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Markenkerne

Die deutsche Wirtschaft brummt weiter – eine erstaunliche Entwicklung, die der Wirtschaftsminister natürlich gern und groß herausstellt, zumal es ja sonst nicht viel Erfreuliches zu verkünden gibt. „Made in Germany“ bleibt der Markenkern des Landes, ein Qualitätssiegel, das den Export treibt und Arbeitsplätze hierzulande sichert. Erst neuerdings ist der Binnenkonsum hinzugekommen, der seit Jahren zu wünschen übrig ließ.

BÖRSE am Sonntag

Die deutsche Wirtschaft brummt weiter – eine erstaunliche Entwicklung, die der Wirtschaftsminister natürlich gern und groß herausstellt, zumal es ja sonst nicht viel Erfreuliches zu verkünden gibt. „Made in Germany“ bleibt der Markenkern des Landes, ein Qualitätssiegel, das den Export treibt und Arbeitsplätze hierzulande sichert. Erst neuerdings ist der Binnenkonsum hinzugekommen, der seit Jahren zu wünschen übrig ließ.

Fast könnte man meinen, wir lebten in der besten aller Welten – dabei ist jenseits der Grenzen schnell Schluss mit lustig. Die Europäische Zentralbank warnte in der abgelaufenen Woche erneut und sehr deutlich vor den Schuldenständen in Europa. Diese bedingen das Vorhalten großer Garantiesummen in den Geberländern, die im Notfall natürlich abgerufen werden müssen, wenn weitere Staaten sich am Kapitalmarkt nicht mehr oder nur zu unzumutbaren Preisen refinanzieren können. Einher mit dem weltweiten Wirtschaftswachstum gehen höhere Rohstoffpreise, die Schrecken des japanischen Bebens und des libyschen Krieges hinterlassen ihre Spuren – so sind beispielsweise die Computerverkäufe jüngst eingebrochen, weil vor allem Japan als Markt extrem zurückging. All das mag die EZB beunruhigen, es mag den Internationalen Währungsfonds zu Warnungen veranlassen – die Industrie zumindest in Deutschland sieht es alles sehr gelassen. Nicht einmal die Unsicherheit über die künftige Energieversorgung will da noch für schlechte Laune sorgen. Was wäre hier nur los, wenn es all diese Krisen weltweit nicht gäbe?

Es hat den deutlichen Anschein, dass die forschenden und produzierenden Unternehmen ziemlich unbeirrt bleiben. Interessant in diesem Zusammenhang ist die jüngst vorgestellte Bilanz des Autozulieferers und Technologieunternehmens Robert Bosch. Trotz der Einflüsse der Katastrophe in Japan und der hohen Rohstoffpreise wird das Unternehmen, so sein Chef Franz Fehrenbach, seine Ertragsziele in diesem Jahr wohl erreichen. Wenn man die zurückhaltende Art der Stuttgarter einrechnet, heißt das wohl: übertreffen. Dabei ist Bosch natürlich in starkem Maße vom Wohl und Wehe der deutschen Autoindustrie abhängig –, was aber auch seine guten Seiten hat, wenn man die gerade dort anstehenden Innovationsbedürfnisse sieht. So wird Bosch einen umweltfreundlichen Antrieb für Mercedes-Pkws entwickeln und sich im Erfolgsfalle damit eine neue Visitenkarte für internationale Interessenten ausstellen. Angesichts der mehr als ordentlichen Geschäftsergebnisse verschmerzen es die Tüftler aus Schwaben denn auch, dass auf der Haube eines solchen Fahrzeugs eben nicht Bosch steht. Man hat einen Markenkern, der einen Ruf wie Donnerhall beherbergt. In Deutschland zumindest sind die Ingenieure des Unternehmens anonyme Helden. Schade eigentlich, dass solche Firmen und Marken wie Apple, Kraft Foods oder auch Ford jenseits des großen Teichs logieren. Die würden ganz gut zum deutschen Portfolio passen. Starke Marken eben.