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Die Unwägbarkeiten der Welt

Wir glauben, wir sind die Beherrscher des Universums – und merkwürdigerweise erteilt uns das Universum immer wieder eine Lektion in Bescheidenheit. Nun, wir haben einen Aufschwung, zumindest in Deutschland. Wir haben eine tragfähige Technologie. Und wenn man den Managern glaubt, die in Davos zum alljährlichen Gipfeltreffen versammelt sind, hält unser Modell auch noch jahrelang vor. Aber warum, und wie soll das gehen?

BÖRSE am Sonntag

Wir glauben, wir sind die Beherrscher des Universums – und merkwürdigerweise erteilt uns das Universum immer wieder eine Lektion in Bescheidenheit. Nun, wir haben einen Aufschwung, zumindest in Deutschland. Wir haben eine tragfähige Technologie. Und wenn man den Managern glaubt, die in Davos zum alljährlichen Gipfeltreffen versammelt sind, hält unser Modell auch noch jahrelang vor. Aber warum, und wie soll das gehen?

Wir haben in Deutschland immer noch eine Ingenieursdichte, die ihresgleichen sucht. Das aber wird nicht so bleiben. In Indien verlassen jedes Jahr 700.000 Ingenieure die Hochschulen. Millionen absolvieren die Universität in allen Fachrichtungen. Immer noch kein Vergleich mit China. Die Zahlen wollen wir gar nicht wissen. Was sagt zum Beispiel der deutsche Wirtschaftsminister Rainer Brüderle? Ja klar, wir brauchen Talente aus dem Ausland. Gut so weit. Was tut die Regierung, der er angehört? Nun ja, gut so weit. Gar nichts.

Wir leben, und das wird dieses Jahr in Davos deutlich wie nie, in einer multipolaren Welt. Die Besucher aus Indien sind diejenigen, die das besonders deutlich machen. Sie dominieren das Weltwirtschaftstreffen, ohne es zu beherrschen.

Das wird unser Thema sein und bleiben. Und wir werden entscheiden müssen, ob wir Teil der Bewegung sein wollen oder Teil des Beharrens. Wenn man mit den Managern deutscher Unternehmen spricht, die international tätig sind, also genau genommen gar keine deutschen Unternehmen mehr sind – so etwa die Siemens AG: Nach Auskunft lebender Inder ist Siemens eine Art von indischem Unternehmen, und zwar ganz einfach deshalb, weil man Siemens von Jugend auf kennt in Indien. Die gehören zu uns, die müssen einfach indisch sein. Es kommt hier in Davos noch etwas hinzu, und das ist der sogenannte Geist von Davos. Niemand hat ihn je gesehen, wie das mit Geistern nun mal so ist. Aber er scheint ihn zu geben: Sonst hätten sich nicht Peres mit Arafat und nicht Kohl mit Modrow unterhalten. Das Ergebnis mag jeweils nicht unbedingt befriedigend ausgefallen sein, dennoch: Lasst uns miteinander sprechen.