Chips mit Zukunft
Die Computerindustrie boomt – und ihre Zulieferer auch. In der vergangenen Woche hat der amerikanische Hersteller Intel berauschende Zahlen vorgelegt: 3,4 Mrd. Dollar Gewinn, eine Steigerung um 47%. Das beste Geschäftsjahr in der Geschichte sei es gewesen, so Intel-Chef Paul Otellini am Freitag. Und: „2011 wird noch besser.“
Nicht ganz sicher ist allerdings, woher er das jetzt schon weiß, aber die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass er recht hat. Schließlich werkeln in vier von fünf Computern Intel-Chips, und dass der Absatz der Elektronikbranche irgendwie gefährdet wäre, hat noch niemand zu prognostizieren gewagt. Die Intel-Aktie legte deutlich zu – das war wohl vor allem der Ankündigung geschuldet, man werde 9 Mrd. Dollar investieren in diesem Jahr – eine beachtliche Summe, die schon einiges an Ergebnissen bringen dürfte. Trotz aller Größe und Marktmacht hat Intel nämlich auch Schwächen: Bei Strom sparenden Flash-Speichern hinkt Intel der Konkurrenz noch hinterher. Den Rückstand aufzuholen dürfte nicht so leicht werden. Die Speicherchips, die vor allem in Smartphones und mobilen Geräten eingesetzt werden, sind unverzichtbar für Firmen wie Apple, um seine iPads und iPhones auszustatten. Die Leistungsfähigkeit solcher Mikroprozessoren, ihr Energiehunger und die Wärmeentwicklung sind entscheidende Kriterien für den Einsatz im mobilen Bereich. Auf der anderen Seite punktet Intel mit den herkömmlichen Prozessoren: Der jüngste Chip mit der Bezeichnung „Sandy Bridge“ soll die Rechengeschwindigkeit eines Computers noch einmal deutlich beschleunigen. Die Hersteller und Programmierer warten förmlich nur darauf, dass das Bauteil ausgeliefert wird – der Chip entscheidet mit darüber, welche Software auf einem Gerät ruckelfrei arbeiten kann. Die Software-Hersteller reizen die Möglichkeiten eines neuen Mikroprozessors stets gerne aus. Weshalb denn auch Computer eine durchaus begrenzte Lebensdauer haben, schon nach wenigen Jahren sind sie den stets steigenden Anforderungen nicht mehr gewachsen. Wobei sich die Frage stellt, ob der Kreislauf irgendwann einmal an natürliche Grenzen stößt. Bislang ging die Miniaturisierung ebenso wie die Leistungssteigerung ohne erkennbare Grenzen voran. Was inzwischen ja dazu geführt hat, dass ein herkömmlicher Laptop die Kraft eines ganzen Rechenzentrums früherer Jahre entfaltet. Als Treiber des Wachstums sieht Intel übrigens vor allem das Internet: Noch hätten längst nicht alle Zugang, die dies wünschten – außerdem würden die Inhalte immer anspruchsvoller (zumindest technisch), sodass auch die Programmierer von Webseiten auf schnelle Prozessoren angewiesen sind. Eine rosige Welt also aus Sicht des Konzerns. Spannend dürfte noch werden, was sich die Menschheit künftig einfallen lassen wird, um die Produkte aus San Francisco auch in den kommenden Jahren noch so richtig auszulasten.