Zalando überspringt Ausgabepreis
Der schwierige Start ist vergessen. Die Samwer-Papiere springen über ihren Ausgabepreis, weil der Konzern erstmals schwarze Zahlen erwartet. Die Anleger jubeln. Und Experten zufolge steht Zalando eine rosige Zukunft bevor.
Der schwierige Start ist vergessen. Die Samwer-Papiere springen über ihren Ausgabepreis, weil der Konzern erstmals schwarze Zahlen erwartet. Die Anleger jubeln. Und Experten zufolge steht Zalando eine rosige Zukunft bevor.
Lange musste sich Zalando von seinem spektakulären Börsengang am 1. Oktober erholen – 57 Tage, um genau zu sein. Erst am Mittwoch konnten die Aktien des Online-Modehändlers erstmals seit ihrer Erstnotierung ihren Ausgabepreis von 21,50 Euro überspringen. Zuletzt notierten die Papiere satte 11,4 Prozent im Plus auf 22,35 Euro. Zuversichtliche Prognosen haben Zalando angetrieben. Der chronisch unprofitable Online-Händler peilt für das laufende Jahr zum ersten Mal schwarze Zahlen an. „Nach unserer erfolgreichen Entwicklung im dritten Quartal erwarten wir für das Geschäftsjahr 2014 einen konzernweit leicht positiven Betriebsgewinn“, sagte Konzernvorstand Rubin Ritter zur Vorlage der Neun-Monats-Zahlen. Zalando wachse weiter schneller als der Online-Modemarkt, der wegen des milden Wetters allerdings einen „schweren Start in die Herbst-Wintersaison hatte“.
Der leichte Gewinn ist möglich, weil sich massives Marketing und eine zuletzt verbesserte Profitabilität und Kostendisziplin anfangen auszuzahlen. Der Konzernumsatz stieg im dritten Quartal Zalando zufolge um 24,2 Prozent auf 501 Millionen Euro. Im Vorjahr betrug der Umsatz noch 404 Millionen Euro. Auf der anderen Seite verringerte sich der Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf 2,6 Millionen Euro. Hier konnte Zalando die Kosten deutlich senken. Denn im Vorjahr war der Verlust mit 50,9 Millionen Euro mehr als 20-mal so hoch. Rechnet man die Steuern noch heraus, reicht es sogar jetzt schon für einen kleinen operativen Gewinn. Zalando habe den ersten konzernweiten Ebit-Breakeven in einem dritten Quartal erzielt, so der Konzern. Doch so optimistisch wie Zalando ist Jörg Frey von Warburg Research nicht. Der Experte hält an seiner Verkaufsempfehlung fest. Das Kursziel für Zalando hat er bei 13 Euro angesetzt.
„Die aktuellen Konsenserwartungen für den Gesamtjahresumsatz erschienen immer noch ziemlich optimistisch angesichts der vor Herausforderungen stehenden deutschen Bekleidungsbranche“, so der Experte in einem Kommentar. Zuversichtlicher äußerte sich Dan Homan von der Citigroup. Er empfiehlt den Modehändler zum Kauf und geht von einem Kursziel von 22,50 Euro aus. Seiner Meinung nach hat Zalando erhebliches Wachstumspotenzial. Außerdem falle die bequeme Lieferung und die Masse an Produkten und Marken positiv ins Gewicht.
Gap kehrt dank Zalando wieder auf den deutschen Markt zurück
Wie groß das Vertrauen großer Marken in Zalando ist, zeigt das Beispiel Gap. Die US-Modefirma hatte 2005 seinen letzten deutschen Laden geschlossen. Nun aber will Gap in Zusammenarbeit mit Zalando nach zehnjähriger Abstinenz wieder auf den deutschen Markt zurückkehren. Vom Sommer 2015 an sollen Gap-Artikel auf Zalando gekauft werden können. „Viele Kunden in Europa kommen immer noch nicht an die Produkte der Marke Gap heran“, sagte David Schneider, einer der Zalando-Gründer und -Vorstände, der Nachrichtenagentur Reuters. „Wir bieten eine Plattform, um 15 lokale Märkte zu erschließen, in der jeweiligen Sprache und Währung, ohne Versandkosten, ohne Rücksendekosten und so weiter.“
Gap will so Kunden in Ländern gewinnen, in denen das Unternehmen keine eigenen Filialen betreibt. Zwar verfügt Gap über eine eigene Website, über die das Unternehmen Jeans und Shirts vertreibt, allerdings erreicht die US-Modefirma damit nur ein kleines Klientel. „Wir müssen dort sein, wo die Kunden sind. Zalando ist die am besten besuchte E-Commerce-Seite in Europa“, begründete Stefan Laban, der für das Gap-Geschäft in Europa und Japan verantwortlich ist, die Zusammenarbeit mit Zalando. „Wir wollen eine der größten Marken auf der Seite sein.“
Dem Beispiel von Gap könnten noch weitere Marken aus Amerika und Asien folgen, die in Europa beziehungsweise Deutschland keine Kundschaft erreichen können. Zalando könnte damit sein Marken-Sortiment, das inzwischen 1500 Marken beinhaltet, weiter ausbauen und so den Druck auf den spanischen Modekonzern Inditex und H&M aus Schweden erhöhen, die bisher auf ihre eigene Online-Präsenz setzen. So sieht es auch Markus Iwar von der US-Investmentbank Goldman Sachs, der wie Homan davon ausgeht, dass Zalando auch in Zukunft schneller wachsen werde als der Markt. „Zalando hat sowohl bei der Produktpalette als auch geografisch zusätzliche Expansionsmöglichkeiten“, schrieb Iwar in einem Kommentar vom 10. November. Der Aktienmarktexperte hat Zalando mit „buy“ und einem Kursziel von 24,20 Euro in die Bewertung aufgenommen.