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Südzucker: Leckere Versuchung!

Die Adventszeit hat begonnen. Jetzt locken wieder Versuchungen wie Plätzchen, Lebkuchen und Stollen. Für Naschkatzen eine süße Zeit. Eine leckere Sache sind auch die jüngst von Südzucker angehobenen Prognosen für das Geschäftsjahr 2011/12 (bis Ende Februar). Die Aktie sprang deutlich an. Vielleicht ist damit ja nun die Korrektur seit Juli dieses Jahres beendet?

BÖRSE am Sonntag

Die Aktie von Südzucker gehört zu den wenigen Werten im MDAX, die im bisherigen Jahresverlauf 2011 eine positive Performance aufweisen. Zwar gab es dank des kräftigen Anstiegs zuvor von März bis Juli auch hier in den vergangenen Monaten eine Korrektur, wobei es in noch nie da gewesene Höhen ging und bei 26,18 Euro der bisherige Spitzenwert erreicht wurde. Mit rund 10% sieht die Bilanz aber gut aus. Und vielleicht lässt sich diese ja nun noch stärker aufpeppen. Voraussetzung ist, dass die Korrektur seit Juli nun beendet wurde. Die Chancen dafür stehen gar nicht schlecht.

Korrektur beendet?

Beispielsweise lässt die Charttechnik hoffen. Legt man die kräftige Aufwärtsbewegung von August 2010 bis Juli dieses Jahres zugrunde, hatte der Kurs zuletzt das 50%-Retracement dieses Anstiegs erreicht. Zwar zwischenzeitlich verletzt, ging es jüngst wieder kräftig darüber. Entsprechend verdichtet sich das Szenario einer normalen Korrektur im Aufwärtstrend. Unterfüttert wird dies dadurch, dass der Kurs knapp vor Erreichen des langfristigen Aufwärtstrends wieder nach oben drehte und ferner das Anfang November verletzte Zwischentief von August nun wieder dynamisch übersprungen wurde. Spekulative Long-Positionen sind daher erwägenswert, wenn die 200-Tage-Durchschnittslinie sowie das 38,2%-Fibonacci-Retracement geknackt werden. Das mittelfristige Kursziel wäre dann der Bereich von 26,00 Euro.

Prognosen angehoben

Neben dem aussichtsreichen charttechnischen Bild überzeugen die fundamentalen Fakten. Schließlich ist die jüngst erneut angehobene Prognose für das Gesamtjahr 2011/12 eine sehr freudige Überraschung, was sich bereits in der positiven Kursreaktion widerspiegelt. Die guten Aussichten könnten womöglich weitere Investoren anlocken. Südzucker verzeichnete im September und Oktober eine über den Erwartungen liegende Geschäftsentwicklung, passte daher die im Juni erhöhten Ziele weiter nach oben an. Hatte der Konzern für das im Februar 2012 endende Geschäftsjahr bislang einen Umsatz von 6,5 Mrd. Euro angepeilt, erwartet er nun rund 6,8 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahreswert von 6,2 Mrd. Euro wäre dies ein Plus von 9,7%. Noch deutlich stärker zulegen sollen die Erträge. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) vor Sondereinflüssen schraubte Südzucker das bisherige Ziel von mehr als 600 auf 750 Mio. Euro nach oben. Vor einem Jahr waren es 519 Mio. Euro. Somit winkt eine Steigerung von 44,5%. Für Rückenwind sorgen die relativ hohen Weltmarktpreise für Zucker. Sie liegen deutlich über den europäischen. Zwar setzt Südzucker einen Großteil seiner Produktion auf dem preisregulierten EU-Markt ab, dennoch profitiert der Zuckerhersteller beim Verkauf auch von den weltweiten Preisen. Und der Vorstand geht kurz- bis mittelfristig weiter von einem relativ hohen Niveau aus, sieht dabei aber anhaltend große Preisschwankungen.

