Plötzlich erleichtert
Da steuerte doch alles auf ein spannendes Finale hin, das Scheitern in letzter Minute stets gegenwärtig – und wie so oft erwiesen sich die düsteren Warnungen aus berufenen Mündern als denkbar taktisch motiviert: Vor dem Hintergrund grausamer Zukunftsszenarien ließ sich der ein oder andere vielleicht doch noch umstimmen, der zuvor auf ein Retten der eigenen Haut spekuliert hatte. So weit ist es also gekommen, dass man beim Spekulieren gar nicht mal mehr an Gewinn denkt, sondern eher an Davonkommen im engeren Sinne des Wortes.
Da steuerte doch alles auf ein spannendes Finale hin, das Scheitern in letzter Minute stets gegenwärtig – und wie so oft erwiesen sich die düsteren Warnungen aus berufenen Mündern als denkbar taktisch motiviert: Vor dem Hintergrund grausamer Zukunftsszenarien ließ sich der ein oder andere vielleicht doch noch umstimmen, der zuvor auf ein Retten der eigenen Haut spekuliert hatte. So weit ist es also gekommen, dass man beim Spekulieren gar nicht mal mehr an Gewinn denkt, sondern eher an Davonkommen im engeren Sinne des Wortes.
Das Wunschszenario: Alle Welt tauscht ein nach dem Hans-im-Glück-Prinzip (immer vom Besseren zum Nächstschlechteren), nur ein paar ganz gewiefte Investoren mit Nerven wie Stahlseile und gesundem Egoismus halten sich heraus und bleiben mit ihren besser verzinsten, kürzer laufenden Original-Griechenland-Anleihen im Rennen. Abgesichert durch die berühmt-berüchtigten CDS, die Kreditausfallversicherungen, die nun zwar erst einmal nicht fällig werden, aber später vielleicht doch. Denn Griechenland steckt im Dilemma, was sich bis Ende März erst einigermaßen auflösen dürfte: Entweder man nimmt die Entlastung der 85% des Nennwertes, die sich zum Umtausch gemeldet haben, und spart dann eben nur etwas weniger als die angepeilten 90% bis 95% der ausstehenden Schuld. Das macht ein paar Milliarden aus und entsprechende Zinsen dafür und sorgt nicht zuletzt für böses Blut in der Gemeinde. Allerdings hat man ja die Möglichkeit, gesetzlich verankert erst seit wenigen Wochen in Athen, die säumigen Ertragsverzichtsmuffel zwangsweise zur Räson zu bringen – mit Klagen und Enteignungen, und dann ist wohl der Versicherungsfall da, das haben die Rating-Agenturen schon erklärt: Dann heißt es Teilzahlungsausfall. Man weiß nicht, was die europäische Rettungsvereinigung bevorzugt – es wird sich in den nächsten Tagen herausstellen. Vorangehen dürften Gespräche in Hinterzimmern. Mit den Zauderern. Bemerkenswert immerhin, dass auch zwei Drittel der nach internationalem Recht in London begebenen Anleihensumme sich zum Umtausch bereit erklärten: Die wären nämlich außerhalb des Wirkungskreises der Athener Justitia. Man kann nur mutmaßen, dass sie sich vor einer tatsächlichen Pleite so sehr gefürchtet haben und um ihren künftigen Ruf so besorgt waren, dass „freiwilliger“ Verzicht das kleinere Übel schien. Womit nun Griechenland in den nächsten Tagen offiziell als Empfänger der nächsten Hilfstranche von 130 Mrd. Euro gekürt werden dürfte. Und damit Europa und der IWF wieder mal erreicht hätten, was man in einem umgedrehten Sprichwort ausdrücken könnte: Geld ist Zeit. Die mühsame Operation an der offenen griechischen Seele verlangt nun aber zwingend nach Folgemaßnahmen. Nicht nur der lange versprochene Bürokratie- und Korruptionsabbau müsste dokumentierbar werden, auch internationale und heimische Pläne zum Aufbau der griechischen Wirtschaft mit Hand und Fuß und notfalls ohne Herz. Denn nicht nur die Hellenen wählen in wenigen Wochen, auch ihre Unterstützer tun das früher oder später. Da käme etwas Perspektive nicht schlecht gelegen. Aber auch das ist nicht so neu.