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Geliebt und gehasst

Die Deutsche Bank hat geliefert – Zahlen nämlich, und keine schlechten. Das größte deutsche Institut ist fast unbeirrbar unterwegs, was bei den stürmischen Zeiten schon eine Leistung ist. Wie kommt die zustande?

BÖRSE am Sonntag

Die Deutsche Bank hat geliefert – Zahlen nämlich, und keine schlechten. Das größte deutsche Institut ist fast unbeirrbar unterwegs, was bei den stürmischen Zeiten schon eine Leistung ist. Wie kommt die zustande?

Zunächst fällt auf, dass das Management sich strenge Vorgaben macht – und dabei mögliche Verwerfungen gleich mit einkalkuliert. Und dann muss es da doch einige Experten im Geldhaus geben, die mit ihren Bereichen jonglieren und manövrieren, dass man es zwar in der Öffentlichkeit nicht sieht, das Ergebnis aber dann auf einer Bilanzpressekonferenz wie vergangene Woche eine klare Sprache spricht: Während weltweit die Bankhäuser unter dem schwierigen Anleihehandel stöhnen, verdient die Deutsche Bank damit Geld und steigert die Erträge noch. Man macht sich damit allerdings nicht nur Freunde. Schon fast traditionell ist das Geldhaus in Deutschland einer Art Hassliebe ausgesetzt: Die einen sind stolz, ein Institut im Lande zu haben, das in der Weltliga nicht nur mitspielt, sondern dort in der Spitzengruppe agiert. Die anderen kritisieren seit jeher die Macht und (Selbst-)Herrlichkeit der Deutschbanker, die selbstverständlich in Lobbyorganisationen mitreden und in der Politik damit auch. In Europa ist die Bank in der Tat eine mächtige Organisation. Um so wichtiger ist diplomatisches Geschick, was man dem Bankchef nicht absprechen darf, auch wenn er in der Vergangenheit durch eine klare Sprache und manchmal auch durchaus zweifelhafte, zumindest umstrittene Äußerungen aufgefallen ist. Josef Ackermann war und ist Medienpräsenz jedenfalls sicher.

Wichtiger jedoch scheint zu sein, wie sich die Bank im Laufe der jüngsten Zeit auch angepasst und verändert hat. So sehr, dass schon im laufenden Jahr ein Gewinn von 10 Mrd. Euro angestrebt werden kann – das ist fast eine mythische Zahl, der man da nachjagt. Aber: Es könnte klappen. In den letzten Jahren und Monaten hat man Projekte gestemmt und bezahlt, die in Europa das Geldhaus vielseitig erweitert haben: Die Übernahme der Postbank, von einigen damals kopfschüttelnd als unpassend kommentiert, dürfte sich bezahlt machen. Am anderen Ende des Geschäfts kam die einst private und ebenso vornehme Sal. Oppenheim hinzu, die die Lasten der Vergangenheit gerade abzuwerfen versucht. ABN Amro ist ein weiteres Standbein, diesmal in den Niederlanden. Schließlich ist es Ackermann gelungen, das früher offen stiefmütterlich behandelte Privatkundengeschäft neu aufzubauen, das nun zum Investmentbanking aufschließt (nebenbei bemerkt: Die Kostenstruktur aus Sicht des Privatkunden ist nicht eben attraktiv, es gibt billigere Banken). Also scheint es doch so zu sein, dass zunehmend Privatkunden, und nicht nur die vermögenden, von der Leistung der Bank überzeugt sind. Die Zukunft und die Erträge der Zukunft finden sich jedoch in Asien. Allein 16.000 Menschen arbeiten dort für die Deutsche Bank in 17 Ländern. Mit dem wachsenden Wohlstand in der Region werden die zu Reichtum gelangten Asiaten eine traditionell gefestigte Beratung zu schätzen wissen. Zwar schläft die Konkurrenz nicht, doch hat die Deutsche Bank mit ihrem europäischen Hintergrund schon einen anderen Ruf als etwa die amerikanischen Institute. So ganz kann man sich kaum dagegen wehren, auf die Bank auch etwas stolz zu sein.