Nicht nur Zucker

Zucker ist nach wie vor das wichtigste Geschäft des Unternehmens, das in diesem Bereich führend in Europa ist. Es steuerte im ersten Halbjahr 51% zum gesamten Umsatz und 64% zum EBIT bei. Zweitgrößte Säule sind die Spezialitäten. Hier stellen die Töchter Inhaltsstoffe für Lebensmittel, Pharmazie und andere Anwendungen wie Inulin, Oligofructose und Isomalt (BENEO) aber auch tiefgekühlte Pizza, Pasta und Snacks (Freiberger) sowie Stärkeprodukte (AGRANA) her. Zu dem Segment gehören ferner Portionsartikel wie Brotaufstriche, Snacks, Duschgel und Shampoo, die die Tochter PortionPack Europe vor allem an Großverbraucher wie Hotels, Restaurants und Kantinen liefert. Drittgrößtes Geschäftsfeld ist die Sparte Frucht. Hier werden Fruchtzubereitungen und Fruchtsaftkonzentrate hergestellt. Abgerundet wird das Tätigkeitsfeld durch das jüngste Geschäftssegment CropEnergies. Gebündelt bei der gleichnamigen, seit 2006 börsennotierten Tochter gehört es mit einer Jahresproduktionskapazität von 700.000 Kubikmeter zu den führenden europäischen Herstellern von Bioethanol für den Kraftstoffsektor.

Starkes Halbjahr

Im ersten Halbjahr 2011/12 liefen die Geschäfte glänzend. Insgesamt stieg der Umsatz um 9% auf 3,34 Mrd. Euro. Besonders kräftige Zuwächse verzeichneten die Segmente Spezialitäten (18%) und CropEnergies (+27%). In der Sparte Frucht ging es um 6% aufwärts. Im Kerngeschäft Zucker waren es +3%. Hier kletterte auch das EBIT kräftig um 32,5% auf 220 Mio. Euro. Konzernweit nahm das um Sondereffekte bereinigte EBIT um 23,3% auf 347 Mio. Euro zu. Die Bereiche CropEnergies (+70,6%) und Frucht (+40,9%) verzeichneten dabei noch größere Zuwächse als das Zuckergeschäft, allerdings von einer deutlich niedrigeren Basis aus. Einen Rückgang verzeichnet unterdessen das EBIT des Segments Spezialitäten (–13%). Hier belasteten gestiegene Rohstoffkosten, die erwartungsgemäß nicht in allen Divisionen in vollem Umfang durch höhere Verkaufspreise aufgefangen werden konnten. Unter dem Strich verdiente Südzucker im ersten Halbjahr 215 Mio. Euro nach 165 Mio. Euro in der Vergleichsperiode.

Fazit

Mit den nun angehobenen Prognosen sorgte Südzucker für eine süße Überraschung. Insbesondere das deutlich höhere EBIT-Ziel ist ein Leckerbissen, der Appetit auf mehr machen könnte. Nach der erfolgreichen Transformation in den vergangenen Jahren, wobei sich der Konzern durch die Verbreiterung seines Tätigkeitsfeldes weniger abhängig von dem stark regulierten Zuckergeschäft in der EU gemacht hat, ist der Konzern zudem wieder auf Wachstumskurs. Und die mittel- bis langfristigen Aussichten sind dank der Fokussierung auf aussichtsreiche Bereiche sowie auch den jeweils glänzenden Marktpositionen bestens. Selbst eine nicht ausgeschlossene größere konjunkturelle Flaute sollte der Konzern gut meistern. Auf längere Sicht dürfte Südzucker zudem weiter das Geschäft außerhalb Europas ausbauen, um so weitere Wachstumschancen zu erschließen und gleichzeitig die sich bietenden Chancen auf den sich schnell verändernden Rohstoffmärkten besser zu nutzen. Die im Mai vereinbarte strategische Zusammenarbeit mit dem britischen Handelshaus ED&F Man, an dem sich der Konzern mit fast 25% beteiligte, war dabei ein weiterer Schritt. Insgesamt betrachtet erscheint Südzucker somit nicht nur in der aktuellen Adventszeit eine leckere Versuchung, die nach der jüngsten Prognosenanhebung eine Spekulation wert sein könnte, sondern ist auch längerfristig interessant.