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Wal-Mart Stores: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Der weltweit größte Einzelhandelskonzern leidet zwar unter der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit im Heimatmarkt USA, dank der dort dennoch stabilen Geschäfte sowie einer starken Entwicklung im Ausland lieferte er in der vergangenen Woche aber solide Quartalszahlen ab. Zudem erhöhte Wal-Mart die Gewinnprognose für das Gesamtjahr. Dies kam an bei den Investoren, sie griffen beherzt zu. Möglicherweise bietet sich damit ein Ansatz für einen spekulativen Kauf.

BÖRSE am Sonntag

Die positive Kursreaktion auf Bilanz und angehobene Prognose hat das charttechnische Bild zumindest kurzfristig etwas aufgehellt. Nachdem die Aktie von Wal-Mart in der Vorwoche ihren langfristigen Aufwärtstrend kurzzeitig verletzt hatte, sich am Ende aber erholen und per Wochenschluss darüber halten konnte, scheint der erfolgreiche Test dieser Unterstützung mit den jüngsten Zuwächsen in einem sonst schwachen Gesamtmarktumfeld bestätigt. Entsprechend ist ein ausgedehnterer Aufwärtsimpuls denkbar, der zunächst bis zu den Widerständen bei 56,27 und 57,90 US-Dollar gehen, vielleicht ja sogar bis zur oberen Aufwärtstrendlinie von derzeit etwa 59 US-Dollar reichen könnte. Spätestens bei 47,70 US-Dollar abgesicherte spekulative Long-Positionen sind somit durchaus erwägenswert. Weiter stützend wirken könnten die jüngsten fundamentalen Nachrichten.

Stabile Entwicklung im Heimatmarkt

Wal-Mart hat im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2011/12 (bis Ende Januar) ermutigende Ergebnisse abgeliefert. Dies gilt auch für den Heimatmarkt USA, der größten Einnahmequelle des Konzerns. Trotz der dort schwierigen Bedingungen, wie der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit, was für Zurückhaltung bei den einkommensschwachen Verbrauchern sorgt, stieg der dort erwirtschaftete Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 0,4% auf 64,89 Mrd. US-Dollar. Flächenbereinigt gab es allerdings erneut einen Rückgang von 0,9% und damit bereits den neunten in Folge. Nimmt man jedoch die auf die USA entfallenden Umsätze der Tochter Sam’s Club hinzu, zeigte sich auf vergleichbarer Fläche eine stabile Entwicklung.

„Spar-Club“ entwickelt sich prächtig

Die Sparte Sam’s Club, die neben den USA in Brasilien, Chile und Mexiko aktiv ist, entwickelt sich prächtig. In den Läden werden Waren (Großpackungen) zu Großhandelspreisen verkauft. Sowohl Schnäppchenjäger als auch kleine Gewerbetreibende können hier trefflich sparen, laut Wal-Mart im Schnitt 30% gegenüber herkömmlichen Einzelhändlern. Einkaufen dürfen hier allerdings nur Mitglieder, die eine jährliche Gebühr, für Familien sind es beispielsweise 40 US-Dollar, berappen müssen. Dies lohnt sich aber offenbar dennoch und insgesamt zählt Sam’s Club mehr als 47 Mio. Kunden. Der Spartenumsatz legte im zweiten Quartal um 9,5% auf 13,65 Mrd. US-Dollar zu.

Auslandsgeschäft brummt

Am besten entwickelte sich aber das Auslandsgeschäft, das der Wachstumstreiber schlechthin im zweiten Quartal war. Hier kletterte der Umsatz um 16,2% auf 30,1 Mrd. US-Dollar. Wal-Mart baut seine weltweite Präsenz kontinuierlich aus, schluckte erst kürzlich die Einkaufskette Netto in Großbritannien und die Massmart-Supermärkte im südlichen Afrika. Laut Unternehmen macht man bei beiden Zukäufen Fortschritte bei der Integration. Insgesamt erhöhte der Konzern seinen Umsatz um 5,5% auf 108,64 Mrd. US-Dollar. Profitiert hat er dabei auch von positiven Währungseffekten, die sich auf insgesamt 2,3 Mrd. US-Dollar summierten.

Heimatmarkt bleibt Sorgenkind

Mit Blick auf die Geschäftsentwicklung sprach Wal-Mart von ermutigenden Ergebnissen in den USA. Allerdings sieht der Konzern noch kein Ende der allgemeinen Konsumschwäche im Land. „Wir sehen weiter mit Sorge den wirtschaftlichen Druck, der auf unseren Kunden lastet“, erläuterte US-Chef Bill Simon. Kopfzerbrechen bereiten ihm etwa hohe Benzinpreise, die die preissensible Kundschaft empfindlich treffen. Wal-Mart musste bereits feststellen, dass die Zahl der Kundenbesuche abnimmt, auch wenn dann pro Einkauf mehr gekauft wird. Daneben verlor der Konzern in den USA zuletzt auch Marktanteile. Die Wettbewerber buhlen ebenfalls mit Rabatten um Kundschaft und bei den Verkaufspreisen ist kaum noch ein Unterschied zur Konkurrenz auszumachen, was Wal-Mart für die Verbraucher weniger attraktiv macht. Entsprechend muss der Konzern auf seine Preispolitik achten und setzt bereits wieder stärker auf günstige Preise. Die Kunst dabei ist, die Gewinnmargen nicht zu stark zu belasten.

Gewinnprognose angehoben

Im zweiten Quartal klappte dies dank strikter Kostenkontrolle sehr gut. Ein Rückgang der Margen konnte vermieden werden, da die operativen Kosten proportional zum Umsatz um 5,5% zulegten. Das operative Ergebnis insgesamt erhöhte sich um 3,1% auf 6,38 Mrd. US-Dollar. Unter dem Strich verdiente der Konzern mit 3,94 Mrd. US-Dollar 5,1% mehr. Im Gesamtjahr will Wal-Mart die Profitabilität weiter verbessern und zeigte sich für den weiteren Verlauf zuversichtlich. Der Vorstand erhöhte zudem die Prognose für das Ergebnis je Aktie (EPS) im Gesamtjahr und engte sie ein. Nach bislang 4,35 bis 4,50 US-Dollar stellte er nun ein EPS zwischen 4,41 bis 4,51 US-Dollar in Aussicht.

Fazit

Mit den jüngst vorgelegten Zahlen und der erhöhten Gewinnprognose sendete Wal-Mart einen Hoffnungsschimmer. Allerdings profitierte das Unternehmen im zweiten Quartal vor allem von guten Geschäften im Ausland. Im Heimatmarkt gab es zwar ebenfalls eine stabile Entwicklung, die Aussichten hier sind aber nicht sonderlich rosig. Eine anhaltend hohe Arbeitslosigkeit dürfte hier das Konsumverhalten der Verbraucher weiter beeinträchtigen. Daher gilt es, eine Preispolitik in dem hart umkämpften Markt zu finden, die dem Konzern auch künftig solide Margen beschert. Dies ist allerdings kein einfaches Unterfangen und entsprechend kommt es nun darauf an, wie die Investoren die künftige Entwicklung einschätzen. Aus der jüngsten sehr positiven Reaktion könnte man dabei schließen, dass sie getreu dem Motto „die Hoffnung stirbt zuletzt“ zuversichtlich sind. Vielleicht auch, weil die trübe Lage am US-Arbeitsmarkt ja hinlänglich bekannt und somit entsprechend eingepreist ist und nun womöglich auf eine Besserung gesetzt wird. Basis dafür könnten die jüngsten gesamten Einzelhandelsumsätze in den USA sein, die im Gegensatz zur Stimmung bei den Verbrauchern im Juni um 0,3% und im Juli um 0,5% zulegten. Dies könnte die Zuversicht stützen, dass die US-Verbraucher wieder etwas mehr in Kauflaune sind. Sollte sich diese Annahme fortsetzen und nicht durch neue schlechte Daten oder neue Hiobsbotschaften in Sachen Schuldenkrise und Gesamtwirtschaft unterwandert werden, könnte dies den Kurs kurzfristig weiter antreiben. Bei einer eventuellen Long-Position sollte man sich aber des spekulativen Charakters bewusst sein.