Sixt: Kräftiges Gewinnplus
Beim Autovermieter Sixt liefen die Geschäfte in den ersten neun Monaten 2010 bestens. Vor allem die Erträge stiegen kräftig. Davon zeigten sich auch die Investoren beeindruckt. Die Aktie legte in der vergangenen Woche kräftig zu.
Der Wert gehörte damit zu den größten Gewinnern im SDAX. Zudem sieht er auch aus charttechnischer Sicht vielversprechend aus. Mit dem jüngsten Anstieg hat der Kurs das 50%-Retracement der Abwärtsbewegung von Februar 2007 bis März 2009 überwunden. Seinerzeit war die Aktie vom Allzeithoch bei 53,00 Euro bis auf das Mehrjahrestief von 7,89 Euro abgestürzt, wofür zunächst die Turbulenzen an den internationalen Aktienmärkten im Zusammenhang mit der Finanzkrise verantwortlich waren. Selbst neue Rekordergebnisse im Geschäftsjahr 2007 konnten die Talfahrt nicht verhindern. Nach einer Erholungsphase zu Beginn 2008 schlug sich dann die weltweite Wirtschaftskrise, die auch bei Sixt zu sinkenden Ergebnissen führte, negativ in der Kursentwicklung nieder. Seit März 2009 zeigt sich jedoch ein Aufwärtstrend, der zwar in der ersten Jahreshälfte 2010 durch eine Konsolidierung unterbrochen, zuletzt aber wieder dynamisch fortgesetzt wurde. Durch das Überwinden des 50%-Retracements hat der Anstieg seit März 2009 nicht nur den Charakter einer Gegenbewegung, sondern spricht für eine nachhaltige Beendigung der Abwärtsbewegung. Weiter steigende Notierungen sind somit denkbar. Als erstes Kursziel könnte nun die Region um 35,70 Euro anvisiert werden.
Steigende Gewinne
Unterstützung bekommt die aussichtsreiche Charttechnik durch die jüngst vorgelegten überzeugenden fundamentalen Fakten. Sixt verbuchte im dritten Quartal sowie in den ersten neun Monaten 2010 kräftige Steigerungen bei den Erträgen. Im Zeitraum Juli bis September kletterte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 40,7 auf 50,2 Mio. Euro. Unter dem Strich verdiente der Konzern 29,2 Mio. Euro und damit 26,7% mehr als vor einem Jahr. Noch deutlicher fallen die Zuwächse bei der Betrachtung der 9-Monats-Zahlen aus. Hier stieg das EBIT von 42,1 auf 113,6 Mio. Euro. Der Profit nach Steuern schnellte von 0,6 auf 54,9 Mio. Euro. Im Gegensatz zu den Erträgen verringerten sich allerdings die Umsätze. Im dritten Quartal schrumpften sie um 4,8% auf 406,5 Mio. Euro. Im Zeitraum Januar bis September waren es mit 1,17 Mrd. Euro 3,6% weniger. Die Rückgänge bei den Einnahmen entsprachen aber den Erwartungen. Firmenlenker Erich Sixt verwies in diesem Zusammenhang auf die Strategie, auf nicht ausreichend profitable Erlöse zu verzichten, getreu dem Grundsatz: Ertrag vor Umsatz.
Vorsichtig, aber zuversichtlich
Insgesamt zeigte sich der Vorstand mit den Ergebnissen zufrieden. Er bekräftigte ferner den Ausblick für das Gesamtjahr. Angepeilt wird demnach unverändert eine erhebliche Steigerung der Erträge gegenüber 2009. Der Umsatz dürfte indes leicht unter dem Vorjahreswert liegen. Mit Blick auf die weitere Geschäftsentwicklung ist Sixt grundsätzlich optimistisch, trotz der weiterhin bestehenden und teilweise sogar gestiegenen Risiken für Rückschläge bei der gesamtwirtschaftlichen Erholung in Europa. Der Konzern bekräftigte aber das Ziel, künftig wieder an die Ertragsniveaus vor Finanzkrise und Rezession anzuknüpfen. Die bisherigen Rekordprofite in der Firmengeschichte wurden 2007 mit 137,7 Mio. Euro (vor Steuern [EBT]) und 93,6 Mio. Euro (netto) bei Umsätzen von 1,57 Mrd. Euro erzielt. Die EBT-Marge lag seinerzeit bei 8,8%, die Nettomarge bei knapp 6%. In den ersten neun Monaten 2010 näherte sich die Gesellschaft diesen Gewinnspannen wieder an. Die Vorsteuermarge erreichte 6,2%, netto waren es 4,7%. Luft nach oben besteht aber noch.
