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Methode Chaos, teueres

Es gab Krisen schon immer, es gab schwere Krisen und sogar in Friedenszeiten auch schon extrem gefährliche diplomatische Verwicklungen. Die heute Lebenden allerdings sehen natürlich weniger auf Ungeschicklichkeiten, Hybris und schiere Dummheit, die schon veritable Weltkriege ausgelöst haben. Man sieht das, was heute geschieht, und vergleicht es nicht mit der Vergangenheit, sondern mit dem, was möglich und wünschenswert wäre.

BÖRSE am Sonntag

Zur Entschuldigung der europäischen und vor allem deutschen Politik kommt daher auch niemand auf die Idee zu sagen, dass eitle Monarchen und bornierte Militärs ja früher noch viel mehr Schaden angerichtet hätten als der gewählte Repräsentant das heute tut. Es wäre auch sinnlos, denn im Informationszeitalter sollten doch nur Fakten zählen, rational Belegbares. Man sieht auf zahlreichen Feldern, dass das nicht der Fall ist. Das Beispiel Zypernkrise II (es gab schon mal eine) ist derzeit noch in schaurig-schöner Blüte. Die Rettungsaktionen der untereinander nicht kompatiblen Charaktere an der EU-Spitze sind geeignet, den ganzen Euro-Raum nebst nahestehenden Ländern wie Großbritannien erheblich aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wenn an den Märkten unterdrückte Panik herrscht, dann hat die kaum unterdrückte Panik in Brüssel einen fairen Beitrag dazu geleistet. Die Attacke auf die Sparer in Nikosia hätte auch Moskau Inkasso nicht besser reiten können, die anschließende Vernebelung des Gewollten und Gemeinten aber – dafür muss man studiert haben. Eine gemeinsame Konstante in der heutigen Politik scheint aber das Geld zu sein. Im Grunde war es das natürlich immer, aber es kommt dem Kolumnisten so vor, dass die Sorglosigkeit des Umgangs mit dem Geld anderer Leute in der Politik zugenommen hat. Waren früher die regelmäßigen Berichte zum Beispiel des Bundes der Steuerzahler über staatliche Verschwendung irgendwo zwischen dem Komischen und dem sehr Komischen angesiedelt, so vergeht einem heute schnell das Lachen. Zypern ist da nur ein Beispiel, wo es gelingen soll, einem nicht näher bekannten Personenkreis einfach etwas wegzunehmen, ohne Gerichtsurteil, ohne Vorankündigung. Dort mag man immerhin hoffen, dass die Ziele zum Wohle aller erreicht werden. Eine ganz andere Sache ist beispielsweise die deutsche sogenannte Energiewende. Was man insgeheim ahnte, gibt es nun auch belegbar: Der Ökonom und Statistiker Bjørn Lomborg hat leidenschaftslos ausgerechnet, was uns diese Wende kostet: 100 Mrd. Euro veranschlagt allein die Bundesregierung für die Solarförderung der heute bestehenden Anlagen in den kommenden zwei Jahrzehnten. Die damit zu erreichende Verringerung des CO2-Ausstoßes ist lächerlich gering und würde die Erwärmung der Erde, so sie denn überhaupt kommt, um 0,0001 °C im Jahr 2100 verringern (so Lomborg im „Spiegel“). Sonstige Kosten der überstürzten Pseudopolitik nicht gerechnet. Auch nicht mitgerechnet, dass anderswo natürlich keiner auf die Idee kommt mitzuziehen: Auch dem Export-Vizeweltmeister macht man nicht jeden Unsinn nach. Über so etwas kann man nicht mehr lachen, schon da es unser aller Geld ist, das da sinnlos verbrannt wird. Argumentiert man ethisch-moralisch, könnte einem natürlich einfallen, dass das Verplempern von 100 Mrd. sich verbieten sollte, solange es auf dem Planeten noch Leute gibt, die kein sauberes Trinkwasser oder genug zu essen haben. Solche Vergleiche waren immer ein Spezialgebiet gerade jener Leute, die jetzt die teure Symbolpolitik mit Zähnen und Klauen verteidigen. Jenseits aller Ideologie sollte man einen wirklich attraktiven Nobelpreis aussetzen für jenen, der eine Methode erfindet, wie man der Politik die Freude am Ausgeben fremden Geldes zum Schaden der eigenen Bevölkerung abgewöhnen kann.