Starbucks: Munterer Anstieg
In den Läden der Kaffeehauskette ist es nicht schwer, angesichts der Vielfalt bei Bechergrößen, Geschmacksrichtungen, Stärke und sonstigen Verfeinerungen heillos überfordert zu sein. Dennoch zieht es jeden Tag viele Menschen in die weltweit mehr als 17.000 Läden. Tendenz steigend, dank der forcierten Internationalisierung. Dies spiegelt sich auch in steigenden Ergebnissen wider, was wiederum den Investoren schmeckt, wie die Kursentwicklung der jüngsten Vergangenheit zeigt. Gerade wurde ein neues Allzeithoch markiert, was Appetit auf mehr machen könnte, auch wenn der Kurs dann mit dem Gesamtmarkt wieder zurückfiel.
Starbucks ist eine Erfolgsgeschichte, die jedoch auch ihre Tiefen hat. Lange Zeit war das Unternehmen das, was man als Wachstumswert bezeichnet. Eine bei Kunden beliebte Kaffeehauskultur sowie eine konsequente Expansionspolitik sorgten für kräftige Ergebniszuwächse. Jahrelang funktionierte das Geschäftsmodell hervorragend. Begonnen hatte alles 1971. Damals war die Firma eine kleine Kaffeerösterei, die mit Kaffee, Tee und Gewürzen handelte sowie ein Kaffeehaus in Seattle betrieb. Dort wurde 1982 Howard Schultz vorstellig und fing als Marketing-Chef an. Er erkannte das große Potenzial, welches gemütlich eingerichtete Kaffeehäuser, in denen leckere Spezialitäten aus der braunen Bohne angeboten werden, weltweit bieten könnten. Nachdem er 1985 das Unternehmen verließ, um eine eigene Espresso-Bar-Kette zu eröffnen, kam er 1987 zurück und kaufte Starbucks. Es folgte eine rasante Expansion. Die Zahl der Läden stieg von 17 im Jahr 1987 bis heute auf mehr als 17.000. Rund die Hälfte davon wird in Eigenregie betrieben, der andere Teil über Lizenzpartner. In seinen Läden verkauft Starbucks nicht nur Kaffee und unzählige Kaffeespezialitäten, die aus der qualitativ hochwertigen Kaffeesorte Arabica hergestellt werden. Für die Kundschaft, die sich dort zum Plaudern und Relaxen, aber auch zum Arbeiten einfindet, gibt es ferner eine Auswahl von hochwertigen Teesorten (Tazo), Backwaren und anderen Köstlichkeiten.
Der Chef kehrt zurück
Über die Heimatgrenzen hinaus wagte sich der Konzern erstmals 1996 mit einer Filiale in Tokio. Seither breitet sich Starbucks weltweit aus und ist heute in mehr als 50 Ländern aktiv. In den Jahren 2007 und 2008 lief es aber insbesondere im Heimatmarkt immer schwieriger. Zum einen hatte sich das Wachstum merklich verlangsamt und es verstärkten sich bei den Investoren die Sorgen, dass kaum noch Platz für weiteres Wachstum in den USA sei. Zum anderen belasteten höhere Rohstoffpreise, ein verschärfter Konkurrenzdruck sowie sinkende Konsumausgaben bei den US-Verbrauchern. Der ehemalige Firmenlenker Howard Schultz, der sich 2000 als Chef des Unternehmens aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hatte und in den Aufsichtsrat gewechselt war, beklagte 2007 außerdem, dass „die Romantik und das Schauspiel verschwunden“ seien und die Starbucks-Läden ihre Seele verloren hätten. Er kehrte 2008 wieder in den Chefsessel zurück und leitete eine Sanierung und eine neue Markterschließungsstrategie ein. In den USA wurde die bis dato vollzogene rasante Expansion deutlich gedrosselt. Außerdem setzte Starbucks auf eine stärkere internationale Expansion. Die forcierte Internationalisierung gilt nach wie vor als wichtigster Baustein für künftiges Wachstum, gibt es doch vor allem im Ausland noch enormes Potenzial. Dies spiegelt sich auch in der Strategie wider. Im Geschäftsjahr 2010/11 (bis Ende September) wollte Starbucks netto insgesamt 600 neue Läden eröffnen, davon 500 außerhalb der USA. Im bald beginnenden Geschäftsjahr 2011/12 sind dann insgesamt 800 Läden, davon 600 im Ausland, geplant.
