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Software AG hat die Nase vorn

Die Software AG ist gemessen an Umsatz und Marktkapitalisierung der zweitgrößte Softwarekonzern in Deutschland hinter Branchenprimus SAP. Beim Vergleich der Performance in der vergangenen Woche und auch im bisherigen Jahresverlauf 2010 hat aber das deutlich kleinere Unternehmen die Nase vorn. Jüngst profitierte es von den Quartalszahlen und der angehobenen Jahresprognose.

BÖRSE am Sonntag

Die Software AG will nun ihren Vorjahresgewinn von 141 Mio. Euro um 18% bis 20% übertreffen. Bisher hatte sie ein Wachstum von 10% bis 12% in Aussicht gestellt. Gleichzeitig bekräftigte der Konzern das Umsatzziel von deutlich mehr als 1 Mrd. Euro (2009: 847 Mio. Euro) und erwartet etwas konkreter ein währungsbereinigtes Wachstum zwischen 25% und 30%. Der für Softwarefirmen wichtige Produktumsatz, also die Einnahmen durch den Verkauf von Softwarelizenzen, soll dabei zwischen 12% und 15% zulegen. Basis für die erhöhte Gewinnprognose sind den Angaben zufolge die verbesserte Auslastung der Serviceberater, degressive Kostenquoten und die Realisierung von Kostensynergien aus der 2009 gekauften IDS Scheer AG.

Kräftiges Wachstum

Die erfolgreiche Integration von IDS Scheer zeigt sich auch in den Zahlen zum dritten Quartal und den ersten neun Monaten 2010. Im Zeitraum Juli bis September gab es ein deutliches Umsatzplus in sämtlichen Geschäftsbereichen. Insgesamt kletterten die Einnahmen zum Vorjahreszeitraum um 29% auf 275,3 Mio. Euro. Währungsbereinigt waren es 22% Plus. Insbesondere das Servicegeschäft zog stark an und übertraf entgegen dem normalen saisonalen Verlauf sogar das zweite Quartal. Insgesamt kletterten die Serviceeinnahmen um 55% auf 109,1 Mio. Euro. Der Produktumsatz erhöhte sich von 143 auf 166,2 Mio. Euro. Ferner freute sich die Gesellschaft darüber, dass sich die bereits im ersten Halbjahr spürbare Nachfragebelebung in Amerika auch im dritten Quartal fortgesetzt hat. Getragen von den großen Märkten USA und Brasilien konnte sie in der Region erneut zweistellige Zuwachsraten verzeichnen. Deutlich besser als im Konzerndurchschnitt hat sich zudem das Geschäft in Deutschland, Australien und Nahost entwickelt. Durch die guten Geschäfte im Ausland profitierte die Software AG auch von günstigen Wechselkurseffekten.

Rekordgewinne

Die positive Geschäftsentwicklung ist auch auf der Ertragsseite deutlich sichtbar. Auch hier wirken schon die Mechanismen, die mit zu der erhöhten Gewinnprognose für das Gesamtjahr führten, wie die verbesserte Auslastung der Berater und die Realisierung von Kostensynergien durch den Zusammenschluss mit IDS Scheer. Hinzu kamen auch hier positive Wechselkurseffekte. Insgesamt konnte die Software AG somit zweistellige Zuwächse und erneut Rekordwerte bei den Ertragskennziffern erreichen. Konkret kletterte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 23% auf 69,1 Mio. Euro. Unter dem Strich verdiente der Konzern 45,6 Mio. Euro und damit 20% mehr. Deutliche Zuwächse gab es ferner in den ersten neun Monaten 2010. Hier kletterte der Umsatz um 43% auf 792,9 Mio. Euro, wobei der Produktumsatz um 19% auf 474,8 Mio. Euro zunahm. Im Servicegeschäft gab es mit einem Anstieg von 155,9 auf 318,1 Mio. Euro sogar mehr als eine Verdoppelung. Ferner stieg das EBIT um 26% auf 174,6 Mio. Euro. Der Überschuss erhöhte sich um 20% auf 111 Mio. Euro.

