur fördert. Und nicht nur immer mehr Menschen müssen befördert werden, auch der Warentransport dürfte weiter zunehmen, was ebenfalls Wachstumspotenzial durch den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur gerade in aufstrebenden Ländern verspricht. Bei all diesen Punkten zu berücksichtigen ist ferner die begrenzte Verfügbarkeit fossiler Brennstoffe, was den Bedarf an energieeffizienten Transportmitteln erhöht, zusätzlich verstärkt auch durch das steigende Umweltbewusstsein.
Profitabel gewachsen
Die Firmenstrategie ging in den vergangenen Jahren auf. Im Geschäftsjahr 2010 erzielte der Konzern einen Rekordumsatz von 280,4 Mio. Euro (+3,9% zum Vorjahr). Gleichzeitig erreichte er mit einem EBIT von 23,8 Mio. Euro (+17,2%) einen neuen Spitzenwert. Und auch der Nachsteuerprofit kletterte in noch nie da gewesene Höhen, legte von 14,1 auf 14,8 Mio. Euro zu. Die Schaltbau Holding profitierte von dem weltweiten starken wirtschaftlichen Aufschwung nach der vorangegangenen Flaute. In den ersten sechs Monaten 2011 setzte die Gesellschaft ihren profitablen Wachstumskurs fort, auch dank der Tatsache, dass die Wirtschaftsbereiche, in denen sie sich tummelt, überwiegend eine positive Entwicklung verzeichneten. So verbesserte sich der Auftragseingang gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 25,5% auf 192,4 Mio. Euro. Ferner legte der Umsatz um 16% auf 155,8 Mio. Euro zu. Angesichts der steigenden Einnahmen verbesserte sich auch die Profitabilität weiter. Das EBIT stieg von 10,3 auf 15,9 Mio. Euro. Dies führte zu einer von 7,7 auf 10,2% verbesserten EBIT-Marge. Noch stärker legte der Überschuss zu, der sich von 6,2 auf 12,7 Mio. Euro mehr als verdoppelte, wozu allerdings auch außerordentliche Effekte im Beteiligungsergebnis beigetragen haben. Angesichts der guten Geschäftslage bestätigte das Unternehmen bei Vorlage der Halbjahresbilanz die im April angehobenen Prognosen.
Prognosen erhöht
Mitte September wurden die Ziele dann noch einmal aufgestockt, wobei der Vorstand auf den ungebrochen dynamischen Geschäftsverlauf in allen drei Segmenten in den ersten acht Monaten 2011 verwies. Deutlich über den eigenen Erwartungen entwickelten sich demnach insbesondere die Geschäftsfelder Türsysteme, Komponenten sowie Bremssysteme. Letzteres profitierte in starkem Maße von der Auflösung des Investitionsstaus im Bereich der Container-Terminals. Außerdem beurteilte das Management die Aussichten für die nächsten Monate unverändert positiv. Gleichbleibende Rahmenbedingungen unterstellt, erhöhte es daher die Umsatzprognose von bisher etwa 300 auf rund 315 Mio. Euro. Beim EBIT peilt der Konzern nun 29,3 Mio. Euro an nach bisher 26 Mio. Euro. Außerdem werden beim Nachsteuergewinn jetzt 20,9 Mio. Euro erwartet nach zuvor 18,6 Mio. Euro. Das Ergebnis je Aktie (EPS) soll daher rund 8,85 Euro erreichen nach bisher 8,00 Euro.
Fazit
Offensichtliche Firmennachrichten, die den Kursanstieg in der vergangenen Woche erklären, gab es zwar nicht, dennoch ist die Aktie des Unternehmens einen Blick wert. Geschäftsmodell und Strategie klingen einleuchtend und sollten auch künftig für gute Geschäfte sorgen. Die nächsten Zahlen gibt es am 31. Oktober für das dritte Quartal und die ersten neun Monate 2011. Angesichts der Mitte September angehobenen Prognosen dürften hier negative Überraschungen ausbleiben. Darüber hinaus versprechen Megatrends, wie zunehmende Mobilität, fortschreitende Urbanisierung, steigende Warenströme und endliche fossile Energieträger, was den Bedarf an effizienten Verkehrsmitteln und den dafür nötigen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur fördert, Wachstumspotenzial. Neben diesen langfristigen Chancen könnte aus charttechnischer Sicht der jüngst erfolgte Ausbruch aus der Konsolidierung der vergangenen Monate spekulative Käufe rechtfertigen.