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Große Zeiten …

… wie diese erfordern eigentlich große Charaktere auf der Weltbühne, kühne Visionen und notfalls Armeen von Fachleuten, sie umzusetzen. Während die Mutter aller Krisen pausenlos Nachwuchs bekommt und das ganz große Drama schon vor der Tür zu stehen scheint, ist das Ensemble aber offenbar mit zu vielen Clowns, lauten Nebendarstellern oder gar veritablen Knallchargen besetzt. Da scheint es tagtäglich um den Nachweis zu gehen, dass man aus den Fehlern des jeweils gestrigen Tages nichts zu lernen gedenkt.

BÖRSE am Sonntag

… wie diese erfordern eigentlich große Charaktere auf der Weltbühne, kühne Visionen und notfalls Armeen von Fachleuten, sie umzusetzen. Während die Mutter aller Krisen pausenlos Nachwuchs bekommt und das ganz große Drama schon vor der Tür zu stehen scheint, ist das Ensemble aber offenbar mit zu vielen Clowns, lauten Nebendarstellern oder gar veritablen Knallchargen besetzt. Da scheint es tagtäglich um den Nachweis zu gehen, dass man aus den Fehlern des jeweils gestrigen Tages nichts zu lernen gedenkt.

Beispiel französische Banken: In Europa wohl einzigartig dem griechischen Risiko ausgesetzt, verwahrt sich die Politik in Paris gegen jeden dezenten Hinweis, dass man vielleicht einmal die Grundlage auch des Finanzwesens im eigenen Haus etwas solider aufmauern sollte. Offenbar hält man große Worte für ausreichend, wie etwa jene, frei übersetzt: Wer eine französische Bank beleidigt, beleidigt die ganze große Nation. Das wird nicht reichen – auch nicht eine Reise des Präsidenten zusammen mit dem britischen Premier, um in Tripolis die Chancen für die eigene Wirtschaft auszuloten, während daheim die Hütte brennt. Die deutsche Politik, immerhin, findet wenigstens keine großen, dafür leider völlig kakofone Töne. Die nicht einmal mühsam kaschierte Nervosität in der Regierung und die völlig inkompatiblen Meinungen dortselbst scheinen nach dem Wahlspruch gezimmert zu sein: „Wenn du schon nicht überzeugen kannst, dann verwirre wenigstens.“ Allein, dass garantiert und vollständig ausgeschlossene Möglichkeiten diskutiert werden, wie etwa der Ausschluss Griechenlands aus der Eurozone, ist nicht nur ärgerlich wegen der Zeitverschwendung, die das bedeutet. Es zeigt auch, dass hoch verantwortliche staatstragende Kräfte hierzulande den Ernst der Lage nicht einmal in Umrissen erfasst haben. Es sei denn, sie streuen hirnrissige Ideen nur deshalb, um im Hintergrund an umso genialischeren Befreiungsschlägen arbeiten zu können. Die Chancen für dieses Szenario liegen leider nahe null. Schließlich gibt es aber doch noch eine rauschende Premiere: Beim Rat der Finanzminister (Ecofin) lädt man sich erstmals einen amerikanischen Finanzminister ein. Der undankbare Gast allerdings schreibt den Europäern ins Stammbuch, sie müssten schon noch ein bisschen zulegen, wenn das was werden soll mit der Rettung der wenigen, die man im Notfall überhaupt retten könnte. Aber – ist der Mann denn noch zu retten? Bei ihm zu Hause brennt die – jawohl, genau die. Arbeitslosigkeit, drückende Schulden, marode Infrastruktur und irrlichternde hominide Kreaturen namens Tea Party wären doch Aufgabe und Ansporn genug. Man wird einst entscheiden können, in welchem Ausmaß des Versagens sich Politiker hüben wie drüben unterscheiden. Da hilft auch kein Verweis auf die Durchtriebenheit der Finanzhäuser, von denen sich jenes Schweizer Urgestein UBS gerade hat um 2 Mrd. Dollar (gottlob keine Franken!) erleichtern lassen: Das war wenigstens mal ein krimineller Akt. Die mangelnden Rahmenbedingungen, die in den USA und dann hier die Krise haben entstehen lassen, stammten aus der Politik – die zugegebenermaßen unsympathischen Wall-Street-Banken und ihre Pendants sonst wo haben sie einfach nur ebenso legal wie katastrophal genutzt.

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