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Zalando überrascht im Q1: Umsatzplus und starkes EBIT-Wachstum

Großes Werbeplakat des Online-Mode- und Beauty-Händlers Zalando in der Düsseldorfer Innenstadt (Foto: shutterstock)

Zalando startet mit starkem Umsatz- und EBIT-Wachstum ins Jahr 2025. Das B2B-Segment boomt, das Bonusprogramm wächst – und die Aktie profitiert von der beschleunigten Strategieumsetzung.

Der Online-Modehändler Zalando (ISIN: DE000ZAL1111) hat im ersten Quartal 2025 seine Wachstumsdynamik deutlich beschleunigt. Der Umsatz stieg um 7,9 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro, während das Bruttowarenvolumen (GMV) um 6,5 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro zulegte. Besonders bemerkenswert ist die Steigerung der Profitabilität: Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) erreichte 46,7 Millionen Euro, was einer Marge von 1,9 Prozent entspricht – ein Anstieg um 0,7 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahresquartal.

Die Märkte reagieren positiv auf diese Entwicklung, da Zalando damit seine zweigleisige Wachstumsstrategie erfolgreich umsetzt. Das Unternehmen fokussiert sich auf den Ausbau seines paneuropäischen E-Commerce-Ökosystems für Mode und Lifestyle mit den beiden Wachstumsvektoren Business-to-Consumer (B2C) und Business-to-Business (B2B).

Im B2C-Segment konnte Zalando seinen Kundenstamm auf einen neuen Höchststand von 52,4 Millionen aktive Kunden ausbauen – ein Plus von 2,9 Millionen im Jahresvergleich. Der Umsatz in diesem Segment wuchs um 7,6 Prozent, während die Profitabilität um 0,7 Prozentpunkte auf 1,9 Prozent stieg.

Bonusprogramm als Wachstumstreiber

Als zentraler Wachstumstreiber erweist sich das weiterentwickelte Bonusprogramm Zalando Plus, das mittlerweile in 13 Märkten verfügbar ist. Bereits über 15 Prozent der Kunden haben sich für das Programm registriert. Die langfristige Strategie zielt darauf ab, die Mehrheit der Kundschaft mit diesem Angebot zu erreichen und sowohl die durchschnittliche Bestellhäufigkeit als auch den Umsatz pro Plus-Kunde signifikant zu steigern.

Parallel dazu verzeichneten die Lifestyle-Angebote Lounge by Zalando, Sport, Designer und Beauty ein zweistelliges Wachstum. Die Erweiterung dieser Segmente erfolgt durch ein umfangreicheres Sortiment, neue Beratungsfunktionen und personalisierte Inspirationselemente.

Im Rahmen seiner Strategie, Kunden inspirierende Einkaufserlebnisse zu bieten, hat Zalando die neue Boards-Funktion in allen Märkten eingeführt. Diese kuratierte Trend-Plattform wurde bereits von mehr als einer Million Kunden genutzt und soll künftig um nutzergenerierte Inhalte erweitert werden.

B2B-Expansion mit zweistelligem Wachstum

Besonders dynamisch entwickelt sich das B2B-Segment, in dem Zalando seine Logistik-, Software- und Service-Infrastruktur für externe Marken und Einzelhändler öffnet. Der Umsatz in diesem Bereich stieg um 11,6 Prozent auf 240 Millionen Euro, das bereinigte EBIT erreichte 5,8 Millionen Euro bei einer stabilen Marge von 2,4 Prozent.

Der Wachstumstreiber im B2B-Geschäft ist vor allem ZEOS Fulfilment – das Zalando E-commerce Operating System. Dabei handelt es sich um eine integrierte Plattform, die sowohl Zalando Fulfilment Solutions (ZFS) als auch Multi-Channel-Fulfilment umfasst. ZEOS ermöglicht es externen Marken, Zalando's Logistik- und Servicenetzwerk für ihre eigenen Vertriebswege zu nutzen – auch außerhalb der Zalando-Plattform. Ein strategischer Erfolg war die Partnerschaft mit TikTok, bei der ZEOS zum bevorzugten Logistikpartner für Mode- und Lifestyle-Händler auf dem TikTok Shop in Deutschland, Frankreich und Italien wurde.

Unterdessen bestätigte Zalando seine Prognose für das Geschäftsjahr 2025 trotz eines sich schnell ändernden geopolitischen und makroökonomischen Umfeldes. Das Unternehmen erwartet ein Wachstum des Bruttowarenvolumens und des Umsatzes zwischen 4 und 9 Prozent im Vergleich zu 2024. Das bereinigte EBIT wird zwischen 530 und 590 Millionen Euro prognostiziert.

Marktanalyse: E-Commerce-Entwicklung im Modesektor

Die Quartalszahlen von Zalando reflektieren einen positiven Trend im europäischen E-Commerce-Modesektor nach einer Phase der Konsolidierung. Besonders bemerkenswert ist die Verbesserung der Profitabilität bei gleichzeitigem Wachstum, was auf eine effizientere Kostenstruktur hindeutet.

