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DeBaKEL

Das Programm „Deutsche Bahn – Kompetenz, Einsatz, Lebensfreude“, kurz: DeBaKEL – richtig, das gibt es nicht. Noch nicht. Denn was ist die Chance, aus Stellwerkfehlern zu lernen, gegen ein langweilig vor sich hin plätscherndes Geschäftsleben ohne Höhen und Tiefen? Wenn erst der Tower bei Mainz wieder bemannt oder befraut ist, kann es so richtig losgehen bei der Bahn. Was aber lernt der Kunde? Geduld ist eine Tugend, und wer reisen will, sollte einen Plan B haben. - Hier ein paar Fakten: Die Bahn beschäftigt an die 300.000 Leute, davon zwei Drittel in Deutschland. 42.000 sind Beamte, insgesamt liegt das Durchschnittsalter bei 47 Jahren, Tendenz steigend. Die Bahn hat 1.000 Tochterunternehmen. Mit das bedeutendste ist sicherlich die DB Netz: das ist die Firma mit den Schienen und Stellwerken. Die Personalentwicklung der Bahn lässt offenbar zu wünschen übrig; die Zahl der Mitarbeiter allerdings steigt seit 2005 kontinuierlich an. Möglicherweise ließen sich bessere Anreize für einen Ausbildungsgang bei der Bahn schaffen – sie sucht jedenfalls händeringend junge Leute. Soweit das Unstrittige. In der Diskussion, der öffentlichen, haben derzeit viele das Wort ergriffen, deren Qualifikation offenbar darin besteht, dass sie schon mal mitgefahren sind und einen Triebwagen von einem Lkw unterscheiden können. Das mag ein Phänomen des Online-Forumszeitalters sein, aber das ist ein erschöpfendes Thema für einen anderen Tag. Jedenfalls haben die Kommentatoren, man hätte bei den Lesern von Spiegel Online oder Zeit Online früher wohl etwas mehr Allgemeinbildung, vielleicht gar gutes Benehmen erwarten können, auch bei den sogenannten Qualitätsmedien so ihre ganz eigenen Probleme. Da verkünden sie, dass der Kapitalismus schuld sei, denn seit der Privatisierung gehe alles schief. Nun ist die Bahn ein Staatsunternehmen und wurde nie privatisiert – schade eigentlich. Oder der Personalabbau sei hart, ungerecht und – kapitalistisch, natürlich. Nur leider gibt es seit einem Jahrzehnt keinen Personalabbau. In früheren Zeiten, den guten dann offensichtlich, hatte die Behörde Deutsche Bundesbahn mehr Personalkosten als sie Umsatz erzielte. Wenn die angesprochenen Meinungsäußerer in der Betriebswirtschaft ebenso bewandert sind wie in ihrer Allgemeinbildung, dann werden sie das normal finden. Wenn man aus geistigen Kurzschlüssen Energie gewinnen könnte, dürften wir hierzulande sicher bald ein paar hundert Windräder stillegen. Nun ist die Bahn inzwischen weiter, zum Glück. Außer in Mainz und dumherum. Sie erlaubt sich allerdings lächerliche kleine und leicht zu behebende Mißstände mit großer Breitenwirkung. Allein schon diese Ansagen in einer fremden Sprache wie „ssenk ju forr träffeling wiss Deutsche Bähn“! Nein, es gibt ganz offensichtlich riesige Probleme nicht nur mit dem Betrieb, sondern vor allem mit dem Betriebsklima: Wenn ein Urlauber merkt, dass das Unternehmen, für das er Verantwortung trägt, in Schwierigkeiten ist, und die Kunden richtig leiden, würde der dann nicht von selbst mal beim Arbeitgeber anrufen und anbieten, zurückzukommen? Oder habe ich da wirre Ideen? Und was ist das für eine Gewerkschaft, die den Chef kritisiert, nur weil er Angestellte deshalb anruft? Geht es der Gewerkschaft irgendwie besser, wenn der Laden schlecht dasteht? Ganz abgesehen davon, dass der erste freiwillige Rückkehrer aus der Sommerfrische mit einer positiven Publicity rechnen könnte, die sich gewaschen hat. Da blitzt leider das hervor, was es im Kapitalismus, wenn er funktioniert und Marktwirtschaft heißt, niemals geben sollte: das Monopol. Wir warten auf die Fortsetzung von DeBaKEL.

