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Kein Geschäft ist es wert …

… den guten Ruf der Deutschen Bank aufs Spiel zu setzen – so argumentierte vor einiger Zeit noch der damalige Chef Josef Ackermann. Seine Nachfolger stehen sicherlich in der Tradition dieser Aussage, denn wohin sonst sollte der von Anshu Jain und Jürgen Fitschen versprochene Kulturwandel gehen? Um sich wandeln zu können, muss die Kultur allerdings wohl noch immer nicht das gewünschte Format haben, was wiederum bedeutet, dass Ackermanns Ausspruch von 2011 noch seiner unbedingten Befolgung harrt.

BÖRSE am Sonntag

… den guten Ruf der Deutschen Bank aufs Spiel zu setzen – so argumentierte vor einiger Zeit noch der damalige Chef Josef Ackermann. Seine Nachfolger stehen sicherlich in der Tradition dieser Aussage, denn wohin sonst sollte der von Anshu Jain und Jürgen Fitschen versprochene Kulturwandel gehen? Um sich wandeln zu können, muss die Kultur allerdings wohl noch immer nicht das gewünschte Format haben, was wiederum bedeutet, dass Ackermanns Ausspruch von 2011 noch seiner unbedingten Befolgung harrt.

Die verworrene Kulturlage hat hingegen wohl nur indirekt mit dem Verlust von fast 2,2 Mrd. Euro zu tun, den die Bank diese Woche zu berichten. Der stammt aus allen möglichen Risiken, die man abfedern wollte, nicht zuletzt auch, um die geforderte Eigenkapitalausstattung nach Basel III zu erreichen: mindestens 7% harte Kernkapitalquote. Da stören unberechenbare Risiken noch mehr als bisher. Der seit einigen Monaten amtierende aktuelle Doppelvorstand zeigt erkennbar den Willen, die kapitalen Böcke, die man einst geschossen hat, vergessen zu machen. Wobei in der Bilanz ebenso wie in der Kultur noch Gespenster lauern. Immerhin wird man bei einigen Risiken künftig sagen können: „Nun gut, den Prozess haben wir verloren, bezahlt haben wir ihn aber schon vor Jahren“ Oder: „Unsere Rückstellungen waren damals zu hoch, zum Glück, jetzt bleibt uns sogar noch was übrig.“ Darauf spekulieren die Chefs vermutlich, während sie sonstige Spekulation im Hause gleichzeitig eindämmen und den leitenden Mitarbeitern nachvollziehbare Gehälter verordnen. Andererseits kann eine Bank mit einer Bilanzsumme von 2 Bio. Euro und weltweitem Geschäft niemals komplett aus den Schlagzeilen verschwinden – irgendwo wird es immer eine Baustelle geben, irgendwer wird immer beleidigt sein von Äußerungen der Deutschen Bank. Wer die schiere Existenz des Hauses schon für ein Verbrechen hält, kann von keinem Vorstand jemals überzeugt werden. Man könnte allerdings versuchen, keine PR-Desaster anzurichten, deren Schaden den Gewinn eines Geschäfts weit übersteigt. Beispiel Agrarrohstoffe: Es ist in der Tat nachweisbar und wurde auch schon wissenschaftlich untersucht und ist ökonomisch klar zu begründen, dass sogenannte Spekulation auf die Preise von Weizen, Zucker und Ähnlichem die Preissprünge eher einebnet, als sie zu vergrößern, und dass wilde Preiseskapaden vor allem bei jenen Nahrungsmitteln auftreten, die gar nicht an Warenbörsen gehandelt werden. Es nützt alles nichts, nicht einmal der Wunsch der Erzeuger, mit dem Terminhandel eine Absicherung ihrer Produktion zu bekommen, alles zwecklos. Das Bauchgefühl der Öffentlichkeit steht fest, da hilft nichts, und gewisse Organisationen gießen nur zu gern noch Öl in dieses Feuer, auf dem sie ihr eigenes, dann „fair“ gehandeltes Süppchen kochen. Dagegen kommt man nicht an, und deshalb hätte die Deutsche Bank es auch weiterhin einfach sein lassen sollen, kürzlich. Die Marge ist es nicht wert und der volkswirtschaftliche Schaden, den der Verzicht auf diese Möglichkeit des Handels für alle erzeugt, ist ja nicht das Problem der Bank. War es also Trotz, Rechthaberei? Man weiß es nicht. Aber man hätte den Spruch des Josef Ackermann hier vielleicht beherzigen können. Andererseits: Als Deutsche Bank jemals ein geachtetes, wohl gar geliebtes Mitglied der Gesellschaft zu werden, scheint eine fast unlösbare Aufgabe. Aufgeben sollte man trotzdem nicht.