Innovationsführer
Sixt dürfte dabei konsequent seine Strategie weiterverfolgen, auf margenstärkere Umsätze in den beiden Geschäftsbereichen Vermietung und Leasing zu setzen. Gleichzeitig dürften weitere Kostensenkungen sowie Effizienzverbesserungen bei Strukturen und Prozessen forciert werden. Zudem weitet der Konzern sein Sortiment und Serviceangebot stetig aus. Die Buchung über das Internet ist schon seit Jahren etabliert. Seit September dieses Jahres bietet Sixt nun die mobile Fahrzeugbuchung über Smartphones. Jüngst ist zudem die Buchung per Handy am Flughafen München gestartet. Der Clou: Neben der Reservierung kann der Mietwagen direkt mit dem Mobiltelefon geöffnet werden. Es entfällt der Gang zum Schalter. Künftig soll der „Sixt Mobile Key“ an weiteren großen Flughäfen in Deutschland eingeführt werden. Der Konzern arbeitet als Innovationsführer somit kontinuierlich daran, die Fahrzeuganmietung so schnell und einfach wie möglich zu gestalten. Ferner zeichnet sich Sixt durch hohe Service- und Produktqualität sowie Kundennähe aus. Inklusive den Kernländern Deutschland, Frankreich, Spanien, Großbritannien, den Beneluxstaaten, Österreich und der Schweiz ist Sixt in weltweit 100 Staaten mit mehr als 1.800 Stationen präsent.
Flotte bietet für jeden etwas
Der 1912 gegründete Autovermieter bietet dabei eigenen Angaben zufolge Premiumfahrzeuge zu sehr günstigen Preisen und wird mit der weltweit größten BMW- und Mercedes-Benz-Flotte, mit den neuesten Fahrzeugmodellen namhafter Automobilhersteller, mit Sportwagen, Cabrios, Jeeps, Luxuswagen und Lkws den Ansprüchen all seiner Privat- und Geschäftskunden gerecht. Zudem ist ein Pilotprojekt für die Vermietung von Elektrofahrzeugen in der Erprobungsphase. Im Segment Vermietung angesiedelt ist außerdem der Bereich Carsharing (SIXTI Car Club). Neben der Vermietung ist das Leasing die zweite Säule des Geschäftsmodells. Sixt gehört hier zu den größten inländischen hersteller- und bankenunabhängigen Leasing-Gesellschaften, die Firmen- und Privatkunden neben dem reinen Finanzierungsleasing eine breite Palette von zusätzlichen Dienstleistungen anbieten, um deren Mobilitätskosten zu verringern.
Fazit
Der weltweit aktive Mobilitätsdienstleister hat in den ersten neun Monaten 2010 glänzende Ergebnisse abgeliefert. Sie unterfüttern die Aussage des Unternehmens, wonach sich Sixt weiterhin auf einem steilen Expansions- und Erfolgskurs befindet. Basis dafür sind die Breite des Produktangebots mit maßgeschneiderten Mobilitätslösungen sowie die Qualität der Dienstleistungen, die dem Unternehmen eine starke Marktstellung verleihen. Mit dieser soliden Grundlage im Rücken sollte der Konzern auch künftig gute Geschäfte machen, sodass die Aktie langfristig interessant ist. Zumal auch die Bewertung trotz der kräftig gestiegenen Kurse in den vergangenen Monaten nach wie vor günstig ist. Legt man nur das Ergebnis je Aktie (EPS) für die ersten neun Monate von 2,18 Euro zugrunde, errechnet sich ein KGV (2010) von etwa 15. Mit weiteren Gewinnen im Schlussquartal dürfte sich die Bewertung weiter verringern. Zudem könnte für das Gesamtjahr eine deutlich höhere Dividende als im Vorjahr mit 0,20 Euro je Stammaktie gezahlt werden, ist Sixt doch bekannt für seine aktionärsfreundliche Ausschüttungspolitik. Vor diesem Hintergrund erwägenswert könnte dabei auch eine Investition in die Vorzugsaktien sein. Satzungsgemäß wird hier eine Dividende gezahlt, die 0,02 Euro über der Ausschüttung bei den Stammaktien liegt. Zudem ist der nominale Aktienkurs bei den Vorzügen im Vergleich zu den Stämmen deutlich geringer, weshalb sich hier zusätzlich eine höhere Dividendenrendite ergibt. Aus charttechnischer Sicht haben die Vorzüge ebenfalls ihr 50%-Retracement überwunden.