Neue Vertriebswege
Abgesehen von der forcierten Internationalisierung setzt der Konzern auf weitere Vertriebswege. Er will seine Produkte nicht nur in den eigenen Läden absetzen, sondern verkauft abgepackten Kaffee, Tee, Fertiggetränke (Kaffee, Tee) sowie Eiscreme mithilfe von Partnern wie Lebensmittelherstellern über deren Absatzkanäle. Das Segment CPG (Consumer Products Group), das zusammen mit dem Bereich Foodservice (Verkauf von Kaffee und Tee an Unternehmen, die Hotels, Restaurants, Fluglinien, Kantinen usw. beliefern) in der Konzernsäule Spezialitäten zusammengefasst ist, zeigte im dritten Quartal mit 26% die stärksten Wachstumsraten. Gemessen am Gesamtumsatz ist dieser Bereich mit einem Anteil von 9,1% zwar noch relativ gering, aber er könnte sich als weiterer Wachstumstreiber erweisen. Zumal der Ausbau des Spezialitätengeschäfts neben der internationalen Expansion ganz oben auf der Agenda steht. Firmenchef Schultz will die Kaffeekette sogar zu einem Lebensmittelkonzern umbauen, wie er in einem Interview mit dem Magazin „Spiegel“ zuletzt erläuterte. Demnach will Starbucks in den nächsten 12 bis 18 Monaten neue Produkte und komplette Kategorien einführen und so ein riesiges, globales Geschäft im Lebensmittelbereich aufbauen.
Kräftiges profitables Wachstum
Mit der neuen Expansionsstrategie ist Starbucks seit einiger Zeit wieder auf einem starken, profitablen Wachstumskurs und lieferte im dritten Quartal neue Rekorde ab. Der Umsatz verbesserte sich im Zeitraum April bis Juni insgesamt um 12,3% auf 2,93 Mrd. US-Dollar. Überproportional dazu kletterte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) mit 22,7% auf 402,2 Mio. US-Dollar. Der Nachsteuerprofit legte sogar um 34,2% auf 279,1 Mio. US-Dollar zu. Und auch in den ersten neun Monaten insgesamt sehen die Zahlen sehr gut aus. Der Umsatz erhöhte sich um 10,2% auf 8,67 Mrd. US-Dollar. Das EBIT stieg um 25,5% auf 1,28 Mrd. US-Dollar. Unter dem Strich blieb ein Profit von 887,4 Mio. US-Dollar übrig (+33,1%). Entsprechend nahm das Ergebnis je Aktie (EPS) von 0,87 auf 1,15 US-Dollar zu. Für das Gesamtjahr peilt das Unternehmen ein EPS von 1,50 bis 1,51 US-Dollar an. Gegenüber dem Vorjahreswert von 1,24 US-Dollar entspräche dies einem Wachstum von beinahe 22%. Für das nächste Geschäftsjahr geht Starbucks dann von einer EPS-Steigerung zwischen 15% und 20% aus, was dem langfristigen Wachstumsziel entspricht. Darin enthalten sind bereits steigende Preise für Rohkaffee von etwa 0,21 US-Dollar je Aktie.
Fazit
Nachdem die Investoren zwischenzeitlich den Appetit auf Starbucks verloren hatten, ist das Unternehmen seit einiger Zeit wieder zurück auf einem profitablen Wachstumskurs, was sich auch im Aktienkurs widerspiegelt. Jüngst wurde ein neues Allzeithoch erreicht, bevor der Kurs dann mit dem Gesamtmarkt wieder nachgab. Eine nicht ausgeschlossene größere Korrektur könnte angesichts der Expansionsvorhaben, sowohl international als auch über weitere Vertriebskanäle, den guten Geschäftsergebnissen sowie den erwarteten starken Wachstumsraten jedoch Gelegenheiten für spekulative Käufe bieten.