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Geld oder Leben

 

BÖRSE am Sonntag

 

Oh je! Was haben die Märkte denn da gemacht? Etwas Unausstehliches,  natürlich.  Nämlich sich an der Realität orientiert. Wie, was denn, tun die das nicht sowieso? Ähem, klar, aber mit der Realität ist das so eine Sache, verstehen Sie? Nee – Realität? Hat bei mir in meinem ganzen Leben noch nie eine Rolle gespielt. Aha! Sie scheinen mir ein kleiner Finanzmarkt zu sein, Sie kleiner Schelm, Sie!

Tatsache ist: Sie als Leser dieser Kolumne sind schuldig.  Sie haben sich unmöglich gemacht. Warum? Ja das wagen Sie noch zu fragen? Die Antwort ist: Man kann eigentlich gar nicht blöd genug sein, um die Blödheit dieser Welt in ihrer Grenzenlosigkeit widerspiegeln zu können. Die Käufer der Bundesanleihe in der vergangenen Woche dachten, sie seien nicht blöd. Und da hatten sie mal recht. Schade eigentlich, dass man heutzutage nicht einmal in seiner Freizeit ein bisschen blöd sein darf. Diese Zeiten sind vorbei. Es ist nicht eine Frage von Leben und Tod, aber es ist eine Frage von Geld oder Leben  oder besser: leben. Das heißt: Die Einschläge kommen näher. Wie wir uns die ganze Zeit in Sicherheit wiegen konnten, ist ohnehin ein Rätsel. Kleingeschrieben. Die sogenannte Eurozone steht am Scheideweg. Man wird nun den künftigen Weg bestimmen müssen. Die Politik kann sich nicht länger drücken: Es ist nun an der Zeit. Die recht durchsichtigen Manöver der europäischen Politik führen am Ende zu dem, was niemand wollte, was wir aber bekommen werden: die Vereinigten Staaten von Europa. Merkwürdig. Wir bekommen etwas, was wir nie bestellt haben. Und ganz bestimmt auch nie bezahlen wollten. Die Frage ist einfach: Geld oder Leben? Die Bevölkerung hat sich entschieden: Leben. Leider ist das Letztere ohne das Erstere nicht zu haben, sei es auf dem Tahrir-Platz, sei es in Damaskus oder sonst wo. Wir sollten uns glücklich schätzen. Wirklich.