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Amerika, du weißt es besser …

… oder vielleicht doch nicht? Man meint, in Washington jedenfalls, und dies war vor Kurzem ja nur eine weitere Pirouette in der aktuellen Finanz- und Schuldenkrise, dass die USA den Königsweg aus der Klemme gefunden haben. Und da lassen sie sich von niemandem beirren. Im Gegenteil: Ihr Modell soll auch andere glücklich machen – Europa zum Beispiel.

BÖRSE am Sonntag

… oder vielleicht doch nicht? Man meint, in Washington jedenfalls, und dies war vor Kurzem ja nur eine weitere Pirouette in der aktuellen Finanz- und Schuldenkrise, dass die USA den Königsweg aus der Klemme gefunden haben. Und da lassen sie sich von niemandem beirren. Im Gegenteil: Ihr Modell soll auch andere glücklich machen – Europa zum Beispiel.

Schon mehrfach hat US-Notenbankchef Ben Bernanke unter dem sperrigen Namen „Quantitative Easing“ die Geldmenge erhöht und durch den Ankauf von US-Staatsanleihen Liquidität in die Wirtschaft gepumpt. Die Zinsen sind nicht nur auf dem niedrigsten denkbaren Stand (0,0% bis 0,25%), sondern sollen dort laut Ankündigung der Notenbank Fed noch über ein Jahr lang bleiben. Eine ungewöhnliche Festlegung, die Unternehmen Planungssicherheit geben soll, aber die denkbaren Entwicklungen in den nächsten Monaten nicht berücksichtigt. Wenn sich die Wirtschaft anders entwickelt als zu erwarten, steht die Notenbank mit gebundenen Händen da. Ein Rezept für Europa also? Eher doch wohl nicht. Die Krise zeichnet sich zwar mehr und mehr durch Liquiditätsmangel bei den Banken aus, was aber nicht an den europäischen Zinsen liegt, sondern am Misstrauen der Geldhäuser, die ihre Mittel lieber bei der EZB parken als beim Kollegen nebenan, selbst wenn der 1,5% zahlen würde und nicht, wie die EZB, nur die Hälfte davon. Und der Quasi-Zusammenbruch der Dexia Bank liegt an der Verwicklung des belgisch-französischen Kommunalfinanzierers in riskante Finanzwetten – Finanzkrise 2008 reloaded. Nun haben die Euro-Finanzminister vor nicht allzu langer Zeit es empört von sich gewiesen, mit den amerikanisch inspirierten Konjunkturprogrammen Politik zu machen und der Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen. Nicht zuletzt sicher auch deshalb, weil sie die schieren Schuldensummen inzwischen zu ängstigen beginnen, und das wäre durchaus berechtigt. Aber auch der krasse Misserfolg in den USA dürfte sie entsprechend beeindruckt haben. Dort hängen bis zu 70% der Wirtschaftsleistung am privaten Konsum – und bei einer zehnprozentigen offiziellen Arbeitslosigkeit geht da vieles verloren. Wenn man einen realistischen Blick auf die Beschäftigungslosigkeit wirft, wird das Bild noch viel trüber. Dieses ernste Problem ist im Bewusstsein der amerikanischen Regierung fast nicht vorhanden. Von dort also lernen hieße, Versagen lernen. Aber weiß man es besser in Europa? Die EZB hat massive Programme angekündigt, um dem Bankensektor und damit mutmaßlich auch den europäischen Volkswirtschaften zu helfen. Ob das gut angelegtes Geld sein wird, ist mehr als fraglich. Denn wie oft soll denn noch gerettet werden? Die ganz einfache und ungewichtete Mathematik suggeriert jedenfalls, dass man so lange Banken retten kann, bis man an den Punkt gelangt, wo deren Schließung und anschließende Neugründung billiger wären. Die EZB und die europäischen Regierungen spielen jedenfalls mit dem Vertrauen der Leute, und das nicht erst seit gestern. Da bekommt der Ausdruck „va banque“ eine ganz neue Bedeutung.