Wacker Chemie: Hoffnung verbreitende Signale
Die Aktie des Spezialchemiekonzerns und Halbleiterzulieferers machte in der vergangenen Woche einen kräftigen Satz nach oben. Auslöser waren wohl ermutigende Signale aus der Solarbranche. Auch Wacker Chemie selbst verspürt eine steigende Nachfrage von den Kunden aus diesem Sektor. Sollten sich die Lichtblicke verstetigen und vielleicht sogar zunehmen, könnte dies weiter kurstreibend wirken.

Die Solarbranche war in den vergangenen beiden Jahren geprägt von hartem Wettbewerb, Überkapazitäten und massivem Preisdruck. Das führte zu äußerst negativen Ergebnisentwicklungen bei den Firmen aus dem Photovoltaiksektor. Einige Gesellschaften gingen sogar pleite. Auch bei Wacker Chemie hat die Krise in der Solarbranche im vergangenen Jahr deutliche Spuren hinterlassen. Das Unternehmen ist zwar nicht direkt von der schwierigen Situation betroffen, da es keine Solarzellen, Module oder Anlagen herstellt. Es liefert jedoch den wichtigsten Ausgangsstoff für den Bau von Solarzellen: polykristallines Reinstsilizium (hochreines Polysilizium). Das Material wird zudem in der Halbleiterelektronik benötigt. Gebündelt ist das Polysilizium-Geschäft in der Sparte Polysilicon, der zweitgrößten im Konzern. Sie verzeichnete 2012 deutliche Einbrüche. Der Umsatz verringerte sich laut vorläufigen Angaben um 21,6% auf 1,14 Mrd. Euro. Gleichzeitig brach hier das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 42,8% auf 427 Mio. Euro ein.
Steigende Nachfrage aus Solarbranche
Auch im laufenden Jahr dürfte das Geschäft mit der Solarbranche schwierig bleiben, allerdings gibt es erste Lichtblicke. So haben sich zuletzt einige Unternehmen des Sektors etwas weniger pessimistisch gezeigt. Auch Wacker Chemie hat erste Hoffnung verbreitende Signale ausgemacht. Zum einen haben sich demnach die Preise stabilisiert. Zum anderen verzeichnete der Konzern zuletzt eine steigende Nachfrage bei den Kunden aus der Solarbranche, wie er jüngst mitteilte. Um den höheren Bedarf bedienen zu können, fährt er daher nun die derzeit auf etwa zwei Drittel der vollen Kapazität gedrosselte Produktion wieder hoch. Das Unternehmen hebt dazu die Anfang Oktober 2012 für 700 Mitarbeiter eingeführte Kurzarbeit in der Polysiliziumproduktion am Standort Burghausen wieder auf. „Wir haben im Januar mehr Polysilizium verkauft als erwartet“, begründete Ewald Schindlbeck den Schritt. Der Chef des Geschäftsbereichs Polysilicon führte weiter aus, dass sich der Auftragseingang in den vergangenen Wochen so erhöht hat, dass die derzeitige Auslastung der Anlagen nicht ausreicht, um die bestellten Mengen produzieren zu können. Dem Unternehmen kommt dabei laut eigenen Angaben zugute, dass es aufgrund seiner modernen und flexiblen Technologie in der Lage ist, die Anlagenauslastung sehr kurzfristig an den Bedarf seiner Kunden anzupassen.
Ermutigende Signale
Die Nachricht über die anziehende Nachfrage und das Hochfahren der Produktion in der vergangenen Woche kam bei den Investoren gut an, wie der Kurssprung impliziert. Sie könnte die Aussagen des Vorstands aus der Vorwoche unterfüttert haben. Er hatte sich bei Vorlage der vorläufigen Zahlen 2012 zwar zurückhaltend bezüglich der Aussichten 2013 gezeigt und wie üblich zu diesem Zeitpunkt noch keine Prognose gewagt, jedoch ebenfalls schon durchblicken lassen, erste kleine Hoffnungsschimmer auszumachen. Firmenlenker Rudolf Staudigl sprach von ermutigenden Signalen, die einen verstärkten Ausbau der Photovoltaik speziell in China und den USA signalisieren. Das könne sowohl den Absatz als auch die Preise für Solarsilizium positiv beeinflussen, erläuterte er. Für eine generelle Entwarnung ist es zwar noch zu früh und das Geschäft mit der Solarbranche bleibt mit einigen Risiken behaftet, sollten sich die Lichtblicke jedoch erhärten, könnte Wacker Chemie davon besonders profitieren. Entwickelt sich dann auch noch das Geschäft in der Chemie robust, vielleicht angetrieben durch eine weltweit anziehende konjunkturelle Dynamik, könnten 2013 wieder steigende Ergebnisse möglich sein.
Robustes Chemiegeschäft
Bereits im vergangenen Geschäftsjahr erwies sich das Chemiegeschäft als stützende Säule. Hierzu gehören die die Geschäftsfelder Silicones (Silane, silikonbasierte Öle, Emulsionen, Elastomere, Dichtstoffe, Harze, Kieselsäuren), Polymers (polymere Bindemitteln und Additive) und Biosolutions (biotechnologische Produkte, Feinchemikalien, Polyvinylacetat-Festharze). Alle drei verzeichneten 2012 jeweils Zuwächse bei Umsatz und EBITDA. Zusammen erzielten sie Erlöse von 2,81 Mrd. Euro und damit 5,4% mehr als im Vorjahr. Zwar war auch hier Preisdruck zu spüren, höhere Absatzmengen und positive Währungseffekte konnten diesen aber ausgleichen. Das EBITDA stieg von 315 auf 361 Mio. Euro. Weniger gut lief es dagegen in der dritten Geschäftseinheit von Wacker Chemie, der Siltronic AG, die Wafer aus Reinstsilizium für Chip-Hersteller produziert. Hier belastete das schwierige Marktumfeld. Der Umsatz sank daher von 992 auf 868 Mio. Euro. Das EBITDA brach von 49 auf 1 Mio. Euro ein.
2012 mit sinkenden Ergebnissen
Insgesamt erzielte der Konzern im vergangenen Jahr somit Umsätze von 4,63 Mrd. Euro, was einem Rückgang von 5,7% entspricht. Negative Preiseffekte wirken sich dabei insgesamt mit 700 Mio. Euro schmälernd aus. Das EBITDA rutschte um 28,5% auf 787 Mio. Euro ab. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) schrumpfte um 57,2% auf 258 Mio. Euro. Nach Steuern brach der Profit sogar um fast 70% auf 107 Mio. Euro ein. Bei Vorlage der Zahlen verwies Wacker Chemie zudem auf die Investitionen, die 2012 die bislang höchsten in der Firmengeschichte waren. Sie erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr von 0,98 auf 1,1 Mrd. Euro. Davon entfiel der Großteil auf neue Anlagen für die Herstellung von polykristallinem Reinstsilizium. Außerdem wurden die Produktionskapazitäten für Polymerdispersionen und Polyvinylacetat-Festharze in China und Südkorea ausgebaut sowie Geld in die anteilige Finanzierung des Joint Ventures mit Dow Corning zur Herstellung von Siloxan in China gesteckt. Der Konzern verstärkte somit seine Position als einer der Marktführer in der Silizium- und Silikonchemie. Die strategischen Ausbauvorhaben sind nun zum großen Teil abgeschlossen, weshalb die Investitionen in diesem Jahr mit etwa 550 Mio. Euro deutlich niedriger ausfallen sollen.
Fazit
Aus der Solarbranche und von Wacker Chemie selbst gab es jüngst ein paar Lichtblicke, was der Aktie zu einem kräftigen Kurssprung verhalf. Sie setzte damit ihren Anstieg seit dem Allzeittief von November 2012 fort und kratzte nun am Zwischenhoch von Januar dieses Jahres bei 62,35 Euro. Ein nachhaltiger Ausbruch könnte für weitere Zuwächse sprechen und dann spekulative Käufe rechtfertigen.