Schneider Electric: Warum nicht einfach Energie einsparen?
Die Debatte um den weiteren Einsatz der Atomenergie verbunden mit der Diskussion über die künftige Energiepolitik setzte sich in der vergangenen Woche angesichts der nach wie vor drohenden nuklearen Katastrophe im japanischen Unglücks-AKW fort. Im Fokus steht dabei nicht nur der verstärkte Ausbau der erneuerbaren Energien. Es kommt schließlich nicht nur darauf an, woher wir künftig den Strom beziehen. Auch das banale Einsparen von Energie ist ein wichtiger Faktor. Daher sind auch die Senkung des Stromverbrauchs und ein effizientes Energiemanagement wichtige, nicht zu vernachlässigende Punkte bei der aktuellen Debatte. Spezialist auf diesem Gebiet ist der französische Konzern, der als langfristiges Investment interessant sein könnte.
Die Aktie von Schneider Electric litt zwar ebenfalls unter den Auswirkungen der Katastrophen in Japan auf die weltweiten Finanzmärkte und geriet stärker unter Druck, erholte sich aber schnell wieder. Einerseits sind die direkten wirtschaftlichen Verflechtungen mit Japan gering. Andererseits dürften sich aus den Folgen der Reaktorunglücke in Japan und der daraus sicherlich vielerorts veränderten Energiepolitik zusätzliche Wachstumspotenziale ergeben. Denkbar ist beispielsweise, dass sich die Strompreise verteuern. Dazu beitragen könnten eventuell teurere Sicherheitsmaßnahmen und Versicherungen in AKWs sowie eine verstärkte Abkehr von der Atomenergie. Dies könnte dazu führen, dass fossile Ressourcen wie Gas wieder stärker zum Einsatz kommen, was allerdings zu einer neuen Kohlendioxid-Debatte führen dürfte. Daneben könnte der nötige gigantische Ausbau der Infrastruktur zur Verteilung und intelligenten Vernetzung des aus alternativen Energiequellen wie Wind oder Sonne erzeugten Stroms die Kosten für diese Arten der Stromerzeugung verteuern. Bei der aktuellen Debatte um die künftige Energiepolitik geht es somit nicht nur darum, den Ausbau alternativer Energieformen zu forcieren. Ein wichtiger Punkt ist ferner das Einsparen von Energie. Angesichts der ohnehin erwarteten steigenden Strompreise, angesichts knapper werdender Ressourcen sowie des weltweit wachsenden Bedarfs wird dieser wohl nun noch wichtiger. Für die Spezialisten auf dem Gebiet effizienter Energielösungen bieten sich damit weitere Wachstumschancen.
Ganzheitlicher Ansatz
Zu diesen Spezialisten gehört der französische Konzern Schneider Electric. Er bietet innovative Lösungen für Wohn- und Geschäftsgebäude, Industrie und bei Infrastruktur sowie Rechenzentren. Das weltweit tätige Unternehmen hilft seinen Kunden, mehr aus ihrer Energie zu machen. Eigenen Angaben zufolge ist man weltweit der einzige Spezialist für Energiemanagement-Systeme mit einem ganzheitlichen Ansatz für die Realisierung einer digitalen Welt. Wie es heißt, ist es dabei nötig, dass für alle Anwendungsebenen und Systemplattformen eine übergreifende Zusammenarbeit aller Einzelsysteme sichergestellt wird, um die geforderten Effizienzstandards zu erreichen. Die eigene Antwort darauf nennt der Konzern EcoStruxure. Darunter versteht er einen ganzheitlichen Ansatz für das Vernetzen und Erstellen intelligenter aktiver Energiemanagement-Systeme angefangen bei der Energieerzeugung über den Transport bis hin zum Verbraucher. Diese Systeme sind einfach aufgebaut, reduzieren Kosten und vermeidbare Emissionen, da alle Systeme untereinander kompatibel sind. Ferner sind das Management der Energieversorgung, Rechnerflächen, Prozessautomation, Maschinensteuerung, Gebäudeautomation, Sicherheitsüberwachung und Zutrittskontrollen integriert. Laut Schneider Electric lassen sich mit diesem ganzheitlichen Ansatz bei den meisten existieren Anlagen bis zu 30% Energie einsparen.
