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Aktien > Branchenprimus

TSMC liefert erneut stark ab, aber die Aktie hat ihren Preis

| Thomas Behnke

Taiwanesische Flagge auf einem Mikrochip, Symbol für die führende Rolle des taiwanesischen Unternehmens TSMC in der globalen Halbleiterproduktion.
Taiwan gilt dank TSMC als Herz der globalen Halbleiterproduktion. Der Branchenprimus liefert die Technologie für Smartphones, Supercomputer und KI-Systeme. (Foto: shutterstock)

Starke Margen, volle Auftragsbücher und glänzende Aussichten: TSMC bleibt die Schaltzentrale der Chipwelt. Doch ist der Höhenflug der Aktie noch gerechtfertigt?

Die Spannung war groß, als Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) am Donnerstag, dem 16. Oktober 2025, seine Zahlen für das dritte Quartal präsentierte. Der weltgrößte Chipfertiger hat erneut geliefert – und das deutlich über den Erwartungen. Die Zahlen unterstreichen nicht nur die operative Stärke des Konzerns, sondern festigen auch seine Schlüsselrolle in der globalen Halbleiterbranche. Anleger fragen sich nun: Geht der Aufwärtstrend der TSMC-Aktie weiter oder ist sie inzwischen zu teuer bewertet?

TSMC übertrifft Erwartungen und festigt seine Spitzenposition

TSMC hat im dritten Quartal eindrucksvoll unter Beweis gestellt, weshalb das Unternehmen als Maßstab der globalen Halbleiterindustrie gilt. Der Umsatz stieg um beeindruckende 40,8 Prozent auf 33,1 Milliarden US-Dollar und übertraf damit die Analystenschätzungen um 1,54 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn je American Depositary Receipt (EPADR) lag mit 2,92 US-Dollar rund 0,32 US-Dollar über dem Konsens.

Auch die Profitabilität überzeugt: Mit einer Bruttomarge von 59,5 Prozent, einer operativen Marge von 50,6 Prozent und einer Nettomarge von 45,7 Prozent gehört TSMC weiterhin zur absoluten Spitzenklasse der Branche. Besonders die hochmodernen Fertigungstechnologien treiben das Geschäft: 3-Nanometer-Chips machten bereits 23 Prozent des Wafer-Umsatzes aus, 5-Nanometer-Chips 37 Prozent und 7-Nanometer-Chips 14 Prozent. Insgesamt stammten 74 Prozent des Umsatzes aus den fortschrittlichsten Technologien.

Das Unternehmen bleibt zudem aktionärsfreundlich: Der Vorstand bestätigte eine Quartalsdividende von 5,00 Taiwan-Dollar je Aktie, die im Januar 2026 ausgezahlt wird. Zwar sank der Free Cashflow leicht auf 139,38 Milliarden Taiwan-Dollar, was auf geringere operative Zuflüsse zurückzuführen ist. Außerdem investierte TSMC weiterhin in neue Anlagen und treibt damit den Ausbau seiner Technologieführerschaft konsequent voran.

Das Rückgrat der globalen Chipindustrie

Mit diesen Zahlen unterstreicht TSMC erneut seine dominierende Rolle im weltweiten Halbleitermarkt. Das 1987 gegründete Unternehmen aus Hsinchu, Taiwan, gilt als Pionier des sogenannten „Pure-Play-Foundry“-Modells, also der reinen Auftragsfertigung für Chipentwickler. Heute ist TSMC aus der globalen Elektronikproduktion nicht mehr wegzudenken und bildet das Fundament zahlreicher Schlüsselindustrien.

Über 500 Kunden weltweit, darunter Branchengrößen wie NVIDIA, AMD, Broadcom und Qualcomm, lassen ihre modernsten Halbleiter in den Fertigungsstätten von TSMC produzieren. Mit 288 unterschiedlichen Herstellungsprozessen und fast 12.000 verschiedenen Produkten bietet das Unternehmen eine außergewöhnlich breite technologische Basis. Besonders gefragt sind derzeit Chips für Anwendungen in Künstlicher Intelligenz, Hochleistungsrechnern und Grafikprozessoren, Bereiche, in denen TSMC klar führend ist.

