Siemens: Kursrekord nach Rekordgewinn?
Bernstein-Analyst Nicholas Green ist von den Ergebnissen der Münchner im vierten Geschäftsquartal „positiv überrascht“ und vom Ausblick „beeindruckt“. Anleger greifen zu. Deutschlands Industriekrösus bleibt auf einem erstaunlich stabilen Wachstumskurs. Die Aktie bietet Aufholpotenzial.
Bernstein-Analyst Nicholas Green ist von den Ergebnissen der Münchner im vierten Geschäftsquartal „positiv überrascht“ und vom Ausblick „beeindruckt“. Anleger greifen zu. Deutschlands Industriekrösus bleibt auf einem erstaunlich stabilen Wachstumskurs. Die Aktie bietet Aufholpotenzial.
Ende Oktober war die Siemens-Aktie noch auf 125 Euro abgerutscht. Auslöser war die Krise bei Siemens-Energy gewesen. Die ehemalige Tochter hatte aufgrund von Milliardenverlusten in der Windkraft-Sparte Staatshilfe beantragen müssen. Siemens hält nach wie vor noch 25 Prozent der Anteile am Unternehmen. Rund zwei Wochen danach steht die Aktie der Münchner bei 147 Euro, ein Plus von fast 18 Prozent. Der Mitte Juni eingeleitete Abwärtstrend scheint gestoppt, das Rekordhoch von 167 Euro kommt wieder in Reichweite. Statt Rekordverluste wie bei Siemens Energy, hat der Siemens-Konzern für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Rekordgewinn in Höhe von 8,5 Milliarden Euro bilanziert, ein Plus von 94 Prozent. Der Umsatz kletterte auf bereinigter Basis um elf Prozent auf 77,8 Milliarden Euro. Der Auftragseingang wuchs um sieben Prozent auf 92,3 Milliarden Euro. Insgesamt saß Siemens damit zum Geschäftsjahresende (30. September) auf einem Auftragsbestand von 111 Milliarden Euro. Vor allem die Mobility-Sparte sammelte kräftig Großaufträge ein. „Das Geschäftsjahr 2023 war ein Jahr mit zahlreichen Rekorden“, fasste es Konzernchef Roland Busch zusammen. Anleger honorierten das mit einem Kursanstieg von fast sechs Prozent binnen eines Tages. Auch im letzten Quartal des Siemens-Geschäftsjahres waren die Geschäfte glänzend gelaufen, die Umsatzerlöse und der Auftragseingang gestiegen.
Von Wirtschaftskrise scheint bei den Münchnern für den Moment keine Spur, allenfalls mit den Umsätzen in China zeigt sich das Management nicht ganz zufrieden. Bis zum Ende des nun laufenden, neuen Geschäftsjahres erwarte er aber wieder den Normalzustand zurück, sagte Finanzchef Ralf Thomas. Entsprechend optimistisch blickt der Konzern nach vorn. Die Umsatzerlöse sollen bereinigt erneut anwachsen, um vier bis acht Prozent. Das (unverwässerte) Ergebnis je Aktie soll auf 10,40 bis elf Euro ansteigen. Im Geschäftsjahr 2023 waren es 9,93 Euro. Wenig bis gar nichts gebe es zu bemängeln, schrieb Berenberg-Analyst Philip Buller in einer ersten Reaktion auf Zahlenwerk und Ausblick. Auftragseingang, Umsatz und das Wachstum aus eigener Kraft hätten über alle Sparten hinweg positiv überrascht, schrieb Bernstein-Kollege Nicholas Green, der zudem die Prognose für das Geschäftsjahr 2023/24 für „beeindruckend“ hält. „Unsere Strategie zahlt sich nachhaltig aus“, frohlockte CEO Busch. Für den Moment ist das in jedem Fall schwer zu widerlegen.
Busch verschlankt den Konzern und fokussiert Siemens auf die Sparten Mobility und besonders Digital Industries, die viel Wachstum verspricht. Aus der deutschen Industrieikone wird damit zunehmend ein Technologiekonzern. Mir der Motoren- und Großantriebe-Tochter Innomotics könnte bald die nächste Sparte ausgegliedert werden, per Börsengang oder Verkauf.
Mit den Zahlen und dem Ausblick macht Siemens Werbung für seine Aktie als sicheren Hafen. Auch in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten scheinen die Produkte und Lösungen des Konzerns nachgefragt, da Siemens von der öffentlichen Hand bis zu privaten Unternehmen essenzielle Infrastruktur liefert und hier nach wie vor technologisch in vorderster Liga spielt. So wächst der Konzern, während viele andere Player aus der Industrie Gewinnwarnungen ausgeben müssen. Leisten kann sich Siemens so auch ein weiteres Aktienrückkaufprogramm im Wert von bis zu sechs Milliarden Euro. Das seit 2021 laufende Rückkaufprogramm im Wert von drei Milliarden Euro ist zu 90 Prozent abgeschlossen. Die Dividende wurde im Rahmen des starken Zahlenwerks um 10,6 Prozent von 4,25 auf 4,70 Euro erhöht. Höher als erwartet, wie Analyst Buller feststellte. Damit liegt die Dividendenrendite bei einem Kurs von knapp 146 Euro bei 3,2 Prozent. Attraktive Argumente für neue Kursrekorde.
OG
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