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Chaos now!

Die griechische sogenannte Regierung hat in der Woche des G-20-Gipfels in Cannes für muntere Unterhaltung gesorgt. Referendum ja, nein, vielleicht – das war sicherlich ein Hit. Sparen ja, nein, vielleicht – mit der Opposition oder gegen sie, das war ein weiterer Smasher.

BÖRSE am Sonntag

Die griechische sogenannte Regierung hat in der Woche des G-20-Gipfels in Cannes für muntere Unterhaltung gesorgt. Referendum ja, nein, vielleicht – das war sicherlich ein Hit. Sparen ja, nein, vielleicht – mit der Opposition oder gegen sie, das war ein weiterer Smasher.

Man möchte spontan die Möglichkeit prüfen, sich zum Ehrengriechen ernennen zu lassen, denn da geht es gar lustig zu und man möchte doch gern dabei sein, wenn getanzt und geklatscht wird. Leider ist das Ende der Party absehbar, sei hier nun geklagt. Denn der Noch-Ministerpräsident Papandreou leidet unter seiner Herkunft: Seine Vorfahren haben den Schlamassel angerichtet, mit dem er es jetzt zu tun hat. Und die wenig solidarischen Konservativen im Athener Parlament hätten allen Grund, sich zurückzuhalten, denn sie waren zwischendurch mal munter mit dabei – auch ein Herr Karamanlis ließ nichts anbrennen und stellte fürsorglich Beamte ein, dass es nur so seine Art hatte. Chaos also ist ein schönes griechisches Wort und es gewinnt immer mehr an verborgener Bedeutung. Dass die heimlichen Herrscher Europas, Frau Merkel und Herr Sarkozy, nun mal den Geduldsfaden reißen ließen, mag manchem sehr zupasskommen. Denn gerade die kleineren, solide wirtschaftenden Länder wie etwa Luxemburg oder auch die Niederlande, ärgern sich krumm über die nonchalante Art, wie Athen mit seiner selbst verschuldeten Krise umgeht. Beim Geld hört die Freundschaft auf und bei viel Geld erst recht. Derweil erlaubt sich Griechenland nicht nur das Hin und Her eines zunächst angekündigten und später wieder kassierten Referendums, sondern auch jede Menge Rücktrittsgerüchte. Offenbar hat in Athen niemand den Schuss gehört. Dieser Wahnsinn hat Methode. Vermutlich ist man in Italien sogar noch neidisch. Den neuen Zentralbankpräsidenten stellend kann sich die hoch verschuldete Nation vielleicht ein wenig berauschen – an harten Einschnitten führt jedoch gewiss kein Weg vorbei. Die italienische Wirtschaftsweise ist denn auch die wirklich tickende Zeitbombe der Eurozone und man hat Herrn Berlusconi beim Treffen in Cannes dies auch deutlich, sehr deutlich gesagt. Wenn die griechische Regierung wackelt, dann wankt die italienische aber allemal. Und zu Recht: Eine Volksabstimmung muss vielleicht nicht sein, aber Wahlen doch. Daran dürfen auch Politiker der stabilen Staaten gern mal denken. Denn nur zu rufen: Bei den anderen herrscht Chaos! – das wird auf die Dauer nicht reichen, um das eigene Chaos zu Hause vor der Tür zu halten.

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