Himmlische Aussichten, höllische Gefahren
Ehen, die im Himmel geschlossen werden, können ebenso an Auszehrung leiden und geschieden werden wie ganz gewöhnliche, irdische. Das weiß man seit DaimlerChrysler (spätestens), deren Schicksal sogar eher unterirdisch war. Dennoch – man versucht es immer wieder und manchmal geht es ja auch gut. Dass es immer mal wieder knirschen kann, vor allem, wenn einer der Chef sein will, gehört zum Leben. Doch was die Deutsche Börse und die New Yorker NYSE jetzt vorhaben, knarzt ja schon lange, ehe es überhaupt vollzogen wird.
Ehen, die im Himmel geschlossen werden, können ebenso an Auszehrung leiden und geschieden werden wie ganz gewöhnliche, irdische. Das weiß man seit DaimlerChrysler (spätestens), deren Schicksal sogar eher unterirdisch war. Dennoch – man versucht es immer wieder und manchmal geht es ja auch gut. Dass es immer mal wieder knirschen kann, vor allem, wenn einer der Chef sein will, gehört zum Leben. Doch was die Deutsche Börse und die New Yorker NYSE jetzt vorhaben, knarzt ja schon lange, ehe es überhaupt vollzogen wird.
Da haben sich die beiden wohl bedeutendsten Börsenbetreiber der Welt nach langem Ringen auf eine Fusion unter Gleichen geeinigt, bei der aber die Deutschen mit 60 Prozent und die Amerikaner mit 40 Prozent gewichtet werden, und schon gibt es Streit hüben wie drüben. Zwar nicht unter den Kandidaten selbst, aber in ihrem Umfeld. Und das ist ebenso wichtig, es muss einfach stimmen, wenn nicht lebenslang Ressentiments aufflackern sollen. Nach der vergangenen Woche und dem Gezeter allenthalben möchte man fast wünschen, dass es sich die Kandidaten noch einmal überlegen und vielleicht anderswo fündig werden –, aber sie haben sich selbst, vermutlich auch in der Ahnung, dass es Widerstand geben würde, den Rückweg ziemlich verbaut: Wer immer an der Fusion zweifelt und aussteigt, zahlt dem anderen 250 Millionen Euro Vertragsstrafe. Das könnte Zweifler disziplinieren. Fest steht jedenfalls: Einfach wird es nicht und die Gefahren für Frankfurt sind real und bedrohlich, auch wenn in New York schon geklagt wird gegen das Vorhaben, weil sich Anteilseigner der NYSE ihrerseits benachteiligt fühlen. Hässliches Beiwerk ist da der Chauvinismus amerikanischer Politiker, die eitel und kindisch darauf beharren, dass im künftigen Namen des Giganten New York an erster Stelle stehen müsse. Und wenn manche Händler an der Wall Street schon fürchten, bald Lederhosen tragen zu müssen, dann fällt der müde Scherz auf sie selbst zurück – vermutlich kennen sie Deutschland nur vom Hörensagen und es ist anzunehmen, dass sie es auf einem Globus nur mit Mühe finden würden. Man fürchtet in Frankfurt immerhin nicht, bald mit Cowboyhut auftreten zu sollen, aber man fürchtet leider überhaupt nicht viel, auch da nicht, wo es angeraten wäre. Der Kassamarkt, der zumindest in der Öffentlichkeit hohe Bedeutung hat, geht nach New York. Auch wenn das Derivategeschäft hier bleiben soll – der Finanzplatz verliert ein wichtiges Merkmal. Viele Institutionen, die sich in Frankfurt rund um die Börse angesiedelt haben, werden sich aufteilen oder umziehen. Das elektronische Handelssystem wird das New Yorker sein, und auch wenn es sinnvoll ist, nur ein System zu nutzen, ist das ein Signal. Die Deutsche Börse will damit erheblich sparen, nötigt aber natürlich die externen Partner zu hohen Investitionen in ihre IT-Infrastruktur. Dies mögen heute Kleinigkeiten sein und natürlich muss man sich angesichts des Wachstums der sogenannten alternativen Handelsplattformen wappnen, wobei Größe zählt. Aber wenn es nicht gelingt, beiden Seiten das Gefühl zu geben, fair und ausgeglichen zusammenzukommen, ist der Keim des Scheiterns schon gesät.