Big (Brother) Apple
Glänzende Geschäftszahlen wäre eine eher untertriebene Bezeichnung für das, was Apple in der vergangenen Woche präsentierte: Im zweiten Quartal seines Geschäftsjahres und dem ersten, traditionell eher schwächeren des Jahres, steigerten die Computerbauer aus Cupertino in Kalifornien ihre Umsätze um 83%. Daraus blieb ein Gewinn von ungefähr 6 Mrd. US-Dollar hängen. Da niemand so etwas erwartet hatte, stieg der Aktienkurs auf weit über 245 Euro in Frankfurt – das ist dicht am Allzeithoch.
Glänzende Geschäftszahlen wäre eine eher untertriebene Bezeichnung für das, was Apple in der vergangenen Woche präsentierte: Im zweiten Quartal seines Geschäftsjahres und dem ersten, traditionell eher schwächeren des Jahres, steigerten die Computerbauer aus Cupertino in Kalifornien ihre Umsätze um 83%. Daraus blieb ein Gewinn von ungefähr 6 Mrd. US-Dollar hängen. Da niemand so etwas erwartet hatte, stieg der Aktienkurs auf weit über 245 Euro in Frankfurt – das ist dicht am Allzeithoch.
Die Welt der iPhones, iPads und iMacs könnte so schön sein, gäbe es nicht immer wieder hässliche Kratzer am Lack der Kultfirma. Schon länger wird den Anlegerlieblingen der designorientierten Apple-Schmiede eine etwas seltsame Haltung zu Programmier-Richtlinien und Einstellungen zur Freizügigkeit vorgeworfen. Seit unabhängige Entwickler in der Lage sind, für die mobilen Geräte von Apple eigene Anwendungen zu schreiben und diese durch einen Prüfungsprozess schleusen müssen, reißen die Klagen über eine angebliche Zensur nicht ab. Was im Einzelfall sicherlich übertrieben ist – schließlich werden die Apps, wie man die kleinen Programme nennt, über den Apple-eigenen Kanal iTunes vertrieben – im Zweifelsfall haftet Apple für Verstöße. Und da das Ganze natürlich international ist, empfiehlt sich der kleinste gemeinsame Nenner unzähliger Staaten: Was in den meisten Ländern der Welt gefahrlos angeboten werden darf, ist dann eben „Mainstream“. Die Definitionen von Pornografie oder Gewalt unterscheiden sich da naturgemäß beträchtlich. Der Punkt ist aber ein anderer, wie nun deutlich wurde: Die Tatsache, dass Apple zum Beispiel die Aufenthaltsorte der Nutzer seines iPhone nicht nur ermittelt, sondern auch in einer Datei speichert, alarmierte Experten und Datenschützer dieser Tage erheblich. Big Brother weiß, wo du dich aufhältst – und kann Bewegungsprofile aufzeichnen und den gläsernen Telefonierer aus dir machen, so der Tenor. Ist auch alles richtig, wobei begeisterte Nutzer dies als „feature, no bug“, also als zusätzlichen Nutzen ihres Telefons sahen: Endlich, so das Motto, weiß ich mal, wo ich gewesen bin, als ich dieses oder jenes Foto gemacht habe ... Andere jedoch ärgern sich, dass eine solche Einrichtung nicht zuvor bekannt gemacht wird und die Nutzer um Zustimmung gebeten werden. Das wäre der ehrliche und offene Weg gewesen. Denn nach Faktenlage kann man vermuten, dass noch mehr aufgezeichnet wird, was man als Kunde nicht erfährt. Apple nahm dazu bis zum Wochenende nicht Stellung – ein deutliches Zeichen dafür, dass das Unternehmen, das mit Kommunikation sein Geld verdient, nicht eben kommunikativ ist. Diesen Missstand zu beheben wäre auf Dauer vermutlich noch wichtiger als alles andere. Es hapert sonst ja an kaum etwas beim Liebling der coolen Leute – aber dies ist traditionell die Achillesferse. Und damit wird man auf Dauer uncool.