Marktführer mit klarem Vorsprung: Kein Weg führt an dem Chipfertiger vorbei

Mit einem globalen Marktanteil von rund 67 Prozent im Foundry-Segment dominiert der taiwanesische Chipfertiger die Branche klar vor Samsung mit etwa 13 Prozent und UMC mit rund 7 Prozent. Der Rest verteilt sich auf Wettbewerber wie GlobalFoundries und SMIC. 

Vor allem im Bereich der 3- und 5-Nanometer-Fertigung ist der Branchenprimus unangefochten. Damit bildet das Unternehmen das Rückgrat der weltweiten Technologieproduktion, von Smartphones über Rechenzentren und Supercomputer bis hin zu den neuesten KI-Chips. Jede zweite High-End-CPU oder GPU, die heute weltweit eingesetzt wird, stammt aus einer TSMC-Fabrik. Laut Marktforschern produziert TSMC rund 90 Prozent aller Chips mit Strukturen unter 7 Nanometern, was seine technologische Vormachtstellung eindrucksvoll belegt.

Zwischen Risiko und Rendite: Die Herausforderungen für den Branchenprimus aus Taiwan

So beeindruckend die Zahlen und die Marktstellung auch sind, ganz ohne Risiken ist das Geschäft nicht. TSMC steht in mehrfacher Hinsicht unter Druck. Die starke Abhängigkeit von Großkunden wie Apple, NVIDIA oder AMD macht das Unternehmen anfällig für Schwankungen in der Auftragslage. Hinzu kommt der politische Unsicherheitsfaktor Taiwan, dessen Spannungen mit China immer wieder für Unruhe an den Märkten sorgen. Auch der enorme Kapitalbedarf für den Ausbau neuer Fertigungstechnologien belastet die Bilanz. Allein im dritten Quartal investierte TSMC 9,7 Milliarden US-Dollar in neue Anlagen.

Darüber hinaus bleibt die Branchenzyklik ein wesentlicher Faktor. Die Nachfrage nach Halbleitern verläuft in Wellen, die von technologischen Innovationszyklen und konjunkturellen Trends geprägt sind. Selbst Marktführer wie TSMC spüren Phasen schwächerer Auslastung, wenn große Kunden ihre Bestellungen zurückfahren oder Lagerbestände abbauen.

Zudem spielen Währungseinflüsse und steigende Standortkosten eine zunehmende Rolle. Die Aufwertung des Taiwan-Dollar kann die internationale Wettbewerbsfähigkeit mindern, während der Aufbau neuer Produktionsstätten in den USA, Japan und Europa die Kostenstruktur erheblich verändert. Sollte die Nachfrage nach High-End-Chips vorübergehend abkühlen, könnte das auf die Margen drücken und die Profitabilität belasten.

TSMC-Aktie im Aufwärtstrend

Trotz der bekannten Risiken trauen viele Investoren dem Konzern weiterhin zu, seinen Wachstumskurs fortzusetzen. Das zeigt sich auch in der Entwicklung der Aktie, die ihren Aufwärtstrend zuletzt bestätigt hat. In den vergangenen Monaten erreichte die TSMC-Aktie immer wieder neue Rekordstände, angetrieben von der anhaltend hohen Nachfrage nach Halbleitern und dem Boom im Bereich Künstliche Intelligenz. Mittlerweile bringt es das Unternehmen auf eine Marktkapitalisierung von über 1,5 Billionen US-Dollar.

Neben der Heimatbörse in Taipeh, wo die Aktie unter der ISIN TW0002330008 notiert, werden die Anteile auch in Form von American Depositary Receipts (ADRs) an der New York Stock Exchange unter der ISIN US8740391003 gehandelt. Diese ADRs sind zudem an deutschen Börsen in Euro verfügbar und damit auch für Privatanleger leicht zugänglich.