Optimierte Geschäftsprozesse

Angesichts der starken Zahlen ist es nicht verwunderlich, dass sich Firmenlenker Karl-Heinz Streibich sehr zufrieden zeigte. Er erläuterte, dass das abgelaufene dritte Quartal 2010 die Wachstumsstrategie der Software AG erneut bestätigt hat. „Der Zusammenschluss mit IDS Scheer im August 2009 zielte auf Umsatz- und Kostensynergien, die sich im abgelaufenen Quartal erstmals sehr positiv auf das Ergebnis ausgewirkt haben“, sagte er. Außerdem hob der Vorstand hervor, dass der Konzern nach der organisatorischen Verschmelzung von den Vorteilen eines deutlich größeren Unternehmens profitiert. Die 1969 gegründete Software AG zählt sich heute selbst zu den weltweit führenden Anbietern im Bereich Business Process Excellence. Die Gesellschaft bietet ihren Kunden Produkte, Lösungen und Services für das Management von Geschäftsprozessen (BPM), die sich durch eine hohe Benutzerfreundlichkeit bei vergleichsweise niedrigen Kosten auszeichnen. Die branchenführenden Marken ARIS, webMethods, Adabas, Natural, CentraSite und IDS Scheer Consulting fügen sich dabei zu einem einzigartigen Portfolio zusammen.

Komplettanbieter

Die heute vorhandene geschäftliche Basis sowie auch der geschäftliche Erfolg gründen sich auf kontinuierliche Innovationen und frühzeitige Internationalisierung. Aber auch Übernahmen halfen. In den vergangenen drei Jahren akquirierte die Software AG sieben Firmen. Dazu gehörte 2007 mit webMethods ein Marktführer in den Bereichen Integrationstechnologie und BPM. 2009 gesellte sich mit der IDS Scheer AG der Marktführer in der Prozessmodellierung hinzu. Mit diesem Zukauf wurde aus der Software AG, die bislang auf Infrastruktursoftware für Geschäftsprozesse, also die Modernisierung, Automatisierung und Optimierung vorhandener IT-Systeme und -Prozesse spezialisiert war, ein Komplettanbieter von Softwarelösungen für das sogenannte Business Process Excellence. Ein sehr komplexes Feld, gilt es doch, IT-Systeme unterschiedlicher Hersteller unter einen Hut zu bringen sowie technische und betriebswirtschaftliche Kennzahlensysteme zu etablieren, da sich nur so Geschäftsprozesse sinnvoll messen, steuern und optimieren lassen. Durch die Übernahme von IDS Scheer kann die Software AG ihren Kunden nun diesbezügliche Lösungen aus einer Hand bieten.

Fazit

Die Software AG zeichnet sich aus durch ein robustes und zukunftsträchtiges Geschäftsmodell. Mit ihren Lösungen hilft sie Unternehmen bei der Steuerung und Optimierung von Kernprozessen. Angesichts der glänzenden Marktposition sowie des kontinuierlich ausgebauten und verbesserten Produktportfolios sollte die Gesellschaft auch künftig von dem steigenden Bedarf effizienter Softwaresysteme in den Unternehmen profitieren. Zudem ist die Software AG vergleichsweise wenig konjunkturabhängig, da die angebotenen Produkte und Dienstleistungen zumeist als laufende Kosten bei den Kunden verbucht werden und somit nicht in den Investitionsbereich fallen, der in Krisenzeiten oft als Erstes dem Rotstift zum Opfer fällt. Aus fundamentaler Sicht ist die Akte somit interessant. Vielversprechend ist derzeit auch die charttechnische Konstellation, konnte doch gerade der Widerstand bei 99,55 Euro überwunden werden, sodass der Abwärtstrend seit April 2010 nachhaltig überwunden scheint. Dies könnte auf mittelfristige Sicht womöglich Spielraum bis in den Bereich von mehr als 120,00 Euro eröffnen.