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Nonsens statt Konsens

Die von der neuen Finanzkrise betroffenen europäischen Staaten verbieten Leerverkäufe von Aktien – ein Zeichen der Hilflosigkeit. Gleichzeitig werden die Kurse grundsolider Unternehmen heruntergeprügelt.

BÖRSE am Sonntag

Die von der neuen Finanzkrise betroffenen europäischen Staaten verbieten Leerverkäufe von Aktien – ein Zeichen der Hilflosigkeit. Gleichzeitig werden die Kurse grundsolider Unternehmen heruntergeprügelt.

Die sogenannten Leerverkäufe sind bei Politikern extrem unbeliebt. Was wieder einmal zeigt, dass die Politik von den Vorgängen an den Finanzmärkten leider keine Ahnung hat. Aber auch wirklich nicht die geringste. Statt des dringenden Konsenses in Europa produziert man unbekümmert weiter Nonsens. Leute, die Aktien quasi ausleihen und sie dann verkaufen in der Hoffnung, bei fallenden Kursen einen Gewinn zu machen, sind keineswegs geringer zu achten als Aktienkäufer, die auf steigende Kurse setzen. Wer am Ende ein gutes Geschäft macht und wer verliert, ist keineswegs sicher. Die Politik könnte hier einmal Wunder wirken: Indem sie sich heraushält und stattdessen das tut, wofür sie da ist.

Man sagt an der Börse, dass der Kurs einer Aktie das Einzige ist, was zählt: Darin seien alle Informationen enthalten, die es gebe. Das ist in Ausnahmesituationen allerdings nur bedingt richtig. Denn ebenso wie die Menschen, die handeln, hat auch die Börse ihre Höhen und Tiefen. Daher kommt es ja zu Übertreibungen in die eine oder andere Richtung. Zwei Beispiele: Die Aktie des Autoherstellers BMW rutschte von knapp 70 Euro auf 59 Euro – in einer Woche, in der das Unternehmen hervorragende Quartalszahlen verkündete. Die Logik hinter dem Absturz war offenbar die folgende: Da das Ergebnis so hervorragend war, wird es sich wohl kaum wiederholen lassen. Der Hintergrund ist, dass man von einer zurückgehenden Weltkonjunktur ausgeht – wenn sich die Anleger da mal nicht geschnitten haben. An Premium-Produkten made in Germany gab es schon früher reges Interesse, ungeachtet der Konjunktur. Allerdings: Die Aktie hat im Aufschwung kräftig zugelegt. Vielleicht trennt sich nun mancher, der seine Gewinne sichern will. Ein anderer Fall ist Kali und Salz (K+S). Der hessische Düngemittelhersteller ist ebenfalls von der Panik voll erwischt worden – dabei ist sein Geschäft krisensicher. Der weltweite Bedarf an Nahrungsmitteln, und daher auch an Dünger, steigt stetig. Für einen Kurssturz gibt es daher keinen nachvollziehbaren Grund. Das alles aber gehört zur Börse dazu: Irrationales, Panik, Euphorie und was nicht noch. Eben die Palette des menschlichen Daseins.