Aus charttechnischer Sicht liegt ein intakter übergeordneter Aufwärtstrend vor, weshalb sich die Aktie auch weiterhin für trendfolgende, technisch motivierte Handelsansätze anbieten könnte.

Hohe Bewertung dämpft langfristige Anlagechancen

So überzeugend der Chart, die Fundamentaldaten und die Perspektiven auch sind, die Bewertung ist inzwischen anspruchsvoll. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt mit über 32 deutlich über dem historischen Durchschnitt von 15. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV): Der aktuelle Wert von rund 22 fällt zwar moderater aus, liegt jedoch ebenfalls klar über dem langfristigen Mittel von 10,3. Beide Kennzahlen deuten damit sowohl auf eine absolute als auch auf eine relative Überbewertung hin. Aus Value-Sicht bietet die Aktie daher derzeit kein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis, um sie im großen Stil als langfristiges Investment ins Depot zu legen.

Starkes Quartal, aber Bewertung bremst die Value-Fantasie

TSMC hat im dritten Quartal erneut Maßstäbe gesetzt und die eigenen Stärken eindrucksvoll bestätigt. Die Nachfrage nach modernen Chips bleibt hoch, die Margen sind hervorragend und die technologische Führungsrolle ist unbestritten. Zusammen mit dem positiven Chartbild sind das Faktoren, die für eine fortgesetzte Aufwärtsbewegung der Aktie sprechen könnten. Anleger sollten sie daher weiterhin auf dem Radar behalten, denn insbesondere technisch motivierte Handelsstrategien dürften vorerst erfolgversprechend bleiben.

Langfristig orientierte Investoren hingegen stehen vor einem Dilemma: Die Qualität ist überragend, doch der Preis ambitioniert. Oder anders gesagt, die Story stimmt, doch für Value-Investoren ist sie derzeit zu teuer erzählt. Wer sich davon nicht abschrecken lässt und dennoch einsteigen möchte, könnte mit einer kleineren Einstiegsposition beginnen. Denn an der Börse zeigt sich immer wieder, dass Qualität zu einem hohen Preis deutlich besser performen kann als vermeintliche Schnäppchen. TSMC könnte trotz aller Vorsicht in diese Kategorie fallen.

FAQ: Häufige Fragen zur TSMC-Aktie

1. Ist die TSMC-Aktie aktuell ein Kauf?
Kurzfristig könnte die Aktie für technisch orientierte Anleger interessant bleiben, da der Aufwärtstrend intakt ist. Langfristige Investoren sollten wegen der hohen Bewertung jedoch vorsichtig sein.

2. Warum gilt TSMC als Schlüsselunternehmen der Halbleiterindustrie?
TSMC produziert rund zwei Drittel aller Auftragschips weltweit und beliefert nahezu alle großen Chipdesigner. Besonders in der 3- und 5-Nanometer-Fertigung ist der Konzern technologisch führend und damit unverzichtbar für Branchen wie Künstliche Intelligenz, Cloud und Hochleistungsrechner.

3. Welche Risiken bestehen für Anleger?
Geopolitische Spannungen um Taiwan, hohe Investitionskosten, konjunkturelle Schwankungen in der Chipnachfrage sowie Währungs- und Standortkosten zählen zu den größten Herausforderungen.

4. Wo kann man die TSMC-Aktie handeln?
An der Heimatbörse in Taipeh (ISIN TW0002330008) sowie in Form von American Depositary Receipts (ADRs) an der New York Stock Exchange (ISIN US8740391003). Die ADRs sind auch an deutschen Börsen in Euro handelbar.

5. Wie ist die aktuelle Bewertung einzuschätzen?
Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von über 32 und einem Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) von rund 22 liegt die Aktie deutlich über dem historischen Durchschnitt. Das signalisiert eine ambitionierte Bewertung.

6. Was sind die wichtigsten Wachstumstreiber von TSMC?
Der weltweite Ausbau der KI-Infrastruktur, steigende Nachfrage nach Hochleistungs- und Grafikprozessoren sowie die fortschreitende Miniaturisierung von Chips sichern TSMC langfristig eine starke Marktstellung.

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