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Das Programm „Deutsche Bahn – Kompetenz, Einsatz, Lebensfreude“, kurz: DeBaKEL – richtig, das gibt es nicht. Noch nicht. Denn was ist die Chance, aus Stellwerkfehlern zu lernen, gegen ein langweilig vor sich hin plätscherndes Geschäftsleben ohne Höhen und Tiefen? Wenn erst der Tower bei Mainz wieder bemannt oder befraut ist, kann es so richtig losgehen bei der Bahn. Was aber lernt der Kunde? Geduld ist eine Tugend, und wer reisen will, sollte einen Plan B haben. - Hier ein paar Fakten: Die Bahn beschäftigt an die 300.000 Leute, davon zwei Drittel in Deutschland. 42.000 sind Beamte, insgesamt liegt das Durchschnittsalter bei 47 Jahren, Tendenz steigend. Die Bahn hat 1.000 Tochterunternehmen. Mit das bedeutendste ist sicherlich die DB Netz: das ist die Firma mit den Schienen und Stellwerken. Die Personalentwicklung der Bahn lässt offenbar zu wünschen übrig; die Zahl der Mitarbeiter allerdings steigt seit 2005 kontinuierlich an. Möglicherweise ließen sich bessere Anreize für einen Ausbildungsgang bei der Bahn schaffen – sie sucht jedenfalls händeringend junge Leute. Soweit das Unstrittige. In der Diskussion, der öffentlichen, haben derzeit viele das Wort ergriffen, deren Qualifikation offenbar darin besteht, dass sie schon mal mitgefahren sind und einen Triebwagen von einem Lkw unterscheiden können. Das mag ein Phänomen des Online-Forumszeitalters sein, aber das ist ein erschöpfendes Thema für einen anderen Tag. Jedenfalls haben die Kommentatoren, man hätte bei den Lesern von Spiegel Online oder Zeit Online früher wohl etwas mehr Allgemeinbildung, vielleicht gar gutes Benehmen erwarten können, auch bei den sogenannten Qualitätsmedien so ihre ganz eigenen Probleme. Da verkünden sie, dass der Kapitalismus schuld sei, denn seit der Privatisierung gehe alles schief. Nun ist die Bahn ein Staatsunternehmen und wurde nie privatisiert – schade eigentlich. Oder der Personalabbau sei hart, ungerecht und – kapitalistisch, natürlich. Nur leider gibt es seit einem Jahrzehnt keinen Personalabbau. In früheren Zeiten, den guten dann offensichtlich, hatte die Behörde Deutsche Bundesbahn mehr Personalkosten als sie Umsatz erzielte. Wenn die angesprochenen Meinungsäußerer in der Betriebswirtschaft ebenso bewandert sind wie in ihrer Allgemeinbildung, dann werden sie das normal finden. Wenn man aus geistigen Kurzschlüssen Energie gewinnen könnte, dürften wir hierzulande sicher bald ein paar hundert Windräder stillegen. Nun ist die Bahn inzwischen weiter, zum Glück. Außer in Mainz und dumherum. Sie erlaubt sich allerdings lächerliche kleine und leicht zu behebende Mißstände mit großer Breitenwirkung. Allein schon diese Ansagen in einer fremden Sprache wie „ssenk ju forr träffeling wiss Deutsche Bähn“! Nein, es gibt ganz offensichtlich riesige Probleme nicht nur mit dem Betrieb, sondern vor allem mit dem Betriebsklima: Wenn ein Urlauber merkt, dass das Unternehmen, für das er Verantwortung trägt, in Schwierigkeiten ist, und die Kunden richtig leiden, würde der dann nicht von selbst mal beim Arbeitgeber anrufen und anbieten, zurückzukommen? Oder habe ich da wirre Ideen? Und was ist das für eine Gewerkschaft, die den Chef kritisiert, nur weil er Angestellte deshalb anruft? Geht es der Gewerkschaft irgendwie besser, wenn der Laden schlecht dasteht? Ganz abgesehen davon, dass der erste freiwillige Rückkehrer aus der Sommerfrische mit einer positiven Publicity rechnen könnte, die sich gewaschen hat. Da blitzt leider das hervor, was es im Kapitalismus, wenn er funktioniert und Marktwirtschaft heißt, niemals geben sollte: das Monopol. Wir warten auf die Fortsetzung von DeBaKEL.

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