Magische Kräfte
Die Story geht weiter. Die Legende lebt. Die Krise ist überwunden, wir sind wieder wer und fahren wieder was. So in etwa lauten einige der vielen inhärenten Botschaften, die der Börsengang des ehemals größten Automobilherstellers der Welt mit sich trug, schon ehe die Glocke, nein, die Hupe an der Wall Street den Success verkündete: Mit gut 50 Mrd. Dollar bewertet die Börse den amerikanischen Hersteller General Motors, frisch genesen und aus der Insolvenz vor 16 Monaten wieder aufgetaucht – das nächste Modell müsste eigentlich Phoenix heißen.
Die Story geht weiter. Die Legende lebt. Die Krise ist überwunden, wir sind wieder wer und fahren wieder was. So in etwa lauten einige der vielen inhärenten Botschaften, die der Börsengang des ehemals größten Automobilherstellers der Welt mit sich trug, schon ehe die Glocke, nein, die Hupe an der Wall Street den Success verkündete: Mit gut 50 Mrd. Dollar bewertet die Börse den amerikanischen Hersteller General Motors, frisch genesen und aus der Insolvenz vor 16 Monaten wieder aufgetaucht – das nächste Modell müsste eigentlich Phoenix heißen.
Und der Glaubwürdigkeit halber ein Familienauto sein, Kombi, Hybridmotor, Solarpanel auf dem Dach und ausreichend PS unter der Haube, Design: Porsche. Mindestens. Denn als hätte General Motors so etwas im Angebot oder zumindest in der Pipeline, gebärdeten sich die Börsianer am Donnerstag letzter Woche, 10% Zuwachs auf den ohnehin schon erhöhten Ausgabekurs von 33 Dollar. Vielfach überzeichnet werde die Aktie, hatte schon lange zuvor irgendjemand hinausposaunt – könnte eine PR-Agentur gewesen sein. Da wollte man natürlich dabei sein, zumal das Ganze dann der größte Börsengang aller Zeiten wurde. Noch Fragen? Ja, eigentlich schon. Zunächst einmal die, wohin das ganze Geld geht. GM erhält jedenfalls den kleinsten Teil davon. Mindestens 11 Mrd. Dollar gehen an die amerikanische Regierung, die damit die beim Steuerzahler unpopuläre Verstaatlichung des Detroiter Wracks damals nun in milderem Licht erscheinen lassen kann: Seht her, das Geld ist ja gar nicht weg. Zum Zweiten bedient GM mit dem Erlös auch Verpflichtungen gegenüber früheren Arbeitnehmern, denen man in der guten alten Zeit immense Zusagen machen musste, eine Altersversorgung zum Beispiel, damit sie sich ans Band bemühten in den Werkshallen der Großen (denn Chrysler und Ford machten es genauso, und auch Chrysler wird über kurz oder lang an der Börse aufschlagen). Was danach übrig bleibt, geht ins laufende Geschäft. Nun hat General Motors in seiner aktuell stark abgespeckten Form wieder Gewinne gemacht in den ersten neun Monaten des Jahres. Dass das so bleibt, hoffen die Käufer der Aktie und setzen darauf, dass das künftige Elektromobil Volt (Opel Ampera) ein Erfolg wird. Doch allein mit diesem Auto kann GM nicht die nötigen Gewinne machen – die Nation muss zusätzlich wie wild nach Pick-up-Trucks verlangen und Geländewagen, um die Rechnung aufgehen zu lassen. Und die Tochter in Europa muss aus der Verlustzone heraus, denn 4,8 Mrd. Dollar Gewinn werden durch 1,2 Mrd. Verlust in Europa doch erheblich beschädigt. Man will nicht glauben, dass an der Wall Street nun eine neue, eine Aktienblase entsteht – bitte nicht schon wieder. Aber die Art, wie man General Motors offenbar im Bunde mit magischen Kräften sieht, das gibt schon zu denken. Auch in den USA kaufen die Leute Toyota, sie kaufen VW weltweit und BMW oder Mercedes, wenn sie es sich leisten können. GM-Produkte bleiben abgeschlagen. Ob China helfen kann? Das ist so etwas wie die geheime Hoffnung in Detroit: dass der chinesische Partner SAIC, der nun auch 1% an GM hält, für Absatz sorgt im Riesenreich. Wenn da nicht schon andere sind, die auch das besser können. Detroit muss hoffen. New York und Washington auch.