Nicht schlau am Bau
Es gibt Angebote, die man nicht ablehnen kann – es gibt auch welche, aus denen man nicht schlau wird, und so geht es derzeit im Bausektor zu. Der spanische Riese ACS ist aus den Tiefen des umbauten Raumes gekommen, hat die bejammernswerte spanische Betonwüste hinter sich gelassen und will mit Hochtief glücklich werden.

Es gibt Angebote, die man nicht ablehnen kann – es gibt auch welche, aus denen man nicht schlau wird, und so geht es derzeit im Bausektor zu. Der spanische Riese ACS ist aus den Tiefen des umbauten Raumes gekommen, hat die bejammernswerte spanische Betonwüste hinter sich gelassen und will mit Hochtief glücklich werden.
Die Braut beziehungsweise die Aktionäre werden aber keineswegs umworben: Für sie gibt es bei dem Umtauschangebot der Spanier keinen Blumentopf zu gewinnen. Was nur bedeuten kann, dass man in Madrid sehr sparsam kalkuliert und sich dennoch Chancen ausrechnet. Das Tauschverhältnis soll 1,6 betragen und ist an der gesetzlichen Mindestschwelle angesiedelt. Acht ACS-Aktien soll es für fünf Hochtief-Papiere geben. Hochtief erreichte an der Börse am Donnerstag dennoch 62 Euro, ein Anstieg um 10 Prozent, der sich aber schnell wieder relativierte. Am Freitag bewegte sich die Aktie aber erneut über 60 Euro – ein Zeichen, dass die Anleger mehr von ACS erwarten. Entscheidend wird bei der geplanten Teilübernahme sein, wie sich der Hochtief-Großaktionär Southern Asset verhalten wird. Der amerikanische Fonds hält mit 7 Prozent genügend Hochtief-Anteile, um bei einer Abgabe an ACS die Spanier auf den gewünschten Stand von über 30 Prozent zu bringen – bisher halten diese etwa 29,9 Prozent an Hochtief. Weniger als 10 Mio. Euro müsste ACS aufbringen, um die Schwelle zu erreichen. Gehen die Kleinaktionäre also leer aus und müssen sie zuschauen, wenn die Weltkonzerne zum Tanz aufspielen? Nicht mehr als sonst auch. Denn nach Einschätzungen von Analysten spiegelt das Angebot aus Madrid keineswegs den Wert von Hochtief wieder. Selbst wenn ACS eine starke Minderheitsbeteiligung aufbauen könnte, bliebe Hochtief selbständig. Andererseits habe man gemeinsam mit ACS auf dem wichtigen Markt der Baudienstleistungen eine bessere Position. Denn mit Bau allein ist längst kein richtiges Geld mehr zu verdienen – der Gewinn kommt aus dem Service rund um die Immobilie. Der Betrieb von Flughäfen, industriellen Großbauten oder staatlicher Infrastruktur ist im Moment der Schlüssel zum Glück. So hat Hochtief denn auch eine breite Palette: Facility Management, Energy Management, Projektentwicklung, Baulogistik und Konzessionsmanagement. Den Wert all dieser Aktivitäten schätzen Analysten so hoch ein, dass ein Aktienkurs von an die 80 Euro gerechtfertigt wäre. Vor diesem Hintergrund erscheinen die Zuwächse der zweiten Wochenhälfte nicht mehr ganz so irrational: Selbst wenn ACS sich nicht breitschlagen ließe, mehr zu bieten, winke dennoch ein Wertzuwachs, heißt es am Markt. Außerdem rechnen Beobachter damit, dass ACS auch ohne förmliches Angebot an der Börse weiter zukaufen wird, um am Ende eine knappe Mehrheit an Hochtief zu erreichen. Das ist der einzige Weg, wie Privatleute vom Tanz der Elefanten profitieren könnten. Wem das alles spanisch vorkommt – aussteigen darf man immer.