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Aus heiterer Hölle

Da hatten wir schon angefangen uns zu freuen, dass der Dax mal nur eineinhalb Prozent abrutschte zwischendurch, statt vier oder f&uuml;n <script src="gui/jscripts/tiny_mce/themes/advanced/langs/de.js" type="text/javascript"></script> f, wie schon &ouml;fter in letzter Zeit &ndash; aber es war mal wieder nichts. Offenbar ist die Nervosit&auml;t nicht gewichen, und die Panik nicht, wie man h&auml;tte erwarten sollen, durch blo&szlig;en Missmut ersetzt worden. Denn nach den Gesetzm&auml;&szlig;igkeiten der Gew&ouml;hnung an alles h&auml;tten die Wirtschaftsflaute, die Schulden und andere Widrigkeiten allm&auml;hlich mit gepflegter Langeweile betrachtet werden k&ouml;nnen, und jedermann h&auml;tte daf&uuml;r Verst&auml;ndnis gehabt.

BÖRSE am Sonntag

Da hatten wir schon angefangen uns zu freuen, dass der Dax mal nur eineinhalb Prozent abrutschte zwischendurch, statt vier oder fün f, wie schon öfter in letzter Zeit – aber es war mal wieder nichts. Offenbar ist die Nervosität nicht gewichen, und die Panik nicht, wie man hätte erwarten sollen, durch bloßen Missmut ersetzt worden. Denn nach den Gesetzmäßigkeiten der Gewöhnung an alles hätten die Wirtschaftsflaute, die Schulden und andere Widrigkeiten allmählich mit gepflegter Langeweile betrachtet werden können, und jedermann hätte dafür Verständnis gehabt.

Es geht halt immer noch ein bisschen schlimmer. Griechenland setzt regelmäßig auf die schlechten Nachrichten noch eins drauf – diesmal ist man sich im hellenischen Finanzministerium sichtlich uneins darüber, ob die Sparziele der Regierung erreichbar sind. So soll das Defizit in diesem Jahr zwischen acht (optimistisch) und neun Prozent (nicht ganz so optimistisch) betragen, erhofft hatte man sich offiziell etwas mehr als sieben. Da gleichzeitig das Wirtschaftswachstum einbricht, ist wenig Hoffnung auf Besserung. Dabei galten die Sparvorhaben der internationalen Gemeinschaft schon als gar nicht mal so ehrgeizig – umso mehr kommen die neuen Zahlen jetzt wie Blitze aus heiterem Himmel, oder, besser gesagt, aus heiterer Hölle. Es müsse schneller gehen mit den Strukturreformen, sagen nicht nur die Vertreter der „Troika“ aus IWF, EU und EZB – nein, das sagt jetzt auch der Finanzminister. Dennoch scheint es Uneinigkeit auch zwischen der griechischen Regierung und den internationalen Aufpassern (oder Entwicklungshelfern, je nach Betrachtungsweise) zu geben. All das ist Wasser auf die Mühlen der Pessimisten. Allerdings wäre es irgendwann einmal interessant zu erfahren, wie weit griechische Kalamitäten solche Indizes wie Dax oder Dow Jones noch nach unten treiben können. Denn irgendwann steht der Buchverlust an den Aktienmärkten in keinem nachvollziehbaren Verhältnis mehr zu den Werten, die in Griechenland und bei den dort engagierten Banken und Firmen zur Debatte stehen. Grob gesagt: Wenn die Verluste eine Höhe erreicht haben werden, für deren Gegenwert man die griechischen Schulden komplett aufkaufen könnte, plus noch die ein oder andere Insel, wird es albern. Dem steht auch nicht entgegen, dass die Wirtschaft, die Unternehmens- und die Verbraucherstimmung auf eine Delle in der Konjunktur hindeuten. Denn die stetigen Katastrophenmeldungen inklusive abstürzender Börsen haben jene Stimmung erst heraufbeschworen, die nun ihrerseits wieder dafür herhalten muss, dass man Aktien verramscht, als gäbe es kein Morgen. Nur bei wenigen Werten lässt sich momentan noch erkennen, dass zwischen zwei Amokläufen übers Parkett auch noch rationale Gründe eine Rolle spielen: bei solchen, für deren Verluste es gute Anlässe gibt, wie etwa die der Energieversorger in Deutschland; und bei solchen, die sogar den Abgang eines genialisch-irrlichternden Chefs verkraften, wie Apple, das man ohne Steve Jobs an der Spitze schon totgesagt hatte. Nur gilt auch hier: Vorher gewusst hat es kaum einer, nur gut erklären kann man es hinterher. Das ist vermutlich aber schon mehr, als man von der Krisenpanik sagen kann.

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