Großes Sortiment
Konkret bietet die Gesellschaft im Rahmen ihres großen Sortiments beispielsweise Produkte zur Prozessregelung und -überwachung, zur Stromversorgung und -verteilung sowie zur Überwachung und Steuerung des Energieverbrauchs. Weitere Erzeugnisse decken die Bereiche Energiemanagement (Beleuchtung, Belüftung, Aufzüge, Einbruchwarnanlagen usw.), intelligentes Energiemanagement und Netzmesstechnik, Prozessautomation, Steuerung und -überwachung von Maschinen, die kritische Spannungsversorgung sowie Kühlsysteme zur Vermeidung von Überhitzung ab.
Profitables Wachstum
Das Geschäftsmodell ist insgesamt somit sehr vielversprechend und Schneider Electric sollte seinen profitablen Wachstumskurs in den nächsten Jahren fortsetzen. Im vergangenen Jahr steigerte der Konzern seinen Umsatz um fast 24% auf den neuen Rekordwert von 19,58 Mrd. Euro. Das organische Wachstum lag bei 9,3%. Gleichzeitig verbesserte sich das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (EBITA) von 1,8 auf 2,9 Mrd. Euro. Bereinigt um die Restrukturierungskosten aus dem Vorjahr sowie die 2010 angefallenen Kosten für die Integration der zugekauften Areva-Aktivitäten (Energieübertragung und -verteilung) verbesserte sich das EBITA von 2,02 auf 3,05 Mrd. Euro. Die daraus resultierende EBITA-Marge kletterte von 12,8% auf 15,6% und erreichte damit einen neuen Spitzenwert. Geholfen hat dabei das Effizienzsteigerungsprogramm. Unter dem Strich verdiente Schneider Electric mit 1,72 Mrd. Euro mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr mit 0,82 Mrd. Euro. Bei Vorlage der Bilanz zeigte sich der Vorstand ferner zuversichtlich für die Entwicklung im laufenden Geschäftsjahr 2011. Das organische Wachstum soll zwischen 6% und 9% liegen. Bei der EBITA-Marge wird ein Wert zwischen 15% und 15,5% angepeilt, nach 14,5% (pro forma) im Jahr 2010.
Fazit
Schneider Electric hat ein aussichtsreiches Geschäftsmodell. Treibende Faktoren sind die sich vielerorts bietenden Einsparpotenziale durch den Einsatz von effizienten Energiemanagement-Lösungen, der Bedarf einer zunehmend intelligenten Vernetzung der Energieinfrastruktur sowie das Wachstum der Weltwirtschaft angekurbelt durch die dynamische Expansion der Schwellenländer, was den weltweiten Energieverbrauch steigen lässt. Die daraus folgenden wohl steigenden Preise könnten nun auch durch die jüngsten Zweifel an der Atomenergie weitere Triebkraft gewinnen. Die nötigen und sicherlich künftig verstärkt gefragten effizienten Energiemanagement-Lösungen dürften somit für anhaltendes profitables Wachstum bei Schneider Electric sorgen. Entsprechend aussichtsreich könnte ein langfristiges Investment sein. Abschrecken könnte jedoch der optisch hohe Kurs von derzeit mehr als 118 Euro. Auf der Hauptversammlung am 21. April soll jedoch über einen Aktiensplit im Verhältnis 1:2 abgestimmt werden. Dies könnte das Papier zwar nur optisch verbilligen, bietet dadurch eventuell aber dennoch mehr Kaufanreize. Vielleicht auch, wenn die tags zuvor veröffentlichten Zahlen für das erste Quartal stark ausfallen.