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Südzucker: Talfahrt ohne Zuckerschlecken

Bei Südzucker läuft in diesem Jahr alles andere als Zucker von den Wänden. Die Aktie des Konzerns startete im Januar mit 19 Euro und notiert nun bei 12,50 Euro – ein Kurssturz von rund 35 Prozent. Damit ist Südzucker der zweitschlechteste Performer im MDAX gleich hinter Bilfinger. Was war da los?

BÖRSE am Sonntag

Bei Südzucker läuft in diesem Jahr alles andere als Zucker von den Wänden. Die Aktie des Konzerns startete im Januar mit 19 Euro und notiert nun bei 12,50 Euro – ein Kurssturz von rund 35 Prozent. Damit ist Südzucker der zweitschlechteste Performer im MDAX gleich hinter Bilfinger. Was war da los?

Um eine Antwort auf die enormen Verluste der Südzucker-Aktie zu finden, hilft zunächst ein Blick auf die Geschäftszahlen: Der Zuckerproduzent erzielte in den ersten sechs Monaten (März bis August 2014) des laufenden Geschäftsjahres 2014/15 einen Konzernumsatz von 3,48 Milliarden Euro – im Vorjahr waren es noch 3,94 Milliarden Euro gewesen. Während der Umsatz in den Sparten Zucker, Frucht und Spezialitäten zurückging, konnte er im Segment CropEnergies gesteigert werden.

Die CropEnergies AG gehört zur Südzucker-Gruppe und in der Erneuerbare-Energien-Branche tätig und produziert Bioethanol für Kraftstoffanwendungen sowie Lebens- und Futtermittel. Das operative Konzernergebnis verminderte sich deutlich von 407 auf 147 Millionen Euro. Wesentliche Ursache hierfür ist nach Konzernangaben der Rückgang des operativen Ergebnisses im Segment Zucker. Auch in den Bereichen CropEnergies und Frucht konnte das Vorjahresergebnis nicht erreicht werden. Das operative Ergebnis im Segment Spezialitäten hingegen lag über dem Vorjahr.

Für das laufende Geschäftsjahr 2014/15 rechnet Südzucker weiterhin mit einem Rückgang des Konzernumsatzes auf rund 7,0 Milliarden Euro (Vorjahr: 7,5) und einem deutlich rückläufigen operativen Konzernergebnis in Höhe von rund 200 Millionen Euro (Vorjahr: 622). Diese zuletzt zur Hauptversammlung bestätigte Prognose basiert laut Südzucker auf der Erwartung einer weiteren Verschlechterung des wirtschaftlichen Umfelds in den europäischen Zucker- und Ethanolmärkten. Diese habe sich bestätigt und zudem weiter verstärkt.

Zum prognostizierten operativen Gewinn für das laufenden Geschäfts teilte das Unternehmen mit: „Die Erreichung des prognostizierten operativen Konzernergebnisses ist daher anspruchsvoller geworden.“ Anders formuliert könnte man auch sagen, dass es nur sehr schwer möglich ist, den hochgerechneten Gewinn von 200 Millionen Euro auch tatsächlich zu erreichen. „Maßgeblich für den Rückgang des operativen Konzernergebnisses sind weiterhin deutlich rückläufige Ergebnisse in den Segmenten Zucker und CropEnergies“, so der Konzern weiter.

Besonders der sinkende Zuckerpreis macht dem größten Zuckerproduzenten Europas, zu dem rund 18.500 Beschäftigte gehören, zu schaffen. Das Problem: Das Angebot ist größer als die Nachfrage. Mitte Juni kostete ein amerikanisches Pfund Zucker knapp 19 Dollar, momentan jedoch nur 15,60 Dollar. Mit einem baldigen Ende des Überangebots ist nicht zu rechnen. Die International Sugar Organisation (ISO) erwartet auch im Wirtschaftsjahr 2014/15 einen Überschuss. Ein weiterer Grund für den Preisrückgang ist die Marktsteuerung durch die EU-Kommission. Die Behörde hatte im vergangenen Jahr auf dem noch bis 2017 regulierten europäischen Markt eine höhere Zuckerproduktion und gleichzeitig mehr Importe aus Entwicklungsländern zugelassen.

Der Daumen der Analysten zeigt nach unten

Für die meisten Analysten gibt es derzeit wenig Hoffnung auf eine Trendumkehr bei Südzucker. Die Experten empfehlen die Aktie zu verkaufen oder zu halten. So liegt das Kursziel der NordLB bei neun Euro. Die Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs sehen das Kursziel sogar lediglich bei 7,10 Euro. Der europäische Zuckermarkt hinterlasse weiterhin einen bitteren Nachgeschmack. Lediglich die DZ Bank zeigt sich etwas zuversichtlicher. Sie hat den fairen Wert für Südzucker zuletzt von 12 auf 13 Euro angehoben und stuft das Papier mit „Halten“ ein. Das zweite Geschäftsquartal habe die Erwartungen übertroffen, wenngleich das Zuckergeschäft unter Druck geblieben sei, so die Analysten der Bank.

Die Experten der DZ Bank sehen zwar auch für das kommende Geschäftsjahr 2015/16 ein schwieriges Jahr für das Zuckergeschäft. Andererseits dürfte es ihrer Meinung nach in den Segmenten Spezialitäten, CropEnergies und Frucht zu weiteren Ergebnisverbesserungen kommen.

Das Jahr 2014 wird für Südzucker nicht nur wegen des schleppenden operativen Geschäfts als ein Tiefpunkt in die Unternehmensgeschichte eingehen. Zu Jahresbeginn musste der Konzern eine Strafe von rund 200 Millionen Euro wegen verbotener Preisabsprache zahlen. Verbraucher und Industrie hatten nach Einschätzung des Bundeskartellamts jahrelang zu viel für Zucker gezahlt. Die Wettbewerbsbehörde hatte deswegen Bußgelder in einer Gesamthöhe von rund 280 Millionen Euro gegen die drei größten deutschen Zuckerhersteller Südzucker, Nordzucker und Pfeifer & Langen verhängt. Das Kartellamt hatte den Konzernen vorgeworfen, Gebiets-, Quoten- und Preisabsprachen getroffen zu haben. Ziel sei es gewesen, möglichst hohe Zuckerpreise zu erzielen.

Wie Sie gerade jetzt mit Südzucker gewinnen können

Die Anleger interessiert gewöhnlich mehr, was in der Zukunft passiert, als die Vergangenheit. Wer zum Beispiel der Markteinschätzung der DZ Bank etwas abgewinnen kann, mag durchaus zuversichtlich sein, dass es irgendwann wieder bergauf gehen könnte. Doch angesichts dessen, dass so gut wie alle Analysten in den vergangenen Wochen den Daumen nach unten senkten, erscheint derzeit der Kauf der Aktie schon sehr gewagt.

Mit Bonus-Zertifkaten auf Seitwärtstrend setzen
Taktisch geschickt wäre es, sich ein Bonus-Zertifikat auf Südzucker ins Depot zu legen, mit dem Anleger in seitwärts und leicht abwärts laufenden Märkten ordentliche Gewinne erzielen können. Zum Beispiel das Bonuspapier der BNP Paribas (WKN: PA8BA5), das bis zum 18. September 2015 läuft und eine Barriere bei neun Euro hat. Das Zertifikat kostet aktuell 13,20 Euro. Sollte die Südzucker-Aktie bis zum Laufzeitende die Barriere von neun Euro nicht berühren oder unterschreiten, erhalten Anleger eine Bonuszahlung von 14 Euro. Das entspricht einer jährlichen Rendite von rund 7,4 Prozent. Sollte die Aktie zum Schluss über der 14-Euro-Marke notieren, nehmen Anleger an den Kursanstiegen zu 100 Prozent teil.

Der prozentuale Abstand des aktuellen Aktienkurses zur Barriere beträgt derzeit 27 Prozent. Das heißt: Auch wenn die Aktie bis zu 27 Prozent ihres jetzigen Werts verlieren sollte, liegen Anleger mit dem Papier in der Gewinnzone. Das kann sich ändern, wenn die Barriere verletzt werden sollte. Denn dann wandelt sich das Papier in ein Partizipations-Zertifikat um, dessen Rückzahlung sich an der Entwicklung der Aktie orientiert. Liegt der Kurs des Südzucker-Titels am Laufzeitende über dem Kaufpreis des Zertifikats, kommt es zu Gewinnen. Sollte jedoch die Aktie darunter liegen, entstehen entsprechende Verluste.

Günstiger Einstieg mit Discountern

Eine Alternative zu Bonuspapieren sind Discountzertifikate. Mit ihnen erwerben Anleger einen Basiswert zu einem Rabatt. Durch den vergünstigten Einstieg können Anleger Kursverluste der unterlegten Aktie schadlos überstehen. Erst wenn der Aktienkurs unter den Kaufpreis des Zertifikats sinken sollte, rutscht das Investment in den roten Bereich. Interessant ist zum Beispiel der Discounter der Citigroup (WKN: CC3513) auf Südzucker, der aktuell 9,69 Euro kostet– und damit zu einem Rabatt von 22 Prozent gegenüber der Südzucker-Aktie zu haben ist. Im Gegenzug können Discount-Zertifikate nur bis zu einer bestimmten Kursmarke an der positiven Entwicklung des Basiswerts teilnehmen. Bei dem erwähnten Discounter liegt die Gewinnbegrenzung (Cap) bei 10,50 Euro.

Die Laufzeit des Zertifikats endet am 14. September 2015. Die Rückzahlung des Papiers orientiert sich an der Kursentwicklung der Südzucker-Aktie. Der maximale Gewinn beträgt 10,50 Euro pro Zertifikat. Dies entspricht einer jährlichen Rendite von rund 10,5 Prozent.

Anleger können bei Discount-Zertifikaten anhand der Höhe des Caps festlegen, ob sie sich eher defensiv oder offensiv positionieren wollen. Ein Cap unterhalb des aktuellen Aktienkurses spricht für eine defensive und ein Cap oberhalb des aktuellen Aktienkurses für eine offensivere Ausrichtung. Wer zum Beispiel bereit ist, bei Papieren auf die Südzucker-Aktie ein größeres Risiko einzugehen, für den könnte das Rabattpapier der DZ Bank (WKN: DG1UFL) interessant sein, das bis zum 18. September 2015 läuft. Der Cap liegt bei 16 Euro.

Im Gegenzug ist jedoch auch der Preisabschlag beim Zertifikatekauf geringer als beim oben beschriebenen Discounter. Das DZ-Produkt kostet derzeit 12,07 Euro. Sollte also die Südzucker-Aktie unter diese Kursmarke sinken, gelangen Anleger mit dem Papier in die Verlustzone. Andererseits: Sollte der Südzucker-Titel zum Laufzeitende auf oder über dem Cap von 16 Euro notieren, ergibt sich daraus ein Gewinn von 3,93 Euro pro Papier. Das entspricht einer jährlichen Rendite von rund 40 Prozent. Wie bei allen Investments gilt auch hier: Je größer das Anlagerisiko, desto größer der mögliche Gewinn.