Endlich gerettet!
Sollte man meinen. Hallo? War da was? Staatenkrise vielleicht? Nein, nicht doch. Endlich wurde ein Europa-Gipfel mal so vorbereitet, dass jeder sein Gesicht wahren konnte und doch etwas dabei herauskam. Nicht weniger nämlich als die Rettung des Euro, der Gemeinschaftswährung einer nicht so richtig existierenden Gemeinschaft.
Sollte man meinen. Hallo? War da was? Staatenkrise vielleicht? Nein, nicht doch. Endlich wurde ein Europa-Gipfel mal so vorbereitet, dass jeder sein Gesicht wahren konnte und doch etwas dabei herauskam. Nicht weniger nämlich als die Rettung des Euro, der Gemeinschaftswährung einer nicht so richtig existierenden Gemeinschaft.
Dabei war die Währung zu keiner Zeit in Gefahr: Wenn einige Staaten, die diese Währung nutzen, in Schwierigkeiten geraten, dann ist das längst nicht das Ende des Euro. Sonst hätte Kalifornien schon lange den Dollar gekillt. Nein, es ist leider viel schlimmer: So wenig wie Washington Kalifornien sanieren kann, so wenig können Paris und Berlin Athen retten. Es fehlt einfach am guten Willen. Wer von uns im Alltag gegenüber seinem Nachbarn, Arbeitskollegen oder Freund ohne Tadel ist, der werfe den ersten Stein. So kommt also vom Gipfel, bei aller Mäkelei, auch eine gute Nachricht: Endlich hat die Politik einmal das Heft des Handelns in die Hand genommen, die Zeit des merkwürdigen Herumlaborierens scheint vorbei. Und falls sich diese Erfahrung in der Zukunft auch bei anderen Themen durchsetzen sollte, hätte Europa ungleich mehr gewonnen, als die Kosten der Griechenland-Rettung jemals ausmachen würden. Wir sollten, gerade als Deutsche, eines nicht vergessen: Der Euro und die Europäische Gemeinschaft sind keine bloße Währung, kein bloßer Wirtschaftsraum. Was deshalb gerettet wurde in der abgelaufenen Woche, ist keineswegs in Münzen und Scheinen zu beziffern, es ist auch und zu allererst eine Idee. Wir alle sind, mit Ausnahme der älteren Generation, ohne einen Krieg erwachsen geworden – ein in Europa bis dahin unvorstellbarer Zustand. Nur in der Zeit nach 1871 und bis 1914 gab es eine ähnliche Periode – den Zeitraum haben wir inzwischen locker übertroffen. Da, wo einst Konflikte die Regel waren und Menschen zu Tausenden starben, haben wir heute eine Auseinandersetzung um Schulden, um Euro und Cent. Wie könnte man glücklicher sein?