SMT Scharf: die mit den Dieselkatzen
Der weltweite Bergbau brummt wieder kräftig. 2010 kehrte er angesichts der wirtschaftlichen Erholung nach der globalen Konjunkturdelle auf den Wachstumspfad zurück, dem er bis 2008 gefolgt war. Davon profitierte auch der Anbieter von Transportausrüstungen für den Bergbau, der bei Umsatz und Profit weiter zulegte und neue Rekorde erzielte. Das Wachstum soll sich 2011 fortsetzen. Neben den guten Aussichten ist die Aktie moderat bewertet und hat eine relativ hohe Dividendenrendite. Punkte, die für eine langfristige Investition sprechen könnten.
Die positiven fundamentalen Daten, wie die starken endgültigen Zahlen für 2010, die am Freitag der Vorwoche vorgelegt wurden, führten bereits dazu, dass die seit April 2007 börsennotierte Aktie neue Allzeithochs markierte. Und auch an den vergangenen Handelstagen gab es neue Spitzenwerte, wenngleich diese nicht gehalten werden konnten. Rücksetzer könnten jedoch gute Einstiegsmöglichkeiten darstellen, wenn man davon ausgeht, dass der weltweite Bergbau angesichts eines anhaltenden konjunkturellen Aufschwungs auch weiterhin kräftig floriert. Schließlich dürfte SMT Scharf mit dem eigenen äußerst vielversprechenden Geschäftsmodell einer der Nutznießer davon sein.
Logistik für den Bergbau
Das Unternehmen setzt an einem wichtigen Punkt im Bergbau an: Personal, Material und auch schwere Lasten müssen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort im Bergwerk vorhanden sein, was eine optimierte Logistik erfordert, um den Abbau von Bodenschätzen produktiv zu betreiben. SMT Scharf ist Pionier auf diesem Gebiet. Bereits seit 1958 entwickelt, produziert und wartet das Unternehmen Transportlösungen für den Untertagebau und den Einsatz in Tunneln. Hauptprodukt sind entgleisungssichere Bahnsysteme, die weltweit vor allem in Steinkohlebergwerken sowie beim Abbau von Gold, Platin und anderen Erzen unter Tage eingesetzt werden. Sie transportieren dort Material und Personal bis zu einer Nutzlast von 45 Tonnen. Die eigenen entgleisungssicheren Bahnen sind dabei laut Unternehmen die einzigen, mit denen untertägig in verzweigten Strecken Steigungen von mehr als 13 Grad bewältigt werden können. Ein wichtiger Punkt, um Lagerstätten in extremen Umgebungen wirtschaftlich zu erschließen. Zudem sind die langlebigen Logistiklösungen von SMT Scharf universell und flexibel an fast alle topografischen Lagen anpassbar und dabei einfach zu bedienen.
Dieselkatze
Zu den ersten Produkten der Gesellschaft gehörten Einschienenhängebahnen (EHB), wie die mit einem Dieselmotor betriebene Dieselkatze. Mit ihr lassen sich in verzweigten Streckennetzen mit wechselnden Neigungen auch schwierige Aufgaben lösen. Seit 1965 baut SMT Scharf diese Transporter. Außerdem bietet SMT Scharf EHBs mit anderen Antriebskonzepten, wie elektrisch angetriebene oder batteriebetriebene. Als wichtige Alleinstellungsmerkmale der eigenen Produkte hebt der Konzern die großen erreichbaren Transportleistungen, geringe Betriebs- und Wartungskosten sowie die hohe Betriebssicherheit hervor. Neben den EHBs gehören zum Sortiment seil- und dieselgetriebene Schienenflurbahnen, Teilschnittmaschinen für Vortriebs- und Abbauarbeiten sowie Kettenförderer, Ausrüstungen für den Streckenausbau und Sessellifte. Einnahmen generiert der Konzern aber nicht nur mit dem Verkauf seiner Maschinen. Auch das Ersatzteil- und Reparaturgeschäft mit rund 40% vom Umsatz hat große Bedeutung.
Automatisierung und Sicherheitsstandards
Vertreten ist der Konzern in allen weltweit wichtigen Bergbauregionen. Maßgeblichen Einfluss auf das Geschäft hat naturgemäß die weltweite Nachfrage nach Rohstoffen. Und die diesbezüglichen Aussichten sind derzeit vielversprechend. Zum einen brummt derzeit der Bergbau angesichts einer konjunkturbedingt starken Nachfrage sowie der hohen Preise. Ferner dürften die Notierungen für Steinkohle, Edelmetalle und andere Rohstoffe langfristig wohl weiter zulegen. Zum anderen erfordert die fortschreitende Ausbeutung von Lagerstätten wegen zunehmend schwieriger Verhältnisse hochtechnologische Transportlösungen, insbesondere für Steigungen. Hinzu gesellen sich im weltweiten Bergbau mit der zunehmenden Automatisierung und der Erfüllung höherer Sicherheitsstandards zwei weitere Trends.
Rekordergebnisse
Bereits im vergangenen Geschäftsjahr profitierte SMT Scharf vom derzeitigen Boom. Der Konzern verbuchte ein Umsatzplus von 25% auf 66,7 Mio. Euro. Dazu hat allerdings maßgeblich die erstmalige Einbeziehung der 2010 übernommenen britischen Bergbauzulieferer Dosco und Hollybank beigetragen. Beide verzeichneten ein Umsatzplus zum Vorjahr. Im Ausland legten die Einnahmen des gesamten Konzerns um 37% auf 61 Mio. Euro zu, sodass der Anteil von 84 auf 91% kletterte. Der größte Teil der Erlöse stammt von Abnehmern aus dem Steinkohlebergbau, auf den im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2010 etwa 71% entfielen. Weitere 21% stammten aus Gold- und Platinbergwerken. Neben den Einnahmen erhöhten sich auch die Erträge kräftig. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) stieg um 46% auf 11,1 Mio. Euro. Zudem verbesserte sich die EBIT-Marge von 14,2 auf 16,6%. Unter dem Strich verdiente die Gesellschaft mit 8 Mio. Euro 58% mehr als im Vorjahr und profitierte dabei auch von einer niedrigeren Steuerquote. Ende 2010 standen ferner Aufträge mit einem Volumen von 23,2 Mio. Euro (+175%) in den Büchern. SMT Scharf hatte vor allem im vierten Quartal 2010 eine außergewöhnlich hohe Zahl von Aufträgen, sowohl Lieferungen von Bahnsystemen, als auch Schieneninstallationen, für das Folgejahr erhalten, wozu auch die beiden 2010 erworbenen britischen Firmen beitrugen.
Erfolgreiche Expansion
Angesichts dieser starken Zahlen verwundert die Freude von Firmenchef Dr. Friedrich Trautwein nicht. Mit Blick auf das erfolgreiche Wachstum und die hohe Profitabilität im Geschäftsjahr 2010 betonte er, dass die Verstärkung der Auslandsgesellschaften und die Ausweitung des Produktportfolios strategisch richtige Schritte und 2010 ein weiteres Jahr der erfolgreichen internationalen Expansion waren. Zudem sieht er für die nächsten Jahre deutliches Potenzial, das SMT Scharf nutzen will. Wichtigste Märkte werden dabei auch weiterhin Russland, Polen, China und Südafrika sein, die angesichts ihrer weiteren wirtschaftlichen Entwicklung einen anhaltend steigenden Bedarf an Energie, Stahl und anderen Metallen haben dürften. Der Konzern will aber auch andere regionale Märkte erschließen. Bei Umsatz und Profit erwartet der Vorstand für die nächste Zeit im Mittel weiteres Wachstum.
Fazit
SMT Scharf ist mit seinen optimierten Logistiklösungen für den Bergbau in einer vielversprechenden Nische tätig. Die Produkte des Konzerns dürften sich angesichts der erwarteten weiter steigenden Rohstoffnachfrage sowie den weltweiten Trends zur Automatisierung und zu höheren Sicherheitsstandards auch künftig einer regen Nachfrage erfreuen. Allerdings ist das Geschäft naturgemäß sehr stark abhängig von der Entwicklung im weltweiten Bergbau. Weltweite konjunkturelle Schwächephasen belasten entsprechend die Geschäfte. Trotz der diesbezüglich auch aktuell vorhandenen Risiken sind die Zukunftsaussichten gut. Hinzu gesellt sich trotz Kursen nahe Rekordniveaus eine günstige Bewertung (KGV 2010: 10). Außerdem ist die für 2010 geplante Ausschüttung von 0,85 Euro je Aktie nicht zu verachten, aus der sich derzeit eine Dividendenrendite von 4,1% errechnet. Entsprechend sind langfristige Käufe erwägenswert, wozu eventuelle Schwächephasen gute Einstiegsgelegenheiten bieten.