SMA Solar Technology: Trübere Aussichten nach Boom-Jahr - Aktie steigt dennoch kräftig!
Über den Solaraktien schien im Börsenjahr 2010 nicht gerade die Sonne. Sie gehörten zu den Titeln mit der schlechtesten Performance innerhalb des TecDAX. So auch die Papiere von SMA Solar, die rund ein Viertel an Wert einbüßten. Nachdem sich die Abwärtstendenz auch 2011 zunächst fortsetzte, schnellte der Kurs in der vergangenen Woche ungeachtet des vorsichtigen Ausblicks deutlich in die Höhe.

Ein stolzer Anstieg von mehr als 15% im Wochenverlauf war am Ende die Bilanz des jüngsten Kursfeuerwerks. Nachdem die Aktie noch am Montag auf den tiefsten Stand seit Oktober 2009 gefallen war, gab es somit eine kräftige Erholung. Aus charttechnischer Sicht näherte sich der Kurs in der Spitze den Widerständen bei 74,95 Euro (Zwischenhoch Dezember 2010) sowie 75,30 Euro (Zwischentief September 2010). Knapp unter diesen beiden Hürden verläuft ferner die mittelfristige Abwärtstrendlinie seit dem Zwischenhoch von Juli 2010. Sollte sie überwunden werden, könnte dies für spekulative Käufe sprechen. Ein nachhaltiger Ausbruch sollte unbedingt abgewartet werden, könnte der jüngste Anstieg doch nur ein kurzes Strohfeuer gewesen sein. Schließlich gibt es einige zur Vorsicht mahnende Faktoren.
Prognosen kaum möglich
Dazu gehört die erwartete Abschwächung der Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr nach den Rekorden 2010. Wie der Vorstand jüngst bei Vorlage erster Eckdaten für das vergangene Geschäftsjahr erläuterte, ist eine Prognose der Entwicklung der weltweiten Photovoltaikmärkte im Jahr 2011 nur schwer möglich. Er verwies auf die zu erwartenden Veränderungen der Förderbedingungen in einzelnen Ländern, die sich erheblich auf das globale Marktvolumen 2011 auswirken könnten. Im Hinterkopf hat er damit sicherlich die erwartete weitere Kürzung der Solarsubventionen in Deutschland, dem nach wie vor größten Absatzmarkt des Konzerns. Bereits 2010 hat die Politik hier den Rotstift angesetzt. Ein Punkt, der mit zu der schlechten Performance der deutschen Solarwerte im vergangenen Jahr beigetragen hat. Weitere Einschnitte könnten die Geschäftsentwicklung beeinträchtigen und das Wachstum merklich dämpfen. Über Ausmaß und Umfang der Auswirkungen lässt sich derzeit trefflich spekulieren, ohne dass verlässliche Prognosen möglich sind. Zudem gibt es neben der Unsicherheit bezüglich der Veränderung der Förderbedingungen in einzelnen Ländern andere Regionen, in denen die Geschäfte weiter brummen dürften.
Analysten optimistischer
Entsprechend zurückhaltend zeigte sich SMA Solar. Angesichts der laut Unternehmen noch nicht eindeutigen Trends für die Marktentwicklung 2011 lässt der Vorstand deshalb seine Einschätzung des weltweiten Gesamtmarkts bei 15 bis 17 Gigawatt neu installierter Photovoltaikleistung. Optimistischer zeigten sich jüngst unterdessen die Analysten von IMS Research. Nachdem 2010 weltweit Anlagen mit einer Leistung von 17,5 Gigawatt installiert wurden und damit 130% mehr als 2009, soll sich das Wachstum in diesem Jahr fortsetzen, wenn auch mit abgeschwächtem Tempo. Konkret gehen sie von einer neu installierten Leistung von 20,5 Gigawatt aus, was einem prozentual zweistelligen Wachstum von 17% entsprechen würde.
Neue Bestmarken
Vielleicht konzentrierten sich die Investoren jüngst auf diese optimistischeren Einschätzungen. Die eher vorsichtigen Erwartungen von SMA Solar könnten indes in den Hintergrund getreten sein. Das Unternehmen hatte dabei auch lediglich seine eigenen bisherigen Ergebnisprognosen 2011 bestätigt. Es rechnet demnach unverändert mit einem Umsatz von 1,5 bis 1,9 Mrd. Euro. Ferner wird sich die Marge beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) aufgrund der veränderten Wettbewerbssituation auf etwa 21% bis 25% vermindern. Nach dem Rekordjahr 2010 ist man also zurückhaltend. Seinerzeit hatte der Konzern dank des Solarbooms in Deutschland und einer gestiegenen Nachfrage im Ausland so viel umgesetzt und verdient wie noch nie. Ersten Berechnungen zufolge erreichten die Erlöse das obere Ende der Prognose von 1,7 bis 1,9 Mrd. Euro nach 0,93 Mrd. Euro im Vorjahr. Wie der Vorstand erläuterte, hat das Unternehmen von der weltweiten Marktentwicklung profitiert und das internationale Solar-Wechselrichtergeschäft deutlich ausgebaut. Neben den Einnahmen konnte die Gesellschaft neue Bestmarken bei den Gewinnspannen erzielen. Die EBIT-Marge lag nach vorläufigen Schätzungen im unteren Bereich der Zielspanne von 26,5 bis 28,5%.
Ausgezeichnet positioniert
Die Rekordergebnisse sowie die nach wie vor gute Marktposition von SMA Solar könnten ein weiter Punkt gewesen sein, der jüngst für Kauflaune bei den Anlegern sorgte. Auch der Konzern selbst sieht sich trotz der Unwägbarkeiten mit seinem besonders flexiblen Geschäftsmodell, der globalen Präsenz und seinem qualitativ hochwertigen Produktangebot für alle Anwendungen der Photovoltaik auch 2011 für verschiedene Marktszenarien ausgezeichnet positioniert. Er ist eigenen Angaben zufolge Weltmarktführer bei Photovoltaik-Wechselrichtern. Diese zentralen Komponenten jeder Solarstromanlage wandeln den durch die Sonne erzeugten Gleichstrom in netzkonformen Wechselstrom um. Ihre Leistungsfähigkeit ist entscheidend für die Effizienz einer Solaranlage. Die Gesellschaft ist zudem der einzige Hersteller, der über ein Produktspektrum verfügt, das für jeden Modultyp und für alle Leistungsgrößen den passenden Wechselrichter bietet. Neben der Umwandlung des Stroms sind Wechselrichter als intelligente Systemmanager auch für die Ertragsüberwachung und das Netzmanagement verantwortlich. Abgerundet wird das Sortiment durch Wechselrichter für aus Wind oder Brennstoffzellen erzeugte Energie sowie durch Systemtechnik für die dezentrale Energieversorgung.
Fazit
SMA Solar hat im vergangenen Jahr vom Boom der Solarbranche profitiert. Für 2011 sind die Aussichten nun weitaus weniger sonnig, wenngleich genaue Prognosen derzeit kaum möglich sind. Die Aktie schnellte in der vergangenen Woche dennoch kräftig nach oben. Offenbar haben die Anleger doch Argumente für Käufe gefunden. Dazu könnten die positiven Prognosen von IMS Research für die weltweite Entwicklung im laufenden Jahr gehören, aber auch die jüngste Einigung der deutschen Bundesregierung mit der Solarbranche über die weiteren Kürzungen der Subventionen. Zudem ist SMA Solar mit seinen Produkten bestens positioniert, um auch künftig von dem wachsenden Bedarf an Solaranlagen zur Energiegewinnung zu profitieren. Zwar ist nicht ausgeschlossen, dass das jüngste Aufbäumen des Kurses nur ein kurzes Strohfeuer ist, und es gibt etliche Risikofaktoren, ein nachhaltiger Ausbruch des Kurses über die mittelfristige Abwärtstrendlinie, beispielsweise durch einen Sprung über 75,50 Euro, könnte dennoch spekulative Long-Investments rechtfertigen.