  • Die Steigerung der aktiven Kundenzahl um 5,9 Prozent auf 52,4 Millionen Euro zeigt eine erfolgreiche Kundenakquisition trotz des wettbewerbsintensiven Marktumfelds
  • Die durchschnittliche Warenkorbgröße stieg leicht auf 61,1 Euro (Vorjahr: 60,4 Euro), was auf eine erfolgreiche Premiumisierungsstrategie hindeutet
  • Die Verbesserung der EBIT-Marge um 0,7 Prozentpunkte auf 1,9 Prozent signalisiert Effizienzgewinne in der operativen Struktur
  • Das zweistellige Wachstum im B2B-Segment deutet auf eine erfolgreiche Diversifizierung der Geschäftsmodelle hin

Marktchancen und -risiken

Die Entwicklung von Zalando steht exemplarisch für die Transformation des E-Commerce-Sektors von reinen Handelsplattformen zu integrierten Ökosystemen mit diversifizierten Ertragsquellen. Diese Entwicklung birgt sowohl Chancen als auch Risiken für Investoren.

Chancen:

  • Skalierung des Bonusprogramms Plus mit potenzieller Steigerung der Bestellfrequenz und Kundenbindung
  • Expansion im B2B-Bereich mit ZEOS als Wachstumsmotor und Diversifizierung der Umsatzquellen
  • Erschließung neuer Vertriebskanäle durch Partnerschaften im Social Commerce (TikTok)

Risiken:

  • Anhaltender Margendruck durch intensiven Wettbewerb im europäischen Modemarkt
  • Geopolitische und makroökonomische Unsicherheiten könnten die Konsumneigung beeinträchtigen
  • Integrationsrisiken bei der geplanten Übernahme von ABOUT YOU, die in der aktuellen Prognose nicht berücksichtigt ist

Fazit

Für Anleger bedeutet die positive Geschäftsentwicklung von Zalando im ersten Quartal ein ermutigendes Signal. Die Kombination aus beschleunigtem Wachstum und verbesserter Profitabilität deutet auf eine erfolgreiche Umsetzung der strategischen Neuausrichtung hin. Besonders das B2B-Segment mit ZEOS entwickelt sich zu einem wichtigen Wachstumstreiber mit stabilen Margen.

Entscheidend wird sein, ob Zalando die Skalierung des Bonusprogramms Plus wie geplant vorantreiben kann. Die ersten Daten zeigen vielversprechende Ergebnisse, doch der langfristige Erfolg hängt von der nachhaltigen Steigerung der Bestellfrequenz und des durchschnittlichen Umsatzes pro Kunde ab.

Angesichts der ambitionierten Prognose muss Zalando die derzeitige Wachstumsdynamik in den kommenden Quartalen bestätigen. Die geplante Übernahme von ABOUT YOU könnte dabei zusätzliche Synergien schaffen, bringt jedoch auch Integrationsrisiken mit sich. Investoren sollten daher die weiteren Entwicklungen und die Umsetzung der Ökosystem-Strategie aufmerksam verfolgen.

Historische Einordnung

Die aktuelle Entwicklung von Zalando markiert eine Trendwende nach einer herausfordernden Phase in den Jahren 2022/2023, als der E-Commerce-Sektor nach dem pandemiebedingten Boom eine Normalisierung durchlief. Im Vergleich zum ersten Quartal 2024, als der Umsatz noch um 0,6 Prozent rückläufig war, zeigt das aktuelle Wachstum von 7,9 Prozent eine deutliche Beschleunigung.

Historisch betrachtet folgt Zalando damit einem ähnlichen Entwicklungsmuster wie Amazon in den USA, das nach einer Phase der Margenschwäche durch Diversifizierung seiner Geschäftsmodelle und Aufbau von Ökosystemdiensten profitableres Wachstum erzielen konnte. Die Erschließung des B2B-Segments mit Logistik- und Softwarelösungen erinnert an die Entwicklung von Amazon Web Services, wenn auch in deutlich kleinerem Maßstab.

Die Kennzahlenentwicklung zeigt, dass Zalando nach der Post-Corona-Konsolidierung nun wieder auf einen stabilen Wachstumspfad zurückgekehrt ist. Die Verbesserung der EBIT-Marge von 1,3 Prozent auf 1,9 Prozent im Jahresvergleich deutet auf eine nachhaltige Effizienzsteigerung hin, die für die langfristige Profitabilität entscheidend sein wird.

Charttechnik: Korrektur unter Beobachtung – SKS-Formation möglich

Charttechnisch befindet sich die Zalando-Aktie seit dem Allzeittief von 15,95 Euro im Januar 2024 in einem übergeordneten Aufwärtstrend, der im Februar 2025 mit einem Hoch von knapp über 40 Euro seinen bisherigen Höhepunkt erreichte. Die anschließende Korrektur testete diesen Trend, wobei der Bruch des Zwischentiefs von Januar 2025 bei 27,95 Euro Anfang April zunächst als Trendbruch gewertet werden kann. Es folgte eine dynamische Erholungsbewegung bis auf 36,76 Euro, ehe eine neue kurzfristige Abwärtsphase einsetzte, in der sich die Aktie aktuell befindet.

Das im April gebildete tiefere Hoch lässt das charttechnische Bild kurzfristig neutral bis leicht negativ erscheinen. Im übergeordneten Kontext besteht zudem die Möglichkeit einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation. Diese Formation würde jedoch erst bei einem nachhaltigen Unterschreiten der Unterstützungszone zwischen 27,40 und 28,00 Euro als bestätigt gelten.

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