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Nichts als Stress

Die letzte Woche sollte mal wieder wichtige Erkenntnisse bringen, wie es um das Finanzwesen bestellt ist, konkret um die Stabilität der europäischen Banken: Ein harter Belastungstest, dabei aber ein fairer, das sollte es werden. Basierend auf den in den Banken ausgetüftelten und bewerteten Risiken, die eines bösen Tages dazu führen könnten, dass Wertverluste in den Depots das Eigenkapital dramatisch verringern könnten.

BÖRSE am Sonntag

Die letzte Woche sollte mal wieder wichtige Erkenntnisse bringen, wie es um das Finanzwesen bestellt ist, konkret um die Stabilität der europäischen Banken: Ein harter Belastungstest, dabei aber ein fairer, das sollte es werden. Basierend auf den in den Banken ausgetüftelten und bewerteten Risiken, die eines bösen Tages dazu führen könnten, dass Wertverluste in den Depots das Eigenkapital dramatisch verringern könnten.

Für die Institute, deren Geldpolster zu gering ausfällt, ist dann auch gleich Besserung vorgesehen: durch Kapitalerhöhungen oder Regierungshilfe. Soweit die Theorie. Der ganze Test war jedoch von zahlreichen Unstimmigkeiten begleitet. Nationale Besonderheiten wollte die neue europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA in London überhaupt nicht anerkennen, die Definition des Kernkapitals fiel streng aus. Vermutlich wollte man sich nicht dem Vorwurf aussetzen, die Banken mit Samthandschuhen angefasst zu haben. So wurden es denn auch mehr „Durchfaller“ als 2010 – ob das allerdings Aussagekraft besitzt, darf man angesichts der Umstände bezweifeln. Die spanischen Banken beispielsweise haben insgesamt 90 Mrd. Euro an Reserven angelegt – die EBA interessierte das nicht. Dabei schützt diese spanische Besonderheit, Kredite gleich bei der Vergabe mit Reserven zu unterlegen, durchaus das Bankensystem der Iberer. Deren Protest kam natürlich auch postwendend. Beispiel Österreich: Bereits fest eingeplante und wasserdicht gemachte Verkaufserlöse einer Bank flossen nicht in den Test ein. Dieser Fall ist nicht so dramatisch, weil ja nun bis Ende des Jahres Zeit ist, das Kernkapital aufzustocken. Eher in den Bereich der Groteske gehören aber die Vorgänge um die Hessische Landesbank (Helaba). Die einzige Landesbank, die wirklich sauber durch die Finanzkrise gekommen ist, stand vor dem Versagen im Test. Stille Einlagen in Höhe von 1,9 Mrd. Euro durch das Land Hessen wurden einfach nicht mitgerechnet. Diese deutsche Besonderheit findet sich oft bei Landesbanken. Sowohl die Helaba als auch das Land Hessen legten wasserdichte Vereinbarungen vor, dass die Mittel fest einzurechnen sind. Die EBA interessierte das nicht. Daraufhin zog die Helaba ihre Erlaubnis zur Veröffentlichung der Testunterlagen zurück und wurde kurzerhand ausgeschlossen. Schon zuvor hatte die deutsche Aufsichtsbehörde BaFin der EBA bescheinigt, dass sie eine weder vernünftig legitimierte noch durch gesetzliche Grundlagen gestützte Verfahrensweise gewählt habe. Sehr viel drastischer kann man nicht sagen, dass die Behörde und ihre Testerei kompletter Nonsens sind. Die Europäer dürften nun erkennen, dass sie sich mit der Schaffung der EBA eine Art Kuckucksei ins Nest gelegt haben. Denn bei solchen Testergebnissen muss nun doch wieder jeder für sich selbst rechnen, wenn er wissen will, ob eine Bank stabil ist oder nicht. Damit sind die Resultate nun zwar streng ermittelt worden, ihre Brauchbarkeit aber ähnelt durchaus der vom letzten Jahr. Da brachen kurz nach dem Stresstest irische Banken zusammen, die gut bestanden hatten. Diesmal dürften manche der Versager noch lange und fröhlich unter uns weilen. Es sei denn natürlich, die ganze Krise drum herum bringt alles zum Einsturz. Aber dann wären gestresste Banken nur ein Problem